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Samstag, 13. Februar 2010

Lass es Liebe sein! - Estomihi, 14.02.10, Reihe II

Text: 1. Korinther 13
Gemeinde!
Jetzt wisst ihr wie es geht! Liebt gefälligst! Seid für den anderen da! Denkt nicht an euch! Liebt!
Amen.
Da fehlt doch was. Etwas ganz Entscheidendes: die Liebe. Also noch einmal von vorne:
Liebe Gemeinde!
Klar, es ist vielleicht einfach nur höflich, in einem freundlichen Ton zu sprechen und sie und euch alle mit „Liebe“ anzureden. Aber ich glaube schon, dass Höflichkeit und Wertschätzung ein erster Schritt zu dem sind, was Liebe wirklich meint. Gerade die Liebe, von der Paulus hier in so vielen und überschwänglichen Worten schreibt, wie ich sie vorgelesen habe. Liebe heißt doch nicht zuletzt, einem anderen Menschen zu zeigen: Du bist mir was wert. Und das fängt für mich bei scheinbar so nebensächlichen Dingen wie einer Anrede an. Gerade bei einer Predigt. Ich kann eine Predigt aus reinem Pflichtgefühl halten. Es ist mal wieder Sonntag, ich muss halt, dafür werde ich bezahlt. Ich kann denken: Ist mir doch egal, was die Gemeinde davon hält! Die Predigt könnte noch so toll formuliert sein, noch so witzig, heute vielleicht als Büttenrede, sie wäre nichts wert. Das Entscheidende sind nicht Klugheit und tolle Worte, das Entscheidende ist die Liebe. Die Liebe als die entscheidende Lebensgrundlage. Leben ohne Liebe, Glauben ohne Liebe trocknet aus. Wird zu bloßen Hülle. Außen vielleicht noch ganz passabel. Aber innen tot, hohl und leer. Natürlich weiß keiner von ihnen und euch, ob ich die Menschen im Gottesdienst, die Gemeinde hier, meine Konfis, meine Schüler, meine Frau und vor allem Gottes Wort wirklich liebe. Oder ob ich was vorspiele. Liebe, menschlich betrachtet, ist immer voller Risiko. Vor ein paar Jahren gab es ein Lied, in dem immer wieder gesungen wurde „Lass es Liebe sein“. Die Band, die es sang, war alles andere als christlich. Aber diese Zeile ist für mich so was wie ein Gebet. Gerade heute, wo auch noch der Valentinstag, der Tag der Liebenden, auf diesen Sonntag fällt. Liebe ist so groß, so schön, aber eben auch so verwirrend, so mehrdeutig, dass ich glaube, dass uns oft nichts anderes übrigbleibt, als Gott zu bitten: „Lass es Liebe sein“. Lass es nicht Überheblichkeit, nicht Stolz, Hochmut, der Wunsch nach Anerkennung sein, sondern lass es einfach Liebe sein. Mach aus dem, was wir nicht immer allein schaffen, etwas Gutes und Schönes! Lass es Liebe sein! Liebe ist alles – so heißt es auch in diesem Lied. Ich würde nicht so weit gehen. Wir brauchen schon noch ein paar andere Dinge und Fähigkeiten. Ein Chirurg, der seine Patienten liebt, aber mit dem Skalpell nicht umgehen kann, der schadet nur. Liebe ist nicht alles – aber ohne Liebe ist am Ende alles nichts! Darum geht’s doch auch bei Paulus. Ich kann noch so toll von Gott erzählen und ihm singen wie sonst nur die Engel singen, ich kann nach außen fromm sein, mich an alle Gebote halten, besser, schöner, länger beten als alle anderen, ich kann alles, was ich habe, armen Leuten spenden – ohne Liebe ist das nichts wert. Schreibt er doch. Da sind selbst die tollsten Worte und der schönste Lobgesang nicht mehr als irgendein Geplärr und Lärm. Glauben an Gott, Liebe, das ist kein Wettbewerb um Frömmigkeit, Klugheit, Schönheit. Da geht’s nicht drum, mehr zu spenden, besser zu beten, schöner zu singen, frommer zu reden, aktiver zu handeln.
Vielleicht, hoffentlich, ein Hoffnungsschimmer für alle, die denken, sie können nicht gut genug lieben, sie tun zu wenig, sie zweifeln manchmal, sie beten zu wenig oder was auch immer. Liebe und Glauben – das lässt sich nicht an Äußerlichkeiten messen. Und das macht es auch so schwer. Es wäre, denke ich, manchmal leichter mit ganz festen Regeln: Wenn Du liebst, dann hast du mindestens 10 % deines Einkommens zu spenden, dann hast du regelmäßig deiner Frau Blumen zu schenken, deinem Mann zu kochen, alles zu ertragen, was deine Kinder oder Konfis oder Schüler so machen. Wenn du glaubst, dann hast du täglich mindestens drei Abschnitte aus der Bibel zu lesen, mindestens zwei Mal täglich zu beten, sonntags in die Kirche zu gehen und mindestens 3 Stunden in der Woche in der Gemeinde ehrenamtlich zu arbeiten. Feste