Wer darf eigentlich Weihnachten feiern? Manchmal habe ich den Eindruck, es gibt gerade zu Weihnachten so eine Art Führerschein. Und da sollte man auch so etwas wie eine Prüfung bestehen. Und anders als beim Autoführerschein, den man frühestens mit 17 machen darf, scheint es beim Weihnachtsführerschein so zu sein, dass man ihn als Kind viel leichter bekommt.
(Ein Kind nach vorn holen) So, jetzt schauen wir mal, ob du Weihnachten feiern darfst. (Fragen checken).
Alles klar, das lassen wir mal so gelten – Weihnachts-Checker mit Weihnachtsführerschein! Aber eigentlich kann man den Führerschein für Weihnachten gleich zerreißen. Gut, dass es so etwas nicht gibt, finde ich. Jeder darf Weihnachten feiern. In dem Krippenspiel von den Kindern eben ging es vor allem drum, dass Gott auch zu den Kindern kommt. Und dass Jesus ganz besonders für die traurigen Kinder gekommen ist. Und für die Bettler, die nichts haben. Und für die Hirten, die hart arbeiten müssen und die von den reichen Leuten vielleicht gar nicht so ernst genommen werden. Ja, das ist das Tolle an dem, was wir Weihnachten feiern: Gott zeigt uns durch das Jesuskind, dass Kinder nicht weniger wert sind als Erwachsene. Und dass für ihn nicht nur die Menschen wichtig sind, die viel Geld haben oder die alle gut kennen und mögen, sondern auch die, die vergessen werden, die arm sind und die hart arbeiten müssen.
Aber Weihnachten wird es eben nicht nur für Kinder und für besonders arme Leute. Gott sei Dank muss man mit 18 oder 20 den Weihnachtsführerschein nicht neu machen.
Gott sei Dank darf man so lange man lebt Weihnachten feiern. Jesus ist nämlich auch für die gestressten Eltern da. Und ich glaube auch, dass für Eltern der Sinn von Weihnachten mehr ist, als Geschenke zu besorgen oder alles so hinzukriegen, dass es für andere, für die Kleinen oder für die Großeltern oder für andere perfekt wird. Gott sei Dank müssen wir keine Prüfungen für den Weihnachtsführerschein ablegen, sondern wir kriegen ihn einfach so geschenkt. Gott lädt uns alle zum Mitfeiern ein: Kinder und Erwachsene, vergessene und die, die im Mittelpunkt stehen… Gestresste und Entspannte. Fröhli-che und Leute, denen nur noch zum Weinen zu Mute ist. Durch Jesus zeigt Gott allen Menschen: Ich liebe euch. Ich komme zu euch, damit ihr selbst menschlich werden könnt. Damit ihr euch gegenseitig neu sehen könnt. Damit ihr euch auch mal ausruhen könnt. Bei mir, an der Krippe, zu Weihnachten – und hoffentlich dadurch auch für die anderen Tage Kraft bekommt. Damit ihr euch gegenseitig besser sehen könnt und keiner mehr das Gefühl haben muss, vergessen zu sein. Weihnachten ohne Stress. Ohne Prüfung. Ein Fest – nicht nur für die Kinder, nicht nur für die Armen. Sondern für die Menschen. Für alle Menschen. Ein Fest, das jeder feiern darf. Weil Gott uns liebt. Weil Gott uns sich selber schenkt. Amen
Das Gotteskind und die Menschenkinder
Mitwirkende:
- Erzähler/in
- Maria und Josef - Wirt
- vier Kinder
- zwei Hirten
- Joel, der Bettler
Der Aufbruch
Erzähler/in: Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war. Damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger.
Josef: (tritt auf, er ruft) Maria, komm, lass uns jetzt gehen, wir haben einen weiten Weg vor uns!
Maria: (erscheint mit einer Tasche oder Ähnlichem) Hier bin ich. Ja, wir wollen gehen. Ich freue mich so auf Bethlehem. Dort ist der große König David geboren. Von dort stammen unsere Vorfahren her. - Josef, wir wollen uns von unseren Nachbarn verabschieden!
Maria und Josef: (treten vor, rufen ins Publikum und winken) Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!
