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Samstag, 20. April 2013

Keine Angst, die beißt nicht, die Liebe - Konfirmation 2013

Text: 1. Johannes 4,9.10.16.18.19
Liebe Konfis, liebe Gemeinde!
Er zu ihr, frisch verliebt: Schatz, weißt du, wir sind jetzt schon vier Wochen zusammen und ich liebe dich wie am allerersten Tag. Eigentlich noch viel mehr. Und ich will dir jetzt was sagen, was ich noch nie im Leben einem Mädchen gesagt habe. Was, was mir total wichtig ist. Jetzt ist es endlich so weit. Schatz, willst du heute Abend mit mir und Marc und Niko Black Ops 2 zocken?
Anderer Tag, anderes Paar, sie zu ihm: Schatz, weißt du, wir sind jetzt schon vier Wochen zusammen und ich liebe dich wie am allerersten Tag. Eigentlich noch viel mehr. Und ich will dir jetzt was sagen, was ich noch nie im Leben einem Jungen gesagt habe. Was, was mir total wichtig ist. Jetzt ist es endlich so weit. Schatz, willst du morgen mit mir und meinen Mädels bei H&M shoppen gehen und hinterher einen richtig schönen Cappuccino trinken?
Das Ende zweier wunderbarer Beziehungen? Wer weiß?! Natürlich gibt’s Mädels, die gern Computer zocken und Jungs, die gern mal shoppen gehen. Aber ich glaube, dass sich die wenigsten Mädchen und Frauen über einen Abend mit den besten Kumpels des Freundes und einem relativ brutalen Computerspiel und die wenigsten Jungs oder Männer über eine Shopping-Cappuccino-Tour mit den besten Freundinnen der eigenen Freundin freuen würden. Es könnte das Ende der Beziehung sein, der Liebe. Vielleicht, weil der Gedanke da ist: „Sag mal, hat der (oder die) mich in den vier Wochen nicht besser kennengelernt? Denkt der (oder die) nur an die eigenen Hobbys und Freunde? Anscheinend bin ich ihm (oder ihr) gar nicht wichtig!“ Da gibt sich jemand keine Mühe, mal nachzudenken, was ich brauche, denke, fühle – also hat das alles keinen Sinn. Es könnte das Ende sein. Es könnte aber auch der Start in eine neue Phase sein. „Okay, das ist zwar nicht mein Traum, aber offensichtlich liebt er oder sie mich so, dass er oder sie mich bei etwas dabei haben will, was sehr wichtig ist. Und offensichtlich bin ich ihm oder ihr vor seinen Freunden oder ihren Freundinnen nicht peinlich!“ Beides denkbar – das Ende oder die Vertiefung der Liebe. Wer weiß?! Eben keiner. Liebe kann man nicht wissen. Liebe kann man nur leben. Liebe ist etwas höchst Lebendiges. Sie kann wachsen oder eingehen, sie muss gepflegt werden und ist nie unabhängig von denen, die lieben. Es gibt keine objektive Liebe, die man betrachten und beschreiben und dann wieder weglegen kann. Liebe ist immer subjektiv. Weil da immer Subjekte, eigene Persönlichkeiten, die nicht austauschbar sind, miteinander eine Beziehung haben. Ich will jetzt in der Predigt keinen Beziehungsratgeber für die erste oder zweite Liebe von Konfis, die schon da ist oder die noch kommen wird, geben. Mir ist nur aufgefallen, dass neun von sechzehn Konfis
sich einen Bibelvers als Konfirmationsspruch ausgesucht haben, in dem es um die Liebe geht. Liebe ist also offensichtlich etwas ganz Wichtiges. Und Liebe hat ganz viel mit Jesus zu tun. Obwohl der Teil der Bibel, in dem es um Jesus geht, das Neue Testament, nur so ungefähr 1/3 der Bibel ausmacht, sind doch mehr als 2/3 der Bibelstellen, in denen es um Liebe geht, in diesem Teil der Bibel. Also: wie ist das eigentlich mit der Liebe, die so schön und so kompliziert sein kann und die absolut lebenswichtig ist? Wie ist das mit der Liebe der Freundin und des Freundes, der Eltern und der anderen, mit der Liebe von Gott, von Jesus? Im 1. Johannesbrief steht ganz viel dazu. Unter anderem steht da:
Dadurch ist Gottes Liebe unter uns offenbar geworden, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte. Durch ihn wollte er uns das neue Leben schenken. Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er hat seinen Sohn gesandt, damit er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere Schuld. (…)Wir jedenfalls haben erkannt und halten im Glauben daran fest, dass Gott uns liebt. Gott ist Liebe. Wer in der Liebe lebt, lebt in Gott und Gott lebt in ihm. (…) Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.