Regeln – aber Liebe hält sich nicht an Regeln. Es gab mal vor ein paar Jahren ein Plakat der Evangelischen Kirche in Köln. Darauf waren zwei Männer zu sehen, die sich küssen, mit der Überschrift: Gott ist die Liebe – aber manchmal verstehen wir sie nicht. Es gab viele Proteste. Ob das Bild gut und richtig war, darüber kann man lange streiten. Ich denke, wir brauchen manchmal Provokationen, auch in der Liebe, auch bei Gott, damit wir aus Selbstverständlichkeiten wachgerüttelt werden. Wir tun so, als wüssten wir was Liebe ist. Wir Pfarrer – und auch viele andere Christen – tun oft genug so, als wüssten wir, was Gottes Liebe ist – dabei wissen wir gar nichts! Und verstehen oft genug auch nichts. Denn zu verstehen ist das nicht, was Paulus da weiter schreibt. Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Wie soll man das denn schaffen?! Ich glaube, dass wir hier falsch liegen, wenn wir diese Worte als Patentrezept für eine glückliche Beziehung, egal ob Mann-Frau, Eltern-Kind oder anders verstehen wollen. Paulus erzählt uns von Gottes Liebe zu uns Menschen. Sie hält es aus, wie Jesus am Kreuz, zum Opfer von Verrat und Unmenschlichkeit zu werden. Sie hält es aus, verleugnet, missachtet zu werden. Sie kommt nicht mit Pomp daher, stellt sich nicht zur Schau. Wo wir Menschen das untereinander in den Beziehungen, in denen wir leben, schaffen, da blitzt etwas von dieser großen Liebe Gottes auf. Da wird Gott in der Liebe greifbar – auch wenn wir manchmal gar nicht verstehen, wie und warum. Es gab mal ein Terroristin, Gudrun Ensslin, schon länger ist sie tot. Sie war für den Tod von vielen Menschen verantwortlich und hat wirklich viele richtig böse Sachen gemacht. Selbst umgebracht hat sie sich, als ich so etwa 12 Jahre alt war. Was mich damals als fast noch Kind beeindruckt hat, waren ihre Eltern. Die haben immer, auch bei der Beerdigung, deutlich gemacht, dass sie trotz aller Verletzungen, die ihre Tochter auch ihnen zugefügt hat, zu ihr als Mensch stehen und sie lieben, auch wenn sie ihre Taten verurteilen. Liebe redet Lieblosigkeit nicht schön. Einen Mörder, einen Schläger, einen Vergewaltiger im Namen der Liebe zu decken, nur weil er oder sie mein Kind, mein Freund, mein Mann, meine Frau, meine Freundin ist, das hat mit Liebe nichts zu tun. Aber sagen zu können: Ich hasse deine Tat, ich verurteile deine Lieblosigkeit, aber ich liebe dich – vielleicht auch dadurch, dass ich dich vor die Konsequenzen deiner Lieblosigkeit stelle ohne die Beziehung zu dir abzubrechen, das ist ein Spiegel der Liebe, mit der Gott uns Menschen liebt. Aber das kann, glaube ich, nicht trainiert werden. Es ist ein Geschenk, über das wir nicht verfügen können. Und an dem wir immer wieder scheitern. Der entscheidende Satz in diesem Absatz ist für mich „Die Liebe freut sich an der Wahrheit“. Die Liebe hilft, auch traurigen Wahrheiten ins Auge zu sehen. Wir müssen nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Wir müssen nichts schön reden. Weder die Lieblosigkeit und das Versagen von anderen noch unsere eigene Lieblosigkeit und unser eigenes Versagen. Da berührt sich dieses Reden von Gottes Liebe mit der Einsicht von Paulus, dass wir bei allem, was wir tun, selbst bei unseren ehrlichen Versuchen, es mit der Liebe ernst zu nehmen, immer nur Stückwerk und nie das Perfekte schaffen. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Das ist eigentlich mein persönlicher Lieblingsvers. Das, was wir in unserem Leben schaffen, ist immer nur ein Teil der Liebe, die eigentlich möglich ist. Manchmal verdunkelt. Durch Unfähigkeit, durch traurige Erfahrungen. Aber trotzdem da. Und vor allem: wir sind jetzt schon erkannt – von Gott als liebenswert. Und Gott wird unser Stückwerk, unsere ganzen losen Enden, unsere unsortierten Lebenspuzzleteile so zusammenfügen, dass wir seine Liebe auch in uns und durch uns erkennen. Nicht, indem wir jetzt schon versuchen, besser als andere zu sein. Nicht, indem wir versuchen, alles von uns aus perfekt zu machen. Sondern indem wir uns einlassen. Auf die Liebe Gottes. Und indem wir dann diese Liebe weiterschenken. An andere. An uns. Mit allem, was auch schief geht. Da bleibt nichts mehr zu sagen als: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Amen

Freitag, 5. Februar 2010

Der Himmel sucht das Supertalent - Taufgedächtnisgottesdienst 31.01.10

ANSPIEL TAUFGEDÄCHTNISGOTTESDIENST 2010
Mitspieler: Jury (J) 1(Kata), 2(Olga), 3(Valeria) / Kandidat (K) 1(Maria), 2(Janine), 3(Feli) / Moderator (M) (Clara)
Musik: Paramore, Crushcrushcrush
M: So, da sitzt sie wieder. Die unerbittliche Jury. Drei Experten, die sich anschauen, wer wirklich Talent hat. Und das braucht man, um weiter zu kommen. Um einen Platz im Himmel zu kriegen. Da ist ja schon Kandidat 1.
(Jury unterhält sich, achtet nicht auf den Kandidaten, der räuspert sich ein paar Mal, bevor es endlich losgeht.)
J1: Hallo, wer bist du denn?
K1: Ich bin der Sven und ich bin der absolute Himmelsstürmer!
J2: Na, dann zeig uns mal, was du so kannst!
K1: Okay, dann leg ich mal los!
J3 (zu J2): Na, da bin ich ja mal gespannt…
J1: Und, nun mach mal. Was hast du denn vor?
K1: Ich fang dann mal an: Ich glaube an Gott, den Vater, den Almmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an…
J3(unterbricht ihn): Was soll denn das?
K1: Ich kann das Glaubensbekenntnis auswendig!
J2: Und was willst du uns damit zeigen?
K1: Na, das ich in den Himmel gehöre! Ich bin das Superhimmelstalent!
J1: Hast du denn nichts anderes drauf?
K1: Ich war in Konfer fast jeden Sonntag im Gottesdienst!
J1: Hast du denn nichts anderes drauf als so auswendig gelerntes oder so?
K1: Ich hab den Pfarrer in Konfer praktisch nie geärgert. die Anderen waren immer viel schlimmer als ich!
J2: Ich glaub’s nicht! Du hast ja gar nichts Eigenes! Sind wir uns einig?
J1,2,3 nicken, schauen sich an, halten das rote „X“ hoch
J1: Du bist raus!
M: Na, das war wohl nix. Brave Mädchen und Jungs kommen in den Himmel? Na, wer hätte gedacht, das Bravsein die Jury nicht beeindruckt!

J2: Mal sehen, wen sie jetzt reinschicken…
K2: Hallo, ich bin der Martin und ich bin getauft.
J3: Schön. Und weiter?
K2: Wie? Und weiter?
J3: Ja, hast du denn sonst nichts drauf, kein Talent, das uns zeigt, dass du hierher gehörst?
K2: Ach, das meinst du! Klar! Ich seh’ gut aus! Guck mich doch an! Ich zieh mich immer so an, dass es meinen Eltern und meinen Großeltern und den Erwachsenen gefällt. Ich bin der liebste und bravste. Ich will doch nicht auffallen. Ich…
J1: Mach mal Pause. Dein Talent ist es also, so zu sein, wie andere dich haben wollen!
K2: Ja, das kann nicht jeder! Guckt doch mal, wie die anderen rumlaufen! So assig!
J2: jetzt hab ich es kapiert: Dein Talent ist, dass du dich für was Besseres hältst?!
K2: Na ja, so direkt also, ich weiß, aber…
J1: Für mich ist der fall klar.
J2: Für mich auch
J3: Logo!
Alle drei halten ein rotes „X“ hoch
K2: Das könnt ihr doch nicht machen, ich…
J1: Mach die Fliege…
K2 geht raus.
J3: Also, Leute gibt’s… hoffentlich schicken die jetzt mal was Gescheites rein. Ich krieg schon Kopfschmerzen!
M: Und wieder ist eine Karriere im Himmel vorbei bevor sie richtig angefangen hat…

K3 kommt rein, lässt vom Handy / MP3-Player Musik laufen, bewegt sich ein bisschen dazu, grinst die Jury an
J1: Wer bist du denn?
K3: Moment, das Beste kommt gleich…
J3: jetzt mach endlich das Teil aus, das nervt!
K3: Wieso? Ich will mit Jay-Z (halt das, was da läuft) in den Himmel, den Engeln mal was Schönes bieten!
J2: Und was ist dein Talent? MP3s abspielen kann jeder!
K3: Aber nicht jeder hat so einen guten Geschmack wie ich! Und ich dachte, ich bin halt wie Jay-Z. Damit will ich den Engel Flügel machen! Gut, der hat mehr drauf als ich. Hab ich mir gedacht. Dann klau ich alt bei ihm. Ist doch auch ein Talent!
J1: Das wird ja immer schlimmer!
Alle der halten das rote „X“ hoch.
J2: Tschaui, und grüß Jay-Z von uns!
J1,2,3 stecken die Köpfe zusammen, tuscheln
M: Das war ja überhaupt nichts! Aber was ist denn mit der Jury los? Fallen die gleich in Ohnmacht?
J1 verlässt den Tisch, geht nach vorn zu den drei Verlierern
J1: Leute, ich glaub, ihr habt nicht so richtig kapiert, worauf es ankommt, wenn ihr das Himmelstalent werden wollt. Wir geben euch noch eine Chance!
K1,2,3 freuen sich, jubeln…

(Musik: Rihanna, Photographs)
M: Willkommen zum Recall, zur zweiten Chance für unsere drei Kandidaten bei „Der Himmel sucht das Supertalent“ Mal sehen, ob jetzt ein Platz im Himmel für einen von ihnen frei ist! Aber was sehe ich denn da? Das ist ja völlig ungewöhnlich…
K1,2,3 kommen zusammen zum Jurytisch, K2 hat sich in der Zwischenzeit was anderes angezogen
J3: Hey, da seid ihr ja wieder. Und wie ich sehe, hat einer von euch sich ja auch äußerlich verändert!
K2: Ja, ich hab gemerkt, dass das nicht meins ist. Ich bin halt so. Ich will ja nicht die anderen nerven und ich freu mich ja, wenn meine Eltern auch mal was an mir gut finden. Aber mein Talent soll doch nicht sein, dass ich mich anpasse, sondern dass ich meinen Eltern Arbeit abnehme. Die haben genug Sorgen. Mein Vater ist arbeitslos geworden, da fehlt’s überall. Ich kann super Skateboard fahren. Und da verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen und fahre durch die Gegend und teil Prospekte aus. Krieg ich ein paar Euro für und das hilft mehr als die Klamotten anzuziehen, die meinen Eltern gefallen!
J2: Das gefällt mir!
J1: Ich glaub, wir sind uns einig!
Alle drei halten die grüne „0“ hoch, K1 und K3 klatsche K2 ab
J1 (zu K3): Und du?
K3: Vergiss Jay-Z. eigentlich ist mein Talent ja nicht jemanden nachzumachen. Oder so ein bisschen doch. Meine Klasse bring ich immer total zum Lachen, wenn ich unseren Direktor nachmache. Und wenn meine kleine Schwester mal wieder weint, weil unsere Mutter nicht mehr da ist, dann denk ich mir Geschichten aus und mach dabei Stimmen nach und dann quietscht sie immer so süß!
J1,2,3 schauen sich an, halten die grüne „0“ hoch.
J2: Rein mit dir, wir brauchen dich!
K1 will jetzt gerade gehen, verabschiedet sich von K1 und K2
J1: Hey, was ist mit dir? du warst noch gar nicht dran!
K1: Hat eh keinen Zweck.
J2: Wieso?
K1: Ich kann halt nicht so tolle Sachen wie die andern. Das war am Anfang schon ehrlich gemeint. Ich kann nichts Tolles. Ich glaub einfach an Gott. Aber scheinbar reicht das nicht!
J3: Wer sagt denn das?
K1: Na, ihr! Ich fing mit dem Glaubensbekenntnis an – und ihr wolltet mich nicht. Ich hab’s ernst gemeint. Ich kann glauben. Mehr nicht.
J2: Echt?
J1 (zu J2 und J3): Ich glaub, wir haben da vielleicht was übersehen, lassen wir ihn rein?
J2 und J3 nicken, alle drei halten, die grünen „0“ hoch., dann legen sie die Karten hin, wollen gehen.
K1: Wo wollt ihr denn hin?
J3: Keine Ahnung, nur weg.
J2: Ich glaub, wir sollten aufhören, Leute zu beurteilen. Macht zwar Spaß. Aber du hast Recht: eigentlich muss man gar keine Mätzchen machen, um rein zu dürfen.
J1: Ich glaube, in Zukunft lassen wir den da oben allein Jury spielen, wer rein darf. Ist wohl besser so. Wir gehen. Tschüss.
K1: Kommt doch mit rein. Hat doch Spaß gemacht mit euch. Und ein Plätzchen ist da bestimmt auch noch für euch frei. Mit euch wird’s da echt schöner!
Musik: Rihanna, dann Lied 632

Ansprache
Ja, wer kommt eigentlich in den Himmel? Wer ist da der Superstar, wer hat das Supertalent, um da wohl hinzukommen? Ich glaube ja, dass die Frage schon falsch ist. Das Talent, um Gott ganz nah zu sein, das hat jeder Mensch. Es gibt niemandem, dem Gott sagen würde: Du bist es nicht wert, