Liebe Gemeinde!
Vorfreude ist die schönste Freude! Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen dieser Satz wahr zu sein scheint. Vor dem Urlaub. Wochenlang wird geplant, und jeden Tag steigt die Freude. Bald ist es soweit. Vorfreude. Und dann… - war die Hinreise so anstrengend, ist die Unterkunft nicht so, wie gedacht, ist das Wetter nicht so prickelnd, ist alles sowieso viel zu schnell vorbei. Weihnachten… - und dann hat’s nicht geschneit, ist es viel zu warm, waren die Geschenke nicht so passend… Das erste Wiedersehen mit alten Freunden nach langer Zeit – und dann merkt man, dass man sich nur noch wenig zu sagen hat, wird man dauernd auf die grauer gewordenen Haare oder den größer gewordenen Bauch angesprochen oder man muss sich ständig anhören, wie supertoll es bei den andere im Beruf läuft oder wie perfekt die Kinder sind. Klar, es läuft nicht immer so negativ. Gut so! Aber jeder kennt, glaube ich, aus eigener Erfahrungen solche Erlebnisse, bei denen die Vorfreude groß war – und dann schnell genug die Ernüchterung kam. Ich kenne das auch. Und trotzdem: immer wieder kommt Vorfreude auf, wenn die Hoffnung da ist, das bald etwas richtig Schönes passieren wird. Trotz aller Alltagserfahrungen, trotz allem, was im Moment schwer ist und was auch nicht so laufen wird, wie ich es mir ausmale: Vorfreude ist in jedem Fall eine schöne, manchmal auch die schönste Freude. Um Vorfreude geht es auch in den Versen aus dem Buch Jesaja, die heute als Predigttext vorgeschlagen sind. Da heißt es: (Jesaja 12,1-6, Zürcher)
Möge dein Zorn sich wenden, dass du mich tröstest. Offensichtlich ist das im Moment noch gar nicht so. Offensichtlich gibt es im Moment vieles, was Gott als den, der zornig ist, der Leben schwer macht, erscheinen lässt. Und obwohl Gott nicht der liebe Gott ist, der schön brav macht, was die Menschen wollen, damit sie immer so weiter machen können und sich nichts ändern muss, obwohl Gott ganz offensichtlich den Menschen eine Menge zumutet, geht es dann vor lauter Vorfreude richtig stark weiter, so, als ob das alles schon längst passiert wäre. Die Hoffnung auf eine gute Zukunft mit Gott, die Vorfreude darauf, lässt die schwere Gegenwart nicht nur erträglich sein, sondern lässt sie gar nicht mehr so ins Gewicht fallen: Sieh, Gott ist meine Rettung! Ich bin voll Vertrauen und habe keine Angst, denn meine Stärke und meine Kraft ist Gott, der HERR: Er war meine Rettung. In der Musik würde man vielleicht sagen, dass das, was wir hier haben, ein Remix ist. Ein Lied wird neu abgemischt, mit andere Instrumenten unterlegt, mit einem veränderten Rhythmus versehen, so dass es neu und frisch wirkt und ganz eigen, obwohl es manchmal schon ein paar Jährchen alt ist und es in der alten Version niemand mehr hören wollte. Hier wird auch ein Lied zitiert. Die Bibel erzählt, dass Miriam, die Schwester von Mose, es gesungen hat, nachdem die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten weggelaufen waren und die Armee des Pharaos am Schilfmeer vernichtet wurde, so dass der Weg in die Freiheit endgültig offen war. Mit fast genau den gleichen Worten hat Miriam gesungen, so wird es im 2. Buch Mose erzählt. Offensichtlich hat es den Menschen unglaublich viel Hoffnung gemacht, dass andere, lange vor ihrer Zeit, so begeistert Gott loben konnten, weil sie erfahren haben: Gott befreit uns. Gott hält auch in schweren Zeiten zu uns und er eröffnet uns Wege in die Freiheit. Und lange Zeit danach der Remix: Das gleiche Lied, aber neu, anders, frisch. So, dass es für heute, für die Gegenwart der Menschen, die Gott in einer neuen traurigen Situation brauchen, wirklich zu einem Lied wird, dass die Traurigkeit und das Böse zwar nicht ungeschehen macht, aber das frische Hoffnung weckt. Und Dankbarkeit trotz allem, was drum herum ist. Vorfreude ist die schönste Freude. Weil sie kraftvolle