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Donnerstag, 22. April 2010

Fast perfekt - Konfirmationen 2010, 18. und 25.04.2010



Text: Ps 8,5+6
Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herr-lichkeit hast du ihn gekrönt!
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern, Paten, Großeltern, Verwandte und Freunde, liebe Gemeinde!
Spiegel halten lassen, reinschauen, zurechtmachen
Jetzt geht’s wieder. Endlich. Was einem da manchmal so aus dem Spiegel entgegenschaut, das ist schon merkwürdig. Ich weiß nicht, wie es euch und ihnen heute Morgen ging. Seid ihr zufrieden gewesen? Gerade dann, wenn es drauf ankommt, ist man oft besonders kritisch mit sich selbst. Da fallen einem Sachen auf, die man sonst leicht übersieht. Aber man kann ja was dagegen machen. Brauchtet ihr Hilfsmittel, um zufrieden in den Spiegel schauen zu können oder nicht? Egal wie, es hat es sich gelohnt, wenn ich euch jetzt so ansehe. Aber ist das immer so? Wer schaut euch im Spiegel normalerweise an? Ein toller Mensch, strahlend schön, richtig gut, innerlich und äußerlich? Oder ein Wesen, mit dem ihr unzufrieden gewesen seid, manchmal ganz fremd, obwohl das Gesicht einem doch irgendwie bekannt vor-kommt? Ist auch egal, denn ich glaube, wenn er oder sie ehrlich ist, kennt jeder von uns, egal ob jugendlich oder erwachsen, beide Gefühle beim Blick in den Spiegel. Die Momente, in denen ich ganz zufrieden mit mir bin und die, in denen ich mich selbst gar nicht anschauen mag und denke, mit mir will ja keiner was zu tun haben, ich bin irgendwie nichts wirklich wert. Was uns da entgegen-schaut, ist das Bild eines Menschen. Davon gibt es ziem-lich viele auf der Welt, im Moment knapp 7 Milliarden. Da kann man, wenn man drüber nachdenkt, schon leicht das Gefühl kriegen: bei der Masse kommt es auf mich nicht wirklich an. Was ist denn an mir schon so beson-ders, dass ich wirklich wichtig bin? Wenn man weiter drüber nachdenkt, fallen einem ziemlich viele Sachen ein, die Menschen machen – auch ich – und die nicht gerade toll sind. Menschen können lügen, können sich gegenseitig das Leben schwer machen, können lästern, betrügen, neidisch und eifersüchtig sein und noch viel mehr. Seid ihr ja alles nicht, macht ihr ja alles nicht, ich weiß, oder?
Also, wer schaut mich an, wenn ich in den Spiegel schaue? Ein toller Kerl, ein tolles Mädchen, eine tolle Frau – oder jemand, von dem andere sagen: der taugt nichts, die ist dumm, die ist zu frech, der ist zu klein? Ein Mensch schaut mich an. Ein Mensch, der was kann und dem was zugetraut wird. Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt! Ein Mensch schaut mich an, der von Gott gewollt ist, an den Gott denkt, den Gott mit Ehre und Herrlichkeit aus-gestattet hat. Das hört sich ziemlich geschwollen an und im Alltag fällt es uns oft schwer, diese Ehre und Herr-lichkeit zu sehen. Bei uns selbst und bei anderen. Wir Menschen neigen dummerweise dazu, uns selbst nicht damit zufrieden zu geben, dass wir alle auf einer Stufe sozusagen knapp unter Gott stehen, sondern wir bauen immer noch mehr Stufen ein. Da gibt’s welche, die sind in unseren Augen ganz viel wert, weil sie so sind, wie wir es gut und richtig finden. Das ist ganz unterschiedlich, was das alles sein kann. Für die einen gehört dazu, mög-lichst cool und stark zu sein, bloß nicht zum Opfer zu werden. Für die anderen gehört dazu, möglichst schön zu sein und reich zu sein, möglichst bis 70 total jung auszusehen. Für wieder andere gehört dazu, möglichst klug zu sein und viel zu wissen. Für wieder andere, sich möglichst stark irgendwo zu engagieren. Von diesen verschiedenen Stufen und Einteilungen des Menschseins steht aber überhaupt nichts in der Bibel. Nicht nur mich und die, die so sind wie ich oder die ich bewundere, hat Gott mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Sondern den Menschen überhaupt. Manchmal ist das ziemlich schwer zu verstehen. Manchmal im Bezug auf mich selbst, weil ich mich nicht so gut leiden kann, manchmal, vielleicht sogar öfter, aber auch im Bezug auf andere, die ich nicht mag und von denen ich denke, die sind schlechter als ich. Vielleicht, ich wünsche es mir und euch und ich bete dafür, ist Konfer so ein guter Baustein und Mutmacher auf dem Weg, auch in dem Menschen, der ganz anders ist als ich und als ich es gut finde, den zu sehen, der er vor Gott und für Gott ist. Ein Mensch, der geliebt wird und der fähig ist zu lieben. Das sind für mich die Ehre und die Herrlichkeit, die der Mensch hat. Die Fähigkeit, trotz allem, was schief gehen kann, zu lieben und die Liebe von anderen anzunehmen. Die Fähigkeit, nicht nur Dinge zu machen, die mich selbst voranbringen, sondern mit anderen und für andere etwas zu machen. Auch, wenn es mir selbst keinen unmittelbaren Nutzen bringt. Wie gesagt, wenn es gut gelaufen ist, ist Konfer vielleicht so ein kleiner Baustein auf dem Weg, das für sich wirklich hören und im Leben umsetzen zu können. In Konfer mussten wir es miteinander aushalten. Nicht immer einfach, weil eben viele ganz unterschiedliche Lebensent-würfe aufeinanderprallen. Und auch viele Arten mit Kirche, Glauben und Gott umzugehen. Ich weiß nicht, was ihr mitnehmt aus diesem Jahr. Wenn es gut läuft, das Gefühl, Mensch sein zu dürfen und auch in schwierigen Situationen nicht gleich weggeschickt zu werden oder es wert zu sein, dass man sich auch mit euch beschäftigt, wenn ihr ganz anders seid, als viele es wol-len. Wenn es richtig gut gelaufen ist, vielleicht auch den ein oder anderen Ansatz, das auch mal bei anderen zu probieren. Menschen, die anders sind, nicht niederzuma-chen oder zu denken, die sind nichts wert, sondern es mit ihnen immer wieder zu versuchen. So, wie Gott es mit jedem von uns immer wieder versucht. Ich wünsche euch, dass Konfer keine Endstation ist, sondern ein Anfang, aus der Ehre und der Herrlichkeit, die ihr habt, was zu machen und anderen dabei zu helfen, in ihrem Leben das auch entdecken zu können. Das ist nicht der leichteste Weg im Leben. Weil er sich nicht mit dem zufrieden gibt, was da ist, sondern auf das hofft und sich an dem orien-tiert, was möglich ist. Es ist immer bequemer, einfach so das zu machen, was ich sowieso gerade mache und nichts Neues oder anderes zu probieren. Ihr seid Menschen – probiert doch einfach mal aus, anderen zu helfen, ihre Menschlichkeit zu entdecken. Dabei wird es Rückschläge geben. Das ist manchmal leichter gesagt als getan, mir fehlt oft die Kraft dazu. Da ist es gut, zu wissen: Ich bin nicht allein. Gott will mir Kraft geben, es trotzdem immer wieder mit diesem Weg zu versuchen.
Ich glaube, dass das auch für Eltern gut tun kann, die entdecken, dass ihr Kind, je erwachsener es wird, desto mehr eigene Wege geht, mit denen man sich als Mutter oder Vater auch mal schwer tut. Das, was der Psalm sagt, das ist es, was Gott auch von meinem Kind denkt – und von mir. Auch wenn mein Kind im Moment Schwierigkeiten hat. Auch wenn ich mit meiner Kraft am Ende bin. Das gilt auch für Großeltern, Lehrerinnen und Lehrer, Vikarin, sogar für mich als Pfarrer. Wir brauchen diese Erinnerung, um nicht durchzudrehen, um nicht an Schwierigkeiten, am Zweifel an uns selbst oder an anderen Menschen kaputt zu gehen. Gott denkt nicht an uns, weil wir alles perfekt machen und für alles sorgen müssen, sondern weil wir als Menschen es wert sind. Einfach so. Weil wir lieben können. Auch wenn wir es manchmal mühsam lernen müssen. Konfer als Station auf dem Weg, in sich selbst und im anderen echte Men-schen sehen können – ich wünsche euch, ihnen, mir, uns allen, dass das so sein möge. Dass die Zukunft für euch, für uns eine Zukunft ist, in der die Liebe, die Gott in unser Leben gelegt hat und die wir weiterschenken kön-nen, wirklich kräftig wird. Wenn ich eure Konfirmations-sprüche sehe, dann habe ich da wirklich gute Hoffnung, denn sie erzählen alle von einer solchen Zukunft, in der es sich zu leben lohnt. Ich wünsche euch, dass sie euch zu guten Wegweisern werden. Und ich wünsche uns, dass wir alle gern in den Spiegel schauen, egal wie viele Falten, graue Haare, Pickel oder sonstige Schwachstellen entdecken, weil uns da immer wieder jemand entgegenlächelt, der Mensch ist – von Gott geliebt und gewollt. Amen

