Text: 1. Petrus 3,8-17 (Übersetzung: Zürcher Bibel)
Die Überschrift ist ein Zitat von Curse aus dem Lied "Freiheit"
Liebe Gemeinde!
Es ist wieder mal Ferienzeit. Viele werden sich aufmachen, in andere Städte, Länder, an Meere und in die Berge fahren und manche werden ein Gefühl erleben, dass sich kaum beschreiben lässt: die Luft, die man einatmet, scheint ganz anders zu riechen, ganz anders zu schmecken, wenn man sie einatmet. Ein Gefühl von Freiheit, Sorglosigkeit, Erholung, klarer, würziger Luft – am liebsten möchte man gar nicht mehr ausatmen, sondern die Luft tief in sich verschließen, mit nach Hause nehmen. Natürlich ist das biologischer Unsinn. Das funktioniert nicht. Man würde eingehen, sterben, wenn man nicht mehr ausatmet, wenn man nur noch einatmet. Biologischer Unsinn, wie gesagt. Aber vom Gefühl her kennen das, denke ich, einige ganz gut: das Gute und Schöne, das ich erlebe, das mir geschenkt wird, in sich aufsaugen, einatmen und nicht mehr hergeben zu wollen. Aber ich glaube, dass hier das Gleiche wie für das Atmen gilt: Wer nicht wieder ausatmet, stirbt. Wer das Schöne, das er erfährt, festhalten will, wer das Gute, dass ihm geschenkt wird, nur für sich selbst behalten will, stirbt vielleicht nicht biologisch, aber die Seele stirbt.
Freiheit kann man nicht eingrenzen, Freiheit muss man ausatmen! Am letzten Mittwoch habe ich diesen Satz, der leider nicht von mir stammt, zum ersten Mal gehört. Kurz zuvor hatte ich mir den Predigttext für heute zum ersten Mal angeschaut – und ich fand sofort, dass dieser Satz auf den Punkt bringt, was da in der Bibel gesagt wird. Freiheit kann man nicht eingrenzen, Freiheit muss man ausatmen! Und was für Freiheit gilt, gilt meiner Meinung nach für Glauben, für Hoffnung und für Liebe ganz genauso. Ich kann das nicht eingrenzen, nicht für mich behalten wollen – dann wird es sinnlos, wertlos, stirbt. Ich muss es ausatmen, weitergeben, weiterschenken. Als Christ zu leben heißt, auszuatmen. Ein Satz aus dem Predigttext, der das für mich auf den Punkt bringt, ist der: Vergeltet nicht Böses mit Bösem, nicht üble Nachrede mit übler Nachrede. Im Gegenteil: Segnet, denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erben. Segnen, das Gute, das Gott uns schenkt, weiterzugeben, das ist unsere Aufgabe. Nicht aufzurechnen, zu vergelten, und Bösen Böses zu tun. Segen weiterschenken. Das ist es. Vielleicht bin ich davon auch im Moment so begeistert, weil ich ein für mich unvergessliches Erlebnis damit vor ein paar Tagen hatte. Als ich mit meiner 10. Klasse über den Verabschiedungsgottesdienst für die Absolventen der Richtsberggesamtschule und seine Gestaltung gesprochen habe, hat eine Schülerin, von der ich das überhaupt nicht erwartet habe, weil sie sich in den vier Jahren, die wir uns durch den Reliunterricht kannten, immer kritisch zum Glauben geäußert hat, gesagt: „Ich will da von ihnen gesegnet werden!“ Meine Antwort war „Klar, gern! Aber dann möchte ich auch von dir gesegnet werden!“ „Das kann ich doch gar nicht“
Predigten und Gedanken aus der Thomaskirche auf dem Richtsberg in Marburg
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Freitag, 29. Juni 2012
Sonntag, 24. Juni 2012
Trösten - Johannistag (3.n.Tr.), 24.06.2012, Reihe IV
Text: Jesaja 40,1-8
Liebe Gemeinde!