Kinder: (rufen zurück) Gute Reise! Kommt bald wieder
Die Herbergssuche
Maria und Josef treten auf
Wirt: Nein, alle Zimmer sind belegt. Ihr seid zu spät dran. So, wie ihr ausseht, seid ihr sowieso ein Fall für die Sozialstation. Geht doch dorthin!
Maria: Aber wir erwarten ein Kind!
Wirt: Was? Ein Kind? Kindergeschrei, das fehlte mir grade noch. So geht doch endlich. Merkt ihr nicht, dass ihr den ganzen Betrieb aufhaltet?
Maria: Oh, Josef, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich habe mich so auf Bethlehem gefreut. Ich war so froh, so glücklich, als der Engel zu mir sagte: »Du Auserwählte - durch dich soll Gottes Kind auf die Erde kommen!« - Und jetzt erscheint mir das alles wie ein ferner Traum. Ich bin so müde.
Josef: Setz dich hierher, Maria. (Er deutet auf einen Holzklotz oder ähnliches.)
Maria: Das tut gut.
Josef: Ich gehe da hinüber und sehe nach, ob es noch irgendwo einen Platz
für uns gibt. - (Josef geht und kommt nach einer kleinen Weile zurück.) - Komm, Maria,
dort drüben ist ein Stall. Er ist warm und trocken. Heu und Stroh sind da und eine kleine Futterkrippe.
(Während die Gemeinde ein Lied singt, wird die Krippe aufgebaut.)
Die Kinder
Lautes Klopfen, drei bis fünf Kinder stehen da.
Josef: Wer seid ihr denn?
Kind 1: Wir sind Kinder aus Bethlehem. Wir sind auf uns selbst gestellt, weil niemand für uns Zeit hat.
Maria: Wie sollen wir das verstehen? Kind 2: Unsere Eltern sorgen nicht mehr für uns, wir sind mal hier, mal da.
Kind 3: Und manchmal übernachten wir hier im Stall.
Josef: (zu Kind 1) Du bist also ein Kind, ein vergessenes Kind?
Kind 1: Ja, mein Vater hat den größten Gasthof hier in Bethlehem. Noch nie war so ein Betrieb bei uns wie heute, wegen der Volkszählung. Wenn ich meinen Vater etwas fragen will, sagt er: »Geh zu deiner Mutter. Ich hab jetzt keine Zeit.« Sage ich zu meiner Mutter: »Der große Stern macht mir Angst.«, fragt sie bloß: »Welcher Stern? Ich kann jetzt nicht in den Himmel gucken, ich muss mit meinen Rechnungsbüchern klarkommen. Geh ins Bett, Kind!« Meine Eltern merken gar nicht, dass ich jede Nacht mit meinen Freunden hier unterwegs bin.
Kind 2: Und als wir gerade die Straße heraufkamen, sagte die Kleine hier:
Kind 4: Der große Stern steht genau über unserem Stall!
Kind 2: Ich sagte: »Du spinnst!«
Kind 3: Aber ich habe gesehen, dass Licht im Stall brennt.
Kind 2: Und deswegen haben wir hereingeschaut.
Kind 3: Oh, seht nur, da ist ein kleines Kind! Psst - es schläft!
Kind 4: Wie heißt es?
Maria: Es ist heute Nacht geboren. Der Engel hat gesagt, es soll »Jesus« heißen. Er hat auch gesagt, wenn das Kind groß ist, wird es uns Frieden und Gerechtigkeit bringen.
Kind 1: Das ist gut. Und deshalb leuchtet der Stern über dem Stall.
Kind 2: Dürfen wir dem Kind ein Lied singen?
Maria und Josef: Ja gerne, das gefällt uns und dem Kind.
Lied: Gottes Liebe ist so wunderbar (KG 146)
Joel und die Hirten
Mitten in die Musik hinein: lautes Husten.
Kind 1: Oh weh, das ist Joel, der Bettler.
Kind 2: Der übernachtet auch manchmal hier. Der wird sauer sein, wenn hier schon Leute sind.
Joel: (kommt hustend herein) Was ist denn hier los?
Kind 3: Joel, sieh mal, hier ist ein kleines Kind. Es ist heute Nacht geboren. Der Engel hat gesagt
Joel: (unterbricht) ... es gibt keine Engel. Es gibt nur böse Menschen.
Josef: Joel, wie kannst du nur so etwas sagen. Du kannst ruhig im Heu dahinten schlafen. Wir werden ganz leise sein.
Joel: (zeigt auf die Kinder) Die da und leise, ha! Ich kenn euch gut. Wie oft schnappt ihr mir die besten Brocken weg!
Kind 4: Wir haben auch Hunger, Joel.
Stimme: (noch nicht zu sehen, ruft Laut) Ist hier ein neugeborenes Kind? Es muss in einer Futterkrippe liegen.
Kind 2: Hört doch, da sucht jemand den kleinen Jesus.
Kind 1: (der Stimme entgegengehend) Komm hierher, da bist du richtig.
Zwei Hirten: (kommen in den Stall und bleiben vor der Krippe stehen) Das muss das Kind sein, das wir suchen. Gottes Kind!
Josef: Woher wisst ihr denn, dass dies Gottes Kind ist?
Hirte 1: Ein Engel hat es uns gesagt.
Joel: (laut und grob) Es gibt keine Engel.
Die Hirten: Aber wir haben Engel gesehen.
Die Kinder: Erzählt, erzählt!
Hirte 2: Wir saßen nach dem Abendbrot um die Feuerstelle. Es war schon dunkel. Der Vater besprach mit den Hirten die Arbeiten des nächsten Tages. Und dann redeten sie über den merkwürdigen Schweifstern am Himmel. Einer sagte: »So ein Stern bringt Unglück.«. Aber der uralte Hirte Dan sagte: »In den alten Schriften steht geschrieben, wenn so ein Stern erscheint, wird der König des Friedens geboren.«
Hirte 1: Plötzlich wurde es taghell. Und wie ein Blitz vom Himmel herabfährt, so stand er vor uns. Wir waren furchtbarerschrocken. Einige von uns sprangen auf. Es wurde so hell, dass wir unsere Augen mit den Armen und Händen schützen mussten. Wir wagten sie erst wieder aufzumachen, als wir die Stimme hörten: »Fürchtet euch nicht!«
Hirte 2: Und der Engel sagte zu uns weiter: »Ich bringe euch eine gute Botschaft, große Freude, die alle Menschen erfahren sollen. In Bethlehem, in einem Stall, ist der Heiland geboren. Gottes Sohn ist Mensch geworden. Der Retter der Welt. Seine Mutter hat ihn in Windeln gewickelt und in eine Futterkrippe gelegt, weil sonst kein Platz für ihn war. Die Krippe ist das Zeichen, wenn ihr ihn, nachher sucht.« - Kleine Stille. -
Kind 3: Und dann?
Hirte 1: Und dann war es, als ob am Himmel ein großes Tor aufgestoßen würde, denn es waren da Engel, die lobten Gott und sprachen: »Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden, weil Gott alle Menschen liebt.«. Dann sangen sie ein Lied, so etwas Wunderbares habt ihr noch nie gehört. Der ganze Himmel war erfüllt davon.
Kind 4: Und dann? Erzählt weiter!
Hirte 2: Eine Weile war es ganz still. Dann sagte einer von uns: »Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen und das Kind suchen.« Der Vater sagte: »Das Kind liegt in einer Futterkrippe - dann sind die Eltern arme Leute.« Da ist jeder zu seinem Zelt gegangen, um etwas zum Mitnehmen zu holen.
Hirte 1: Zu uns sagte der Vater: »Lauft voraus und seht nach, wo das Gotteskind, ist!«
Joel: Das habt ihr alles wirklich erlebt? Das ist also alles wahr?
Hirten: Mit unseren eigenen Augen haben wir es gesehen. Alles, was wir erzählt haben.
Joel geht zur Krippe und bleibt davor stehen.
Kind 1: Heißt das, dass Gott auch, zu uns Kindern kommt?
Kind 4: Dann wird Gott ja ein Menschenkind. So wie wir.
Kind 3: Bei Gott sind wir Kinder dann nicht verlassen oder vergessen?
Hirte 1: Bei Gott ist durch dieses Kind kein Mensch vergessen oder verlassen.
Hirte, 2: Gott kommt durch dieses Kind allen Menschen nahe.
Elisabeth Braun
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