Ihr MÜSST euch nicht an Relgeln halten - Konfirmationsabendmahl 17.04.2010

Text: Joh 8,31-36

Liebe Konfis, liebe Gemeinde!
Wer ist eigentlich wirklich frei? Der, der sich an keine Re-geln halten muss? Der, der dienstags nicht mehr in Konfer und sonntags nicht mehr in die Kirche muss? Der, der so stark ist, dass er sich nehmen kann, was er gerade will? Ich glaube schon, dass viele Menschen, nicht nur Jugendliche, Freiheit genau so verstehen. Frei bin ich, wenn ich mich an keine Regeln halten muss, wenn ich machen kann, was mir Spaß macht und ich mich vor niemanden für irgendwas rechtfertigen muss. Ich kann es verstehen, wenn man als Jugendlicher so oder so ähnlich denkt. Schließlich kriegt man ja überall Einschränkungen mit. Offiziell darf man erst mit 18 Alkohol trinken oder rauchen, viele Filme darf man offiziell erst ab 18 sehen, für Führerschein und viele andere Sachen gibt es Altersgrenzen. Und es gibt eine Schulpflicht. Ich kann verstehen, dass viele sagen: frei bin ich dann, wenn ich mich an keine Regeln halten muss. Ja, ich glaube auch: Nur der ist frei, der sich an keine Regeln halten muss! Punkt! Ich glaube sogar, dass Jesus so gedacht hat, als er das von der Wahrheit gesagt hat, die die an ihn glauben, erkennen können und die frei macht. Frei ist der, der sich an keine Regeln halten muss. Das ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist aber noch größer. Wirklich frei ist nämlich nur der, der sich an Regeln halten will. Nicht muss. Frei bin ich dann, wenn ich mich nicht beherrschen lasse. Weder von meinen Gefühlen und Lüsten, die ich gerade im Moment habe. Sondern wenn ich mir Zeit nehme, auch mal drüber nachzudenken, ob es wirklich gut ist, was ich gerade vorhabe und vielleicht mal nicht meiner Lust, sondern meinem Verstand folge. Frei werde ich nicht, wenn sich mein ganzes Denken und Handeln immer nur um das dreht, was ich gerade will. Dann werde ich blind. Ich sehe nur mich. Selbst die Freunde oder die anderen, die mit mir rumhängen oder bei mir sind, sehe ich nur in dem Ausschnitt, in dem sie für mich nützlich sind. Genau das ist es, was der alte Begriff Sünde eigentlich meint. Das ist nicht in erster Linie die einzelne falsche Tat, der geklaute Lippenstift, das Abschreiben, die eingetretene Scheibe oder was anderes. Sondern die Grundhaltung: nur ich selbst zähle. „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen!“ Wer seinen Weg mit Gott geht, der kann sehen, dass das Leben viel mehr und viel bunter ist. Der muss nicht immer um seinen Vorteil kämpfen, weil er bei Gott schon längst im Vorteil ist. Die Wahrheit ist, dass wir nicht allein sind und dass nicht alles von mir abhängt. Das macht frei, weil ich eben auch mal schwach sein darf und auch mal nach rechts und links, oben und unten, vorne und hinten gucken kann und nicht nur auf meinen Bauchnabel. Wenn ich das sehen kann, werde ich auch erkennen, dass ich so frei sein darf, Regeln einzuhalten. Nicht aus Zwang, sondern weil sie schützen. Schwächere vor mir. Und manchmal auch mich selbst vor manchen Kurzsichtigkeiten. Ich habe euch versprochen, heute nicht zu lang zu predigen, deshalb mache ich auch Schluss. Erkennt die Wahrheit, werdet frei – und wenn ihr schon frei seid – lasst euch nicht wieder gefangen nehmen.
Amen