Wie viel Trost werden wohl in den nächsten Tagen Schülerinnen und Schüler brauchen? Es gibt mal wieder Zeugnisse. Und da bekommt man es schwarz auf weiß: gut in Mathe! Oder eben vielleicht doch nur ausreichend oder sogar mangelhaft. Sehr gut in Deutsch oder doch nur gerade so ausreichend oder sogar ungenügend. Du darfst weitermachen oder du wirst nicht versetzt, du genügst den Ansprüchen nicht. Und dann mache ich gerade bei den Schülern im 9. und 10. Schuljahr, die schon an Bewerbungen oder einen Schulwechsel denken müssen, die Erfahrung, dass sie unbedingt wissen wollen, wie ich ihr Arbeits- und Sozialverhalten beurteile, die Kopfnoten. Gut, sehr gut – oder doch nur ausreichend oder mangelhaft? Welcher Betrieb wird einen schon in eine Ausbildung über-nehmen, wenn einem bescheinigt wird, dass das Arbeitsver-halten gerade mal ausreichend war oder das Sozialverhalten nicht gut ist? Und dann kommt bei manchen noch das Gefühl dazu, ungerecht beurteilt worden zu sein. Nur weil man Widerworte gegeben hat, wird man schlechter beurteilt. Nur weil man MAAAAAAAAL die Hausaufgaben nicht hatte, bekommt man schlechtere Noten. Ob gerecht oder ungerecht: Manchmal braucht man sicher ganz schön viel Trost, wenn einem ein Zeugnis gegeben wird. Und wieviel Trost werden manche Eltern in diesen Tagen brauchen? Eltern, die Pläne und Hoffnungen für ihre Kinder und mit ihnen hatten, die merken, wie die Kinder leiden und nicht richtig wissen, wie sie ihnen helfen sollen. Eltern, die vielleicht auch merken: meinen Kindern scheint das völlig egal zu sein. Die machen sich nichts aus den Noten, denen ist ihre Zukunft egal, Hauptsache Spaß, was sollen wir da noch machen? Eltern, die sich schuldig fühlen, weil sie ratlos sind? Wie viel Trost wird nötig sein in der nächsten Zeit? Für Kinder und Eltern, für manche von uns in vielleicht ganz anderen Situationen, in denen wir merken: unser Leben würde als Note nicht gerade eine „1“ kriegen. Weil wir selber Sachen falsch gemacht haben, weil wir merken, dass unser Glauben, unsere Hoffnung, unsere Liebe an deutliche Grenzen gestoßen sind, weil uns das Leben mit seiner Härte eingeholt hat und Krankheit oder Tod, Arbeitslosigkeit oder Geldmangel einfach schwer zu ertragen sind?
„Tröstet, tröstet mein Volk“ – der Anfang von dem Predigt-text für heute scheint genau so gemacht worden zu sein, dass er in diese Zeugnistage hinein passt. Natürlich ist er das nicht. Die ersten, die das gehört haben, waren keine traurigen Schüler oder verzweifelten Eltern. Aber es waren Menschen, die merkten: das Zeugnis über mein Leben fällt eigentlich nicht besonders aus – und vielleicht hat das auch was mit mir zu tun und vielleicht hat das auch was damit zu tun, dass Gott eigentlich gute Wege zeigen wollte, die wir als Menschen nicht gegangen sind. Die Menschen, die als erste diese Trostbotschaft hörten, waren Menschen aus Israel, die vor gut 2500 Jahren nach einem verlorenen Krieg aus ihrer Heimat vertreiben wurden und sich im Land des Siegers, ungefähr im heutigen Irak neu ansiedeln mussten. Es ging ihnen nicht furchtbar schlecht, man darf sich das nicht als eine Art KZ vorstellen.
Liebe Gemeinde!
Wie viel Trost werden wohl in den nächsten Tagen Schülerinnen und Schüler brauchen? Es gibt mal wieder Zeugnisse. Und da bekommt man es schwarz auf weiß: gut in Mathe! Oder eben vielleicht doch nur ausreichend oder sogar mangelhaft. Sehr gut in Deutsch oder doch nur gerade so ausreichend oder sogar ungenügend. Du darfst weitermachen oder du wirst nicht versetzt, du genügst den Ansprüchen nicht. Und dann mache ich gerade bei den Schülern im 9. und 10. Schuljahr, die schon an Bewerbungen oder einen Schulwechsel denken müssen, die Erfahrung, dass sie unbedingt wissen wollen, wie ich ihr Arbeits- und Sozialverhalten beurteile, die Kopfnoten. Gut, sehr gut – oder doch nur ausreichend oder mangelhaft? Welcher Betrieb wird einen schon in eine Ausbildung über-nehmen, wenn einem bescheinigt wird, dass das Arbeitsver-halten gerade mal ausreichend war oder das Sozialverhalten nicht gut ist? Und dann kommt bei manchen noch das Gefühl dazu, ungerecht beurteilt worden zu sein. Nur weil man Widerworte gegeben hat, wird man schlechter beurteilt. Nur weil man MAAAAAAAAL die Hausaufgaben nicht hatte, bekommt man schlechtere Noten. Ob gerecht oder ungerecht: Manchmal braucht man sicher ganz schön viel Trost, wenn einem ein Zeugnis gegeben wird. Und wieviel Trost werden manche Eltern in diesen Tagen brauchen? Eltern, die Pläne und Hoffnungen für ihre Kinder und mit ihnen hatten, die merken, wie die Kinder leiden und nicht richtig wissen, wie sie ihnen helfen sollen. Eltern, die vielleicht auch merken: meinen Kindern scheint das völlig egal zu sein. Die machen sich nichts aus den Noten, denen ist ihre Zukunft egal, Hauptsache Spaß, was sollen wir da noch machen? Eltern, die sich schuldig fühlen, weil sie ratlos sind? Wie viel Trost wird nötig sein in der nächsten Zeit? Für Kinder und Eltern, für manche von uns in vielleicht ganz anderen Situationen, in denen wir merken: unser Leben würde als Note nicht gerade eine „1“ kriegen. Weil wir selber Sachen falsch gemacht haben, weil wir merken, dass unser Glauben, unsere Hoffnung, unsere Liebe an deutliche Grenzen gestoßen sind, weil uns das Leben mit seiner Härte eingeholt hat und Krankheit oder Tod, Arbeitslosigkeit oder Geldmangel einfach schwer zu ertragen sind?
„Tröstet, tröstet mein Volk“ – der Anfang von dem Predigt-text für heute scheint genau so gemacht worden zu sein, dass er in diese Zeugnistage hinein passt. Natürlich ist er das nicht. Die ersten, die das gehört haben, waren keine traurigen Schüler oder verzweifelten Eltern. Aber es waren Menschen, die merkten: das Zeugnis über mein Leben fällt eigentlich nicht besonders aus – und vielleicht hat das auch was mit mir zu tun und vielleicht hat das auch was damit zu tun, dass Gott eigentlich gute Wege zeigen wollte, die wir als Menschen nicht gegangen sind. Die Menschen, die als erste diese Trostbotschaft hörten, waren Menschen aus Israel, die vor gut 2500 Jahren nach einem verlorenen Krieg aus ihrer Heimat vertreiben wurden und sich im Land des Siegers, ungefähr im heutigen Irak neu ansiedeln mussten. Es ging ihnen nicht furchtbar schlecht, man darf sich das nicht als eine Art KZ vorstellen.
Sonntag, 17. Juni 2012
Ziel: Liebe! - 2. Sonntag nach Trinitatis, 17.06.202, Reihe IV
Text: 1. Korinther 14,1-5+23-26 (NGÜ)
Liebe Gemeinde!
Menschen werfen vor Begeisterung die Arme in die Luft, rufen unverständliches Zeug, sind total aus dem Häuschen. Wer nichts damit zu tun hat glaubt, in einen Haufen Irrer geraten zu sein. Als ich selber ein paar Jährchen jünger war, möchte ich nicht wissen, was Leute gedacht haben, die mich bei einem Open-Air-Konzert gesehen haben, heute kann sowas vielleicht mal in Frankfurt im Waldstadion passieren. Und vielleicht passiert das ja mir oder anderen heute Abend um 22.30 Uhr hoffentlich, nach einem Sieg von Deutschland gegen Dänemark oder in 14 Tagen nach einem 4:3 nach Verlängerung im Endspiel der EM für Deutschland gegen Holland, die vorher die Spanier rausgeworfen haben. Begeisterung treibt Menschen dazu, manchmal nach außen ziemlich merkwürdige Dinge zu tun. Bei uns bringt man das mit Konzerten oder Sport in Verbindung, eigentlich nicht mit Kirche. In der Kirche flippt keiner begeistert aus. In Deutschland zumindest eher nicht. In anderen Kirchen, in Nord- und Südamerika oder in Afrika, findet man das öfter mal. Und vielleicht hat der eine oder die andere hier das schon mal persönlich erlebt oder zumindest im Fernsehen gesehen. Bilder von Menschen in Gottesdiensten, die begeistert die Hände nach oben reißen, die anfangen zu tanzen zu rufen, keine richtigen Sätze, sondern die so begeistert sind, dass es keine richtigen Worte für das gibt, was Gottes Geist in ihnen und durch sie macht. Ich glaube, hier im Got-tesdienst wären die allermeisten ziemlich verwundert, wenn jemand anfangen würde, so zu beten.
Das ist eigentlich nichts anderes als die „von Gott einge-gebene Sprache“, von der Paulus redet, wörtlich schreibt er vom „Reden in Zungen“. Manche finden es schade, dass es das bei uns so selten gibt. Andere sind sicher ganz froh. Vom Glauben an Gott begeistert zu sein, ist etwas ganz tolles. Und ich bin froh, dass viele Menschen auf so unterschiedliche Art hier bei uns begeistert sind. Ich denke an
Liebe Gemeinde!
Menschen werfen vor Begeisterung die Arme in die Luft, rufen unverständliches Zeug, sind total aus dem Häuschen. Wer nichts damit zu tun hat glaubt, in einen Haufen Irrer geraten zu sein. Als ich selber ein paar Jährchen jünger war, möchte ich nicht wissen, was Leute gedacht haben, die mich bei einem Open-Air-Konzert gesehen haben, heute kann sowas vielleicht mal in Frankfurt im Waldstadion passieren. Und vielleicht passiert das ja mir oder anderen heute Abend um 22.30 Uhr hoffentlich, nach einem Sieg von Deutschland gegen Dänemark oder in 14 Tagen nach einem 4:3 nach Verlängerung im Endspiel der EM für Deutschland gegen Holland, die vorher die Spanier rausgeworfen haben. Begeisterung treibt Menschen dazu, manchmal nach außen ziemlich merkwürdige Dinge zu tun. Bei uns bringt man das mit Konzerten oder Sport in Verbindung, eigentlich nicht mit Kirche. In der Kirche flippt keiner begeistert aus. In Deutschland zumindest eher nicht. In anderen Kirchen, in Nord- und Südamerika oder in Afrika, findet man das öfter mal. Und vielleicht hat der eine oder die andere hier das schon mal persönlich erlebt oder zumindest im Fernsehen gesehen. Bilder von Menschen in Gottesdiensten, die begeistert die Hände nach oben reißen, die anfangen zu tanzen zu rufen, keine richtigen Sätze, sondern die so begeistert sind, dass es keine richtigen Worte für das gibt, was Gottes Geist in ihnen und durch sie macht. Ich glaube, hier im Got-tesdienst wären die allermeisten ziemlich verwundert, wenn jemand anfangen würde, so zu beten.
Das ist eigentlich nichts anderes als die „von Gott einge-gebene Sprache“, von der Paulus redet, wörtlich schreibt er vom „Reden in Zungen“. Manche finden es schade, dass es das bei uns so selten gibt. Andere sind sicher ganz froh. Vom Glauben an Gott begeistert zu sein, ist etwas ganz tolles. Und ich bin froh, dass viele Menschen auf so unterschiedliche Art hier bei uns begeistert sind. Ich denke an
Sonntag, 3. Juni 2012
Gott macht auch aus Schlechtem Gutes - Trinitatis, 03.06.12
Statt Reihe IV habe ich Reihe V gewählt, weil in diesem Gottesdienst die neuen Konfis begrüßt wurden und eine frisch Konfirmierte mit mir gepredigt hat. Ihr fiel zum Segen einfach mehr ein, deshalb de Text:
4. Mose 6,22-27
UKB: Liebe Gemeinde!
Nein, der Gottesdienst ist noch nicht vorbei, auch wenn gerade der Segen vorgelesen wurde, der am Ende von jedem Gottesdienst hier bei uns und in den meisten anderen Kirchen gesagt wird. Es ist eigentlich Zufall, dass für diesen Sonntag, an dem bei uns in der Thomaskirche die neuen Konfis begrüßt werden, der Segen als Bibeltext für die Predigt „dran“ ist. Aber ich finde es ganz passend, gerade an so einem Tag sich mal Gedanken darüber zu machen, was für viele, die immer kommen, ganz normal und selbstverständlich ist. Für viele Konfis ist es nicht so. Am Dienstag haben wir ja auch mal über den Gottesdienst gesprochen und was so dazugehört. Der Segen wurde erst relativ spät genannt und als dann markiert werden sollte, was einem gut gefällt oder wichtig ist, da waren es nur ganz wenige, die das markiert haben. Gut, dass ich heute eine Expertin habe, die mit mir predigt. Milena, du bist ja erst seit fünf Wochen konfirmiert und kannst dich bestimmt auch noch gut an die Zeit erinnern, als du mit Konfer angefangen hast. Wie geht’s dir denn mit dem Segen?
Milena: Ich kannte das vorher auch nicht so wirklich, weil ich vor Konfer nicht oft im Gottesdienst war. Aber jetzt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass es auch anders sein könnte. Ich finde es richtig gut, dass der Segen am Ende da ist. Da kriege ich ein richtig gutes Gefühl. Ich weiß dann, dass Gott auch für mich da ist. „Der Herr segne dich und behüte dich“ – das fasst noch mal alles zusammen, was wichtig ist. So vor dem Rausgehen. Gott ist nicht nur in der Kirche bei mir, sondern auch wenn ich rausgehe. Beim Hiphop oder in der Schule oder wenn ich mit meinen Freunden oder meiner Familie zusammen bin. Gott ist da und passt auf mich auf.
UKB: Ich finde es schön, dass du das so siehst. Ich hab mich auch richtig gefreut, als du vor ein paar Wochen gesagt hast, dass du mal mit mir predigen willst und auch was von deinem Glauben erzählen willst. Das ist ja überhaupt nicht selbstverständlich. Bist du da eigentlich von allein drauf gekommen? Hast du plötzlich irgendwie angefangen, an Gott zu glauben und den Segen für dich so wichtig zu nehmen?
Milena: Für mich ist der Glauben an Gott was ganz normales geworden. Aber viele von den Leuten aus meiner Klasse und von den anderen, mit denen ich befreundet bin, sehen das auch ganz anders.
4. Mose 6,22-27
UKB: Liebe Gemeinde!
Nein, der Gottesdienst ist noch nicht vorbei, auch wenn gerade der Segen vorgelesen wurde, der am Ende von jedem Gottesdienst hier bei uns und in den meisten anderen Kirchen gesagt wird. Es ist eigentlich Zufall, dass für diesen Sonntag, an dem bei uns in der Thomaskirche die neuen Konfis begrüßt werden, der Segen als Bibeltext für die Predigt „dran“ ist. Aber ich finde es ganz passend, gerade an so einem Tag sich mal Gedanken darüber zu machen, was für viele, die immer kommen, ganz normal und selbstverständlich ist. Für viele Konfis ist es nicht so. Am Dienstag haben wir ja auch mal über den Gottesdienst gesprochen und was so dazugehört. Der Segen wurde erst relativ spät genannt und als dann markiert werden sollte, was einem gut gefällt oder wichtig ist, da waren es nur ganz wenige, die das markiert haben. Gut, dass ich heute eine Expertin habe, die mit mir predigt. Milena, du bist ja erst seit fünf Wochen konfirmiert und kannst dich bestimmt auch noch gut an die Zeit erinnern, als du mit Konfer angefangen hast. Wie geht’s dir denn mit dem Segen?
Milena: Ich kannte das vorher auch nicht so wirklich, weil ich vor Konfer nicht oft im Gottesdienst war. Aber jetzt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass es auch anders sein könnte. Ich finde es richtig gut, dass der Segen am Ende da ist. Da kriege ich ein richtig gutes Gefühl. Ich weiß dann, dass Gott auch für mich da ist. „Der Herr segne dich und behüte dich“ – das fasst noch mal alles zusammen, was wichtig ist. So vor dem Rausgehen. Gott ist nicht nur in der Kirche bei mir, sondern auch wenn ich rausgehe. Beim Hiphop oder in der Schule oder wenn ich mit meinen Freunden oder meiner Familie zusammen bin. Gott ist da und passt auf mich auf.
UKB: Ich finde es schön, dass du das so siehst. Ich hab mich auch richtig gefreut, als du vor ein paar Wochen gesagt hast, dass du mal mit mir predigen willst und auch was von deinem Glauben erzählen willst. Das ist ja überhaupt nicht selbstverständlich. Bist du da eigentlich von allein drauf gekommen? Hast du plötzlich irgendwie angefangen, an Gott zu glauben und den Segen für dich so wichtig zu nehmen?
Milena: Für mich ist der Glauben an Gott was ganz normales geworden. Aber viele von den Leuten aus meiner Klasse und von den anderen, mit denen ich befreundet bin, sehen das auch ganz anders.
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