Schon wieder so komplizierte Sätze und Gedanken. Oder vielleicht auch nicht. Gott ist Liebe. Punkt. Ganz klar. Ganz einfach. Leicht zu merken. Und wieso gibt’s dann so viele Schmerzen und Enttäuschungen und überhaupt Erfahrungen vom Tod und vom Leid? Konfirmation heißt ja eigentlich, dass ihr gleich sagt: Ich will dieser Liebe vertrauen und mich mit dieser Liebe auf den Weg in mein Leben machen. Leider kann ich keinem versprechen, dass dabei alles immer glatt und gut geht. Liebe, so wie Gott sie schenkt, heißt: auch das Schwere aushalten zu können, auch die Schuld zu sehen, auch den Tod aushalten zu können. Das Kreuz von Jesus gehört zur Liebe Gottes dazu. Ohne das Kreuz wäre die Liebe eigentlich nichts wert. Was nützt Liebe, die nur an den schönen Seiten des Lebens interessiert ist? Die Liebe Gottes hält nicht nur viel aus, sie ist stärker als alles, was sich ihr in den Weg stellt und als alles, an was Liebe sonst kaputt gehen kann. Ich wünsche euch, dass euch das für euer Leben stark macht, und dass das auch die Eltern, die Paten, die Großeltern, die Freunde, die die Konfis im Leben begleiten, stark macht. Das Vertrauen in diese Liebe, die das Kreuz, das Schwere nicht ausblendet, sondern die hilft, es auszuhalten. Und die immer zuerst da ist. Es gibt Zeiten im Leben, da vergisst man diese Liebe. Da traut man ihr nicht mehr, da denkt man, sie ist nicht mehr da. Damit wir die Liebe wieder spüren, müssen wir nicht zuerst alles Mögliche anstellen, sondern ein Leben lang gilt: Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er macht den ersten Schritt – und wir dürfen uns immer wieder in diese Liebe einklinken.
Aber was passiert, wenn ich mich wieder eingeklinkt habe? Was hat das alles mit der Liebe zu tun, die im Alltag da ist und die ja auch lebenswichtig ist? Ich glaube, dass die Liebe, die Gott Menschen schenkt, Menschen verändert. Wie oft hat man eigentlich, wenn man einen anderen Menschen liebt – und zwar egal ob als Freund oder Freundin, als Mann oder Frau, als Eltern, als Kinder – Angst davor, irgendwas falsch zu machen? Angst davor, zu den falschen Sachen einzuladen, falsche Dinge zu sagen und so die Liebe kaputt zu machen? Ich glaube, immer wieder hat man diese Art von Angst. Die Bibel sagt was ganz Schönes dazu: Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. Sich gegenseitig die Angst zu nehmen, dem anderen die Angst zu nehmen, das ist Liebe. Die Angst davor, nicht gut genug zu sein, die Angst davor, nur an den Fehlern gemessen zu werden, die Angst davor, dumm da zu stehen. Anderen diese Angst zu nehmen. Ich glaube das Größte ist es, wenn ich einem anderen wirklich was vergeben kann. Weil ich weiß, dass mir vergeben wird, weil ich weiß, dass ich geliebt werde und nicht dadurch stark sein muss, dass ich bestrafe. Liebe nimmt die Angst. Manchmal ganz einfach die Angst davor, nicht mehr geliebt zu werden, wenn man sagt: „Du, ist zwar nett gemeint, aber ich hab keine Lust zum Zocken oder zum Shoppen“. Wie das klappen kann? Fertige Rezepte gibt es nicht. Und die habt ihr auch nicht in Konfer bekommen und die liefert euch und ihnen auch diese Predigt nicht. Aber vielleicht hat Konfer und die Begegnung mit Menschen, die dieser Liebe trauen, Lust drauf gemacht, es selbst zu probieren oder den eigenen Erfahrungen, die man hat, mehr zu vertrauen. Das wäre schon eine ganze Menge. Und damit ihr dann, wenn die Angst doch mal wieder hochkommt oder wenn ihr glaubt, dass die Liebe doch weit weg ist, etwas habt, was euch an ein paar wichtige Dinge erinnert, stehen meine Glückwünsche für euch heute auf so einer Karte. Langweilig, typische Mädchenkarte, könnten vielleicht manche denken. Was haben denn so ein paar aufgedruckte Rosen mit Gottes Liebe und unserer Liebe zu tun? Und da lernt man schon das erste: Wer einfach nur auf die Oberfläche guckt, verpasst das Wesentliche. Wenn man genau hinschaut, kann man in dieser Karte nämlich ein 3-D-Herz entdecken. Wer das Herz entdecken will, muss lernen, hinzuschauen. Unter die Oberfläche. Aber wenn man zu verkrampft starrt, wird man’s auch nicht erkennen. Liebe heißt auch, ein bisschen locker lassen zu können. Und damit man es sieht, muss man sich vorstellen, ein bisschen hinter die Karte zu schauen. Liebe sieht also hinter die Kulissen. Außerdem muss man den richtigen Abstand finden, nicht zu nah, aber vor allem auch nicht zu weit weg. Und dann, wenn man zu sehr abgelenkt wird, wenn zu viel Drumherum in den Blick gerät, wird es auch nicht sichtbar. Es macht Arbeit, kostet Mühe, es zu entdecken – aber wenn man das erst einmal entdeckt hat, dann ist es beim zweiten, dritten, vierten Mal nicht mehr schwer, es wiederzufinden. Das wünsche ich euch: Das ihr immer wieder die Liebe findet – und weiterschenkt. Das wünsche ich uns allen, dass wir, wie in den Beispielen am Anfang, uns immer wieder trauen, Menschen zu dem einzuladen, was uns wichtig ist. Aber auch akzeptieren, dass sie vielleicht Nein dazu sagen. Dass wir keine Angst haben, dass die Liebe an einem Nein kaputt geht. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Gott sei Dank.

Amen

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