Vorher jede Menge Fotos machen
Liebe Gemeinde!
Vielleicht haben eben manche gedacht: Warum läuft denn der Pfarrer so aufgeregt rum und macht dauernd Fotos? Ich habe einen guten Grund! Damit ich in Zukunft in der Schule oder in Konfer nicht mehr drüber reden muss, was Weihnachten eigentlich ist, damit ich auch nächstes Jahr keine Predigten mehr zu Weihnachten machen muss, will ich ein Bild haben, das das perfekte Weihnachtsbild ist. Das häng ich dann einfach in, alle sehen es und verstehen gleich: Ja, das ist Weihnachten. Prima! Aber ich hab eine Schwierigkeit: Was soll drauf auf das perfekte Weihnachtsbild? Das Krippenspiel eben? Keine schlechte Idee! Da sind irgendwie alle dabei gewesen, die dazugehören: die Engel und die Hirten, die heiligen drei Könige, die Wirte und natürlich Maria und Josef, auch wenn’s aus Mangel an Jungs, die mitspielen wollten, eigentlich eine Josefine war. Aber so ohne Text, einfach auf dem Bild - vielleicht versteht man das ja gar nicht! Vielleicht sollte ich lieber ein Bild vom Weihnachtsbaum machen! Der gehört doch dazu. Aber so richtig das perfekte Bild ist das auch nicht. Was ist mit den Leuten, die keinen haben oder in Ländern wohnen, in denen es keine gibt? Die verstehen das ja dann nicht. Dann vielleicht doch lieber Bilder von Geschenken! Aber die gibt’s ja auch zum Geburtstag, zur Hochzeit, zu vielen anderen Gelegenheiten. Vielleicht könnte man am Papier erkennen, dass es Weihnachten ist, aber perfekt wäre das nicht, man müsste doch viel zu genau hinschauen! Vielleicht sollte ich ja ein Bild von der Kirche machen! Weihnachten ist ja schließlich ein kirchliches Fest! Aber für viele Menschen ist es ganz unnormal, sogar störend, Weihnachten in die Kirche zu gehen. Die Bescherung, das Kochen, das Essen - da stört so ein Gottesdienst nur. Mit hin- und Rückweg ist das über eine Stunde Zeit, die fehlt! Man kann es nicht jedem Recht machen! Sollte ich doch vielleicht aufhören, das perfekte Weihnachtsbild zu suchen? Mmh! Vielleicht gibt es das ja doch irgendwie. die Engel im Himmel wollten Jesus einmal eine Freude zum Geburtstag machen. Sie wollten ihm das perfekte Bild schenken, das genau zu seiner Geburt passt. Sie haben die berühmtesten Bilder, die je gemalt wurden, von alten und neuen Meistern, von Rembrandt und Picasso zusammengeholt. Viele Millionen Euro waren die wert. Weil sie sich nicht einigen konnten, welches das Schönste ist, sollte Jesus sich einfach eins aussuchen. Sie bauten eine Ausstellung auf, Jesus kam und die Engel überlegten schon, ob er lieber einen Rembrandt oder doch etwas Modernes nehmen würde. Jesus ging an allen Bildern vorbei, nichts schien ihm so richtig zu gefallen. Auf einmal strahlten seine Augen. Der Oberengel war entsetzt! Zwischen all die schönen Bilder hatte ein vorwitziger Nachwuchsengel das Bild eines behinderten Jungen gehängt. Der Oberengel wollte es schnell noch abhängen. Aber Jesus nahm es und sagte: Das ist es! Ein Mensch, der nicht perfekt ist! Deshalb bin ich geboren. Deshalb ist Weihnachten!
Das perfekte Weihnachtsbild - ich glaube, ich lasse es. Das gibt’s nicht. Weil’s keine perfekten Menschen gibt. Gott ist in die Welt gekommen, Jesus wurde geboren, weil wir Menschen nicht perfekt sind. Weil wir ihn brauchen. Damit wir merken: Wir müssen nicht perfekt sein, damit Gott uns liebt. Gott will uns und er leibt uns. Und mit uns auch die, mit denen wir uns schwer tun und mit denen wir es schwer haben. Gott leibt diese Welt. DIESE Welt, nicht eine perfekte Traumwelt. Deshalb gibt es kein perfektes Weihnachtsbild? Oder doch? Was ist denn, wenn ich ein Bild von Julia mache? Und eins von Felix? Und eins von Herrn A.? Und eins von Frau K.? Und eins von Gina? Und eins von? Ach, das wird ja nie fertig! So, wie Gott nie mit uns fertig wird und seine Liebe zu uns nie fertig wird. Deshalb: Hören wir einfach auf, Bilder zu machen und fangen wir an, zu feiern! Dass Gott uns lieb hat, dass wir liebenswert sind, dass Weihnachten ist.
Amen.
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