Sonntag, 4. April 2010

Was wäre wenn... - Ostersonntag 2010, Reihe II

Text: 1. Kor 15,1-11
Liebe Gemeinde!
Gleich geht hier vorne die Tür auf. Da kommt ein Überraschungsgast, der eben noch mit mir gefrühstückt hat, aus der Sakristei. Er wollte sich nur noch schnell frisch machen. Ich verrate ihnen schon mal, wie er aussieht. Es ist ein Mann, ungefähr so groß wie ich. Viel schlanker als ich, lange braune Haare. Einen Vollbart hat er. Gut, er ist ein bisschen merkwürdig angezogen. Er bevorzugt weiße Umhänge. An den Füßen hat er gern Lederschläppchen, so eine Art Sandale. Und an den Händen und Füßen sieht man noch Narben von den Wunden. Jeden Augenblick kann er kommen. Klar, Jesus ist es, der gleich auftauchen wird.
Nein, ich hab zum Frühstück nicht zu viel Sekt getrunken. Ich will sie auch nicht auf den Arm nehmen oder irgendetwas lächerlich machen. Aber wenn ich wirklich glaube, dass Jesus nicht tot geblieben ist, sondern dass er lebt: die Vorstellung, dass er sich auch mir zeigen könnte, dass er mir begegnet, die dürfte doch dann weder verboten noch lächerlich sein. Trotzdem kommt uns diese Vorstellung aber seltsam vor.
Ich glaube nämlich, wir haben uns in unserem Alltag mit zwei Voraussetzungen ganz gut eingerichtet. Die erste ist die, dass die Auferstehung was ist, was zwar in der Bibel steht und vielleicht gar nicht so schlecht für Momente der Trauer oder Beerdigungen ist, was aber sonst höchstens einmal im Jahr, im Ostergottesdienst, wirklich wichtig ist. Über was sollte man denn da sonst predigen? Und die zweite Voraussetzung ist die, dass wir glauben, schon Ahnung davon zu haben, wie Jesus jetzt wohl aussehen würde. Irgendwie langhaarig, alternativ, hippieartig. Und natürlich auch erhaben und gutmütig. So, wie auf vielen Bildern. Ich will jetzt niemandem was Falsches unterstel-len. Aber ich glaube schon, dass jeder von uns ein Bild von Jesus im Kopf hat. Und dass sich fast jeder von uns, mich eingeschlossen, wundern würde, wenn Jesus mir, ihnen, dir, uns sozusagen körperlich begegnen würde. Jesus lebt! Das bekennen wir jedes Mal, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen, das besingen wir in den Osterliedern. Aber im Alltag? Wenn ich ehrlich bin, dann genügt mir oft genug der tote Jesus, der Jesus bis zum Karfreitag. Da reicht es mir oft genug, dass er ein Vorbild war, wenn es darum geht, sich um die Armen zu küm-mern oder um die Traurigen. Einer, der Vergebung gelebt hat. Da genügt es mir, dass Gott in einem begegnet, der konsequent bis zum Äußersten ist und sich auch vor den wirklich schlimmen Erfahrungen, vor Quälerei und Tod nicht drückt. Wirklich verrückt ist es nicht, in einem Kind, das geboren wird, Gott zu erkennen oder in einem, der wirklich leidet und erst recht nicht in einem, der ganz und gar in seinem Leben für die Menschen da ist. Wirk-lich verrückt wird es erst, wenn ich das Ganze nicht als Geschichte von einem Vorbild, das irgendwann mal ge-lebt hat und mir zeigen soll, was im Leben wichtig ist, lese oder höre. Wirklich verrückt ist es eigentlich, davon auszugehen, dass da nicht von irgendeiner Vergangenheit erzählt wird, sondern von einer Wirklichkeit, die den Tod tatsächlich besiegt hat. Und zwar nicht dadurch, dass plötzliche übernatürliche Kräfte Jesus vor dem Tod bewahrt hätten und er gar nicht gestorben wäre, scheintot geblieben wäre oder so, sondern dadurch, dass sich in Jesus Gott selbst dem Tod gestellt hat und dass so aus dem Tod was Neues entstehen konnte, das mit dem Alten, was vorher war, verbunden ist. Auch wenn es ganz anders ist.
Wahrscheinlich hört sich das jetzt alles verwirrend an. Und vermutlich denken einige: okay, und was hat das mit mir zu tun? Heute, Ostern 2010?
Das Verwirrende kann ich vielleicht gar nicht ganz vermeiden. Ostern ist so unglaublich, so gegen unseren Alltag gebürstet, dass ich es nicht in Häppchen zerlegen und Mund oder Hirn gerecht präsentieren kann. Paulus erzählt ja auch etwas total Verrücktes. Er erzählt, wem der Auferstandene alles erschienen ist. Mir fällt erst mal auf: er hat die Frauen vergessen. In allen Evangelien spielen die Frauen eine große Rolle. Paulus beschränkt sich auf die Männer. Nur die waren damals als Zeugen zugelassen, die Aussage einer Frau zählte nicht. So kann man es vielleicht erklären. Als Mann kann ich es viel-leicht auch so entschuldigen. Als Frau würde mir das be-stimmt schwerer fallen. Und insgesamt hat das auch mit dazu beigetragen, dass Frauen erst seit kurzem in den meisten evangelischen und einigen wenigen anderen Kirchen verkündigen dürfen. In vielen Kirchen, nicht nur in der katholischen, geht das leider noch nicht. Also, Paulus zählt eine Menge Männer auf, denen Jesus erschienen ist. Natürlich auch sich selber. Jetzt kommt da aber etwas noch Merkwürdigeres. Als Paulus ihn gesehen haben will, da haben alle andern schon längst erzählt, dass Jesus, selbst wenn er lebendig ist, nicht mehr auf der Erde, sondern bei gott ist. Und trotzdem erzählt Paulus, dass Jesus ihm erschienen ist. Ausgerechnet ihm. Er bezeichnet sich selbst als Missgeburt, als Scheusal. Er ist Täter gewesen. Hat Christen wegen ihres Glaubens verfolgt, dafür gesorgt, dass sie umgebracht wurden. So einem erscheint der lebendige Gott. Da ist ein Täter, der zu seinen Taten steht. Der nicht nach Entschuldigungen sucht. Wie wahr die Begegnung mit dem Auferstanden in unserem alltäglichen Sinn, dass man sie dann mit Fotoapparat oder Videokamera hätte aufnehmen können, ist, das lässt sich nicht beweisen. Darauf kommt es nicht an. Wahr ist, dass diese Begegnung etwas bewirkt hat. Dass die Rede vom neuen Leben, das in der Begegnung mit dem Auferstandenen steckt, kein leeres Gerede, keine theologisch richtige Konstruktion geblieben ist, sondern dass die Begegnung, die man nicht beweisen kann, die sich nur im Glauben erschließt, den Menschen völlig geändert hat. Ihm die Kraft gegeben hat, nicht mehr Tod und Schrecken zu verbreiten. Ihm den Mut gegeben hat, an Meinungen, auch am Glauben, am eigenen Glauben zu zweifeln, sich selbst in Frage zu stellen.
Ostern, die Begegnung mit dem Auferstandenen, heißt nicht: ich muss meinen Verstand vor der Kirchentür oder wo auch immer abgeben. Sondern Ostern will Mut machen, sich den Zweifeln zu stellen und im Zweifel zu erleben, dass Gott auf der Seite des Lebens steht. Ostern stellt uns vor die Grenzen unseres Lebens.
Wir haben es nicht in der Hand. Sicher, wir können uns und anderen das Leben leichter oder schwerer machen. Und Menschen löschen Leben aus – eigenes und fremdes. Aber keiner von uns kann sagen, was morgen sein wird. Keiner von uns hat es sich selbst ausgesucht, zu leben. Ostern macht mir klar: Ich kann mich zwar durch Gewalt, Reichtum oder Klugheit zum Herrn über das Leben aufspielen, aber letztlich kann ich auch mein Leben nur sehr begrenzt planen und über das, was nach dem Tod kommt, kann ich keine sichere Aussage machen. Leben ist ein Risiko, Glauben auch. Im Vertrauen auf den lebendigen Gott, den lebendigen Christus kann ich etwas erfahren und Kraft für dieses Leben bekommen, die tiefer geht als alles, was ich mir selbst herstellen kann. Wenn ich nur an meiner eigenen Kraft hänge, muss ich ständig darum kämpfen, genug zu bekommen und an den Grenzen wirklich verzweifeln. Wenn ich weiß, dass es mehr gibt, kann ich über meine Grenzen hinaus hoffen.
Paulus hat den Mut, sich und seine Erfahrung mit dem lebendigen Gott in eine lange Reihe von Erfahrungen zu stellen. Und er hat den Mut, auf Ausschmückungen zu verzichten. Er sagt nicht, wie toll das war und wie arm doch die dran sind, die nicht seien Erfahrungen gemacht haben. Für mich heißt das auch: Der lebendige Gott, der lebendige Jesus entzieht sich unseren Versuchen, ihn auf unsere Lieblingsbilder festzulegen. Jesus, die neue, Leben schaffende und stärkende Kraft, kann sich überall zeigen. Nicht nur da, wo es schön ist, wo ich mir über alles klar bin und alles toll finden. Der lebendige Jesus ist mehr als ein schönes Bild, das man sich gern an die Wand hängt. Er stellt uns vor große Herausforderungen. Es ist viel einfacher, ihn zu leugnen, als sich auf ihn einzulassen. Aber wenn ich mich auf ihn einlasse, dann kann ich erkennen, dass selbst da, wo ich im Moment nur Dunkel und Tod wahrnehmen kann, tatsächlich Leben ist. Weil der Lebendige, weil das Leben, weil Gott als das Leben immer wieder unsere Vorstellungen von dem, wie er zu sein hat, wie Leben zu sein hat, wo und wie er sich zeigen solle, durchkreuzt. Ostern macht Gott einen großen Strich durch unsere Rechnung. Durch unseren Glauben, dass wir wissen könnten, wie Leben funktioniert, durch unsere Versuche, ihn auf bestimmte Erscheinungsbilder festzunageln. Das Leben bricht sich seine Bahn. Gott ist dort lebendig, wo man, wo ich, ihn am wenigsten vermute. Vielleicht kommt er ja tatsächlich auch in unseren Gottesdienst. In unser Leben. Aber so, glaube ich, dass wir ihn erst einmal gar nicht erkennen. Weil wir sehen müssen und lernen müssen, dass es wirklich ums Leben geht. Und nicht um unsere Bilder und Vorurteile vom Leben und von Menschen. Tschüss Bilder. Willkommen Leben. Frohe Ostern.
Amen

Total verrückt! - Gründonnerstag 2010, Reihe II

Text: 1. Korinther 11,23-26
Liebe Gemeinde!
Es ist völlig verrückt, was wir hier machen. Wir sitzen an einem Donnerstagabend im Jahr 2010 in Marburg in der Thomaskirche, werden gleich eine Oblate essen, noch nicht einmal richtiges Brot. Einen Schluck Traubensaft werden wir trinken oder die Oblate in den Saft tauchen. Wie mag das wohl auf Menschen wirken, die noch nie im Leben irgendetwas von Jesus oder vom Abendmahl gehört haben? Noch verrückter ist, dass wir uns dabei an ein echtes Festessen erinnern. Das letzte Passahmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gegessen hat. Ein echtes Festmahl, zu dem es mehr als eine Oblate und einen Schluck Traubensaft gab. Und dann werden wir auch vielleicht sogar noch glauben, dass Jesus auf besondere Art mitten unter uns ist. Verrückter geht es kaum noch. Ja, es ist verrückt, was wir hier machen. Verrückt für mich aber nicht in dem Sinn, dass es geistig nicht so ganz gesund ist. Verrückt in einem anderen Sinn. Verrückt, weil es die Maßstäbe und Grenzen, die uns von unserer Vernunft und unseren alltäglichen Erfahrungen gesetzt werden, in ein anderes, neues Licht rückt. Verrückt, weil es uns in ein neues Leben rückt, das sich nicht mit dem zufrieden gibt, was jeden Tag um uns ist und scheinbar unumstößliche Geltung beansprucht. Schön, dass sie hier sind. Dass sie den Mut haben, so verrückt zu sein, heute Abend mitzufeiern. Eigentlich spricht doch alles dafür, dass diese Feier längst eingegangen sein müsste. Beinahe seit es Christen gibt, streiten sie sich Christen darüber, was beim Abendmahl passiert oder auch nicht. Verwandelt sich ein bloßes Stück Brot, eine bloße Oblate, ein Schluck Wein wirklich in den Leib und das Blut Jesu? Oder ist das alles nur ein Symbol, eine Erinnerung an das letzte Mahl von Jesus mit seinen Jüngern oder an die vielen Essen, die Jesus mit Menschen am Rand der Gesellschaft gehabt hat? Bleibt Brot Brot und Wein Wein, aber Jesus kommt für die, die dran glauben mit dazu? Kann das Essen und Trinken die Vergebung von Sünden bewirken? Und überhaupt: Wer darf eigentlich mit essen und mit trinken? Es kann Spaß machen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Als Jugendlicher war ich froh, dass ich in einer reformierten Gemeinde aufgewachsen bin, in der Brot und Wein bloße Symbole waren. Ich war naturwissenschaftlich und mathematisch interessiert. Vielleicht wäre ich aus der Kirche ausgetreten, wenn irgendjemand mich gezwungen hätte, zu glauben, dass da mehr ist. Auch ich bin älter und milder geworden. Ich sehe es heute etwas anders. Für mich ist Jesus da, wenn wir feiern. Aber Brot bleibt immer noch Brot und Wein bleibt Wein. Aber ist das wirklich das Entscheidende? Ich bin es leid. Ich bin es leid, das ausgerechnet diese Einladung, die Jesus macht, die sich auf Jesus beruft, benutzt wird um sich abzugren-zen und auf vorletzten Richtigkeiten zu bestehen. Wer darf mitfeiern, wer nicht? Sie sind hier und feiern. So soll es sein. Und Millionen von Christen feiern heute welt-weit. Klar, vielleicht denkt mancher heute im Gottes-dienst: Lohnt sich das? Wir sind so wenige! Es könnten doch mehr sein! Aber entscheidend ist nicht die Zahl der Menschen hier. Und auch nicht, dass jeder genau weiß, was jetzt nun beim Abendmahl passiert. Da gibt es nämlich wenig zu wissen und viel zu glauben. Und zu tun.
Das, was ich uns eben als Predigttext vorgelesen habe, was Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat, kommt, glaube ich, den meisten sehr bekannt vor. Da sind die Worte, die ein Pfarrer oder eine Pfarrerin heute noch sagt, wenn das Abendmahl gefeiert wird. Da ist die Erinnerung an die Nacht des Verrats. Da ist aber auch noch mehr. „So oft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“. Immer wenn wir bei dieser Feier mitmachen, geschieht etwas Besonderes. Nicht erst dann, wenn alle ganz genau wissen und nacherzählen können, was da passiert. Nicht wenn alle, die mitfeiern, eine Prüfung abgelegt haben, wenn alle das Gleiche denken. Sondern immer dann, wenn Menschen zusammenkommen, um miteinander unter Berufung auf Jesus miteinander Brot und Wein zu teilen. Das Entscheidende ist, das Menschen zusammenkommen, um diese Feier zu halten. Mit unterschiedlichen Vorgeschichten, mit unterschiedlichen Lebenswegen. Jesus hat bei dieser Feier selbst den er-tragen und nicht weggeschickt, der ihn verraten hat. Und auch die, von denen er wusste oder ahnte, dass sie es in schwierigen Stunden nicht schaffen, bei ihm zu bleiben, wie die Jünger, die im Garten Gethsemane bei ihm waren und eingeschlafen sind, wie Petrus, der nicht zugeben wollte, dass er ein Anhänger Jesu war, selbst die haben mitgefeiert. Da wurde nicht lange gefragt, ob sie es wert seien, ob sie verstehen, was sie da tun. Entscheidend ist, dass Jesus es ist, der einlädt. Entscheidend ist, dass sich Menschen einladen lassen. Und nicht, ob es Oblaten oder richtiges Brot gibt, Einzelkelche oder Gemeinschaftskelch, ob das Brot in den Wein getaucht wird oder der Wein direkt getrunken wird. Darüber kann man lange streiten und man findet für alles tolle Argumente. Aber wirklich wichtig ist, dass durch die Feier etwas passiert. „So oft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“. Die Feier macht sichtbar und öffentlich, dass Menschen darauf vertrauen, dass Jesus Gemeinschaft schenkt. Eine Gemeinschaft, die von der Vergebung lebt, die durch seinen Tod geschenkt ist. Es ist nicht die Gemeinschaft der Perfekten, die alles richtig machen, die sich heute Abend hier in der Thomaskirche, in der Elisabethkirche, in Jerusalem, in Kapstadt, Los Angeles, Santa Cruz, Moretele, Moshi oder anderswo trifft. Sondern die Gemeinschaft, die darauf vertrauen kann, dass Jesus auch für die da ist, die Schuld auf sich geladen haben. Eine Gemeinschaft, die weiß, dass jede und jeder, der mitfeiert, auf Vergebung angewiesen ist. Eine Gemeinschaft, die wissen darf, dass sie, so, wie sie ist, zum Leib Christi gehört. Wenn wir in unserer Feier den Tod Jesu, das Heil für die Menschen, die Versöhnung mit Gott verkünden, dann sind wir doch unglaubwürdig, wenn wir uns gegenseitig ausschließen, wenn wir hohe Zäune um diese Feier errichten. Als wollten und könnten wir irgendetwas besser machen als das, was Jesus schon längst für uns getan hat! Er hat uns Gemeinschaft mit Gott geschenkt. In seinem Tod hat er deutlich gemacht, dass uns nichts, auch keine Schuld, auch nicht schlimmstes Leid aus dieser Gemeinschaft ausschließt. Die Verantwortung, die wir haben, wenn wir feiern, ist nicht die, Jesus möglichst perfekt zu imitieren oder möglichst schön und nach außen heilig zu feiern. Das Heilige können wir gar nicht selbst herstellen. Es wird uns geschenkt. Unsere Verantwortung ist es, so zu feiern, dass auch Menschen, die außen stehen, merken: da geschieht etwas mit denen, die feiern. Da bildet sich eine Gemeinschaft ab, die eben mehr ist als eine nette Freundschaft der Menschen, die zufällig da sind. Wir verkünden den Tod Jesu, seine Einladung, es neu mit Gott zu versuchen, seine Einladung, Vergebung anzunehmen und ein Leben zu versuchen, dass nicht in dem aufgeht, was irgendeine Mehrheitsmeinung für richtig hält. Wir verkünden das in unserer Feier bis er kommt. Er, von dem wir alles Heil, alles Gute erwarten können. Er, dessen Kommen die Welt endgültig so sein lässt, wie sie im Guten gemeint ist. Voller Gerechtigkeit, Frieden und Wahrheit. Ohne Leid. Das Abendmahl will uns Wegzehrung der Hoffnung sein. Damit auch andere diese Hoffnung spüren können. Es will und kann nicht Endstation sein, die das alles schon abbildet. So wenig wie unser Miteinander das perfekt abbilden kann. Es ist verrückt, dass wir nicht aufgeben. Es ist verrückt, dass seit fast 2000 Jahren Menschen im gemeinsamen Essen und Trinken Jesus in ihre Mitte lassen. Es ist verrückt, nicht zu verzweifeln, sondern zu hoffen. Aber Gott sei Dank lädt er uns immer wieder ein, mit ihm zu feiern, unsere kleinlichen Streitereien zu begraben. Gott sei Dank bedient er sich immer wieder unseres unvollkommenen Miteinanders, um deutlich zu machen, dass er nicht für die Perfekten gekommen ist, sondern für die, die ihn wirklich nötig haben. In allem Streit, in aller Unsicherheit, in aller Vorläufigkeit des Lebens. Gott sei Dank dürfen wir feiern. Auch heute. Seinetwegen. Mit ihm. Unabhängig davon, wie wir uns sein Dabeisein vorstellen.
Amen

Leben in Freiheit - Braucht Freiheit Regeln?

Hier der Vorstellungsgottesdienst des Richtsbergs - gehalten in den gottesdiensten am 21.03.10 in der Thomas- und am 28.03.10 in der Emmauskirche
Begrüßung
Liebe Gemeinde!
Zu diesem Gottesdienst heute begrüßen wir, die Konfirmandinnen und Konfirmanden des Jahrgangs 2010, sie herzlich. Es ist ein besonderer Gottesdienst. Es ist unser Vorstellungsgottesdienst. Deshalb wird manches anders als gewohnt sein.
Wir haben uns mit dem Thema „10 Gebote“ im Unterricht beschäftigt und wir haben versucht, dieses Thema in unsere Welt zu übersetzen. Statt einer Predigt sehen sie ein von uns selbst ausgedachtes Rollenspiel zum Thema. Wir haben Bilder gezeichnet, die sie jetzt schon sehen können, und fotografiert, was später zu sehen sein wird. Die Gebete haben wir ausgesucht und eigene Glaubensbekenntnisse geschrieben. Und die Musik, die sie hören, ist auch die Musik, die uns ein bisschen näher ist als die, die normalerweise im Gottesdienst gespielt wird.
Damit sie wissen, wer wir sind, möchten wir uns noch einmal kurz mit Namen vorstellen:
Hier sagt jeder einfach seinen Namen ins Mikro
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der uns wie ein guter Vater beschützt, der durch Jesus an unserer Seite steht und der uns durch seinen Geist Kraft geben will. Amen.

Psalm
Wir beten Psalm 23 in einer Übersetzung von uns Konfirmandinnen und Konfirmanden:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er bringt mich zu einem schönen Ort, einer Oase und erfrischt mich mit kühlem, heiligem Wasser.
Er sieht meine Seele und tut ihr gut.
Er lenkt mich in die richtige Richtung nach seinem Willen.
Auch wenn ich schon ganz allein im Dunkeln rumgelaufen bin, habe ich keine Angst, denn du, Gott, bist für mich.
Du beschützt mich vor allem Schrecklichen und bist da, wenn andere Menschen mir Leid zufügen wollen.
Du segnest mich, Gott, und sorgst dafür, dass ich von allem genug habe.
Du wirfst ein Leben lang ein Auge auf mich und ich werde mein Leben lang dein Kind bleiben und für immer zu dir halten.

Gebet
Gott, unser Vater, nicht immer sehen wir das Ziel klar vor Augen. Wir folgen den Spuren, die wir sehen. Die Spuren zeigen uns aber auch: Wir sind nicht allein, du gehst mit, auch wenn wir dich nicht sehen. Wir treffen uns und teilen den Weg, den wir gemeinsam neu entdecken. Und oft erkennen wir erst nachträglich, dass du mit uns gegangen bist und uns zum Leben geführt hast. Wir bitten dich: Führe uns Wege, die uns zum Ziel führen, zur Liebe, zu dir. Amen.





Lesung
Ich lese die Zehn Gebote in der Fassung, wie Martin Luther sie zusammengefasst hat:
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Du sollst den Feiertag heiligen.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir’s wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist.
Jesus sagt über die Gebote: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Glaubensbekenntnis
Als Glaubensbekenntnis spreche ich jetzt eines, das von einer Konfirmandin von uns stammt. Danach sprechen wir alle zusammen das Bekenntnis, das wir jeden Sonntag sprechen:
Ich glaube an Gott, den Schöpfer der Erde, der alles gemacht hat, auch den Menschen. Und an Jesus Christus, den einzigen Sohn Gottes, der sich für die Menschen geopfert hat und den Glauben weitergegeben hat. Er hilft uns in der Not und erhört unsere Gebete. Er ist oben im Himmel und sieht uns alle. Er ist heilig.
Und gemeinsam sprechen wir:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.



Rollenspiel 10 Gebote
1. Szene
(Mädchen und Junge umarmen sich, verabschieden sich)
HD: Bis später, Schatz, hab dich lieb! (Freund/in geht weg)
(Einige Freunde / Freundinnen kommen dazu)
HD (zu den anderen): So ein Mist! Jetzt hab ich ne 6 in Mathe. Die Müller, diese Ätzkuh! Jetzt krieg ich Ärger und Hausarrest. Am Wochenende ist doch die Party bei Jaqo! Wenn ich da nicht hindarf, dann wird sie schon sehen, was sie davon hat, mir ne 6 zu geben!
F : Was willst du denn da machen?
HD: Ich werde allen erzählen, dass sie minderjährige verführt! Die soll doch was mit dem Sven aus der 10 haben, die alte Schlampe!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „LÜGEN“
2. Szene (Musik: Home von Three Days Grace)
V: Was hast du denn in der Mathearbeit?
HD: Ne 4+, war ganz okay!
M: Wirklich? Du hast doch kaum gelernt.
HD: Ich schwör! Auf die Bibel!
V: Und wie kommt es dann, das Frau Müller angerufen hat, weil sie sich Sorgen macht, dass du mit deiner 6 in der Arbeit nicht mehr die Kurve kriegst!
M: Ich bin so enttäuscht! Du lügst uns an! Die Party kannst du vergessen!
HD: Ihr seid solche Scheißeltern! Ihr habt doch keine Ahnung! Am liebsten würde ich ausziehen und wäre weit weg von euch! Ohne euch ging’s mir viel besser!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „ELTERN EHREN“
M: Kind, versündige dich nicht! du weißt doch, was in der Bibel steht. Im Kindergottesdienst und im Konfirmandenunterricht hast du doch was anderes gelernt!
HD: Euer frommes Getue geht mir auf die Nerven! Und Gott auch, den gibt’s doch gar nicht! Sonst würde es doch nicht so viel Müll geben. Gott kann mich mal! Gott verdammt!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „GOTTES NAMEN MISSBRAUCHEN“
3. Szene
HD: So ein Elend! Jetzt hab ich Hausarrest! Aber am Wochenende geh ich trotzdem auf die Party. Wozu wohnt man denn im Erdgeschoss! Und das Taschengeld haben sie mir gesperrt. Ich brauch dringend nen Mascara, ich seh sonst so ätzend aus.
F: Ich hab jetzt auch keine mehr. Und Geld hab ich auch keins dabei.
HD: Kein Problem!
F: Was willst du denn machen?
HD: Na, siehst du doch… (klaut einen Mascara)
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „STEHLEN“

4. Szene (Musik zu Beginn: Disco Pogo)
Party, HD ist offensichtlich ziemlich besoffen
HD: (lallt) Das hier ist doch das wahre Leben! Alk, du machst mich so frei, ich bete dich an! Sex, du machst, dass ich mich so gut fühle, ich bete dich an! Und erst die Musik!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „ANDERE GÖTTER HABEN“
HD: (macht einen Jungen an): Ey, du bist aber süß! Hast du nicht Lust…
F: Hey, stopp, du bist besoffen! Wenn Kevin das mitkriegt! Lass doch!
HD: Na und? Ich hab jetzt keinen Bock auf Kevin, mit dem bin ich schon so lang zusammen. Wird mal Zeit für was Neues! (Zum Jungen:) Komm, wir gehen! Die haben hier bestimmt ein schönes Plätzchen für uns zwei!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „EHEBRECHEN“ (Musik: „Goodbye…“ James Blunt)
F: So’n Mist! Wie macht die das bloß? Die kriegt immer die süßen Typen ab, die hat immer die tollsten Klamotten, die ist immer so cool. Ich will das auch! Sonst dreh ich noch durch!
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „NEIDISCH SEIN“
J: (Freund von HD, zur Freundin F) Hast du Lisa gesehen? Ich such sie schon den ganzen Abend!
F: (verlegen) Nö, eigentlich nicht…
J: wieso eigentlich? Lüg doch nicht! sie wollte doch kommen.
F: Na ja…
J: (sieht, wie sie mit einem anderen rummacht) Deshalb bist du so komisch! Ich mach die fertig! (Läuft auf sie zu, will sie schlagen, HD greift zu einem Messer, will es ihm in den Bauch rammen)
SCHILDER HOCH HALTEN: „DU SOLLST“ „NICHT“ „TÖTEN“

Eine Welt ohne Regeln, in der sich niemand Gedanken um richtig oder falsch macht, ist grausam und brutal. Leider ist die Wirklichkeit manchmal so. vielleicht haben wir hier oder da ein bisschen übertreiben. Aber auch wenn Regeln und Gebote oft nerven, ist es doch gut, wenn immer mal wieder jemand „Stopp!“ sagt. Regeln können nicht nur nervig sein, sondern sie können auch dazu helfen, Freiheit zu haben, weil sie vor schlimmen Fehlern schützen. So hat Gott auch die 10 Gebote gemeint.
Wir haben uns noch mehr Gedanken dazu gemacht. Dazu sehen sie jetzt noch ein paar Bilder und hören noch einige Gedanken.


Bild 1: „Du sollst keine anderen Götter haben!“ Menschen beten alles Mögliche an. Manchmal die komischsten Sachen. Aber viele sagen nicht gern, dass sie an Gott glauben. Gibt es wirklich nur einen Gott? Man darf niemanden zum glauben zwingen, aber auch niemanden davon abbringen.
Bild 2: „Du sollst Gottes Namen nicht missbrauchen.“ Es ist dumm, etwas in den Dreck zu ziehen, was anderen wirklich wichtig ist.
Bild 3: „Du sollst den Feiertag heiligen“. Auch wenn es schwer fällt, das einzusehen, ist es doch gut, wenn man sich auch mal Zeit nimmt, um über Gott nachzudenken oder für andere Menschen.
Bild 4: „Du sollst Vater und Mutter ehren“. Du darfst deine eigenen Wege gehen. Aber du kannst auch zurückschauen und die, die dir das Leben geschenkt haben, nicht aus den Augen verlieren und auch dann Respekt haben, wenn ihr euch gerade nicht versteht.
Bild 5: „Du sollst nicht töten“. Daran sollte sich jeder halten. Auch die Politiker.
Bild 6: „Du sollst nicht ehebrechen“. Liebe ist etwas wirklich Schönes.
Bild 7: Aber sie wird auch bedroht. von der Langeweile und von den Bildern, die man überall sieht. Es geht darum, nichts kaputt zu machen. Bei sich selbst könnte man das auch nicht ertragen.
Bild 8: „Du sollst nicht stehlen“. Wenn ich mich auf nichts mehr verlassen kann, wenn das Vertrauen kaputt geht, weil ich Angst um das, was mir gehört, haben muss, dann gibt es keine Sicherheit. Und die braucht man zum Leben.
Bild 9: „Du sollst nicht falsch Zeugnis über andere ablegen“. Lästern macht jeder Mal. Aber es gibt immer nur Stress, wenn ständig Gerüchte über andere erzählt werden.
Bild 10: „Du sollst nicht begehren.“ Leichter gesagt als getan. ein schönes Auto hätte wohl jeder gern.
Bild 11: Und Geld natürlich auch. Geld kann Neid auslösen, der wirklich eine Sucht wird.

Fürbittengebet
Ich danke dir, Vater. Du nimmst mich an, wie ich bin. Du machst mich nicht klein. Du vergibst mir und schenkst mir neuen Mut. Ich danke dir für mein Leben, für alle meine Fähigkeiten, dass ich denken, lernen und urteilen kann. Lass mich mit meinen Gaben nicht herrschen, sondern dienen.
Schenke mir die Kraft, anderen zu vergeben, so wie du mir vergeben hast. Schenke mir die Kraft, es neu zu versuchen, auch wenn du weißt, dass nicht alles ganz anders wird in meinem Leben. Ich möchte dir mein Vertrauen schenken. Schließe mich immer wieder in deine Arme, auch wenn mir nicht alles gelingt, was ich mir vornehme.
Danke, dass uns gesagt wird und wir glauben dürfen: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Du bist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Höre uns, wenn wir so zu dir beten, wie Jesus es uns gezeigt hat:
Segen
Gott, segne mir den Mond hoch über mir.
Gott, segne mir die Erde hier unter mir.
Gott, segne mir die Musik, die um mich ist.
Gott, segne mir alles, worauf mein Blick ruht.
Gott, segne mir das, worauf meine Hoffnung baut.
Gott, segne mir Verstand und willen; segne sie mir, o Gott, du Gott des Lebens.