Predigt Silvester 12, Jahreslosung 2013: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (Hebr. 13,14)
Liebe Gemeinde!
Wir leben dazwischen. Selten wird mir das so bewusst wie in diesen Tagen. In den Tagen, die man „zwischen den Jahren“ nennt, an Silvester, dem letzten Tag des Jahres. Eigentlich passiert ja gar nichts Aufregendes. Genauso wie am 9. Januar, am 24. März oder am 17. Oktober geht die Sonne unter und aller Wahrscheinlichkeit auch wieder auf, machen Menschen in der Welt unterschiedliche Dinge, gibt es fröhliche und traurige Menschen, werden Kinder geboren und andere Menschen sterben. Es gibt Kriege, Hunger und Elend genauso wie viele Gelegenheiten, sich zu freuen. Es passiert nichts Außergewöhnliches. Wenn man Papierkalender hat, wird eben ein neuer aufgehängt oder in die Tasche gesteckt. Den Nutzern elektronischer Kalender wird einfach morgen früh eine andere Jahreszahl angezeigt. Trotzdem bringen mich diese Tage, insbesondere der letzte Tag des Jahres, immer wieder zum Nachdenken. Die Zeit vergeht eben nicht nur irgendwie neutral, sondern mit ihr vergeht unweigerlich auch ein Stück eigenes Leben. Wieder ein Stück Zeit, das eben noch als Zukunft vor mir lag und nun Vergangenheit geworden ist. Prägungen für das weitere Leben waren vielleicht dabei, vieles aber auch, was jetzt schon nicht mehr richtig erinnert werden kann, was verschwimmen und vergehen wird. Nichts bleibt für die Ewigkeit, noch nicht mal die Erinnerung. Oder bleibt doch etwas? Die Hoffnung auf eine Zukunft, die gut sein wird? Das Vertrauen in einen Gott, der vor aller Zeit war, der sich in dieser Zeit erfahren lässt und der nach aller Zeit noch sein wird? Gott, der uns in dieser Zeit hält, der uns hilft, diese Zeit anzunehmen und der uns über diese Zeit hinausführt? Ist es das, was bleibt? Oder die Erfahrung, dass im Gedächtnis der Menschen und der Menschheit sehr wohl Platz ist für Geschichte, dass wir sehr wohl Wurzeln in der Vergangenheit haben und um diese Wurzeln wissen? Vergehen oder Bleiben?
Wir leben dazwischen, finde ich. Zwischen ernüchternder Erfahrung und lebendiger Hoffnung. Beides ist Teil unseres Lebens. Beides gehört zum Menschsein und vor allem zum Christsein dazu. Wir leben dazwischen. Denn da spielt sich Leben ab. Zwischen dem Wunsch nach Halt, Ruhe und Beständigkeit und der Sehnsucht und Hoffnung auf eine möglichst gute und bessere Zukunft. Manchmal bildet sich das auch räumlich ab. Mir begegnen immer wieder Menschen, die sagen: „Es ist doch furchtbar, so ein eigenes Haus, eine gut eingerichtete Wohnung zu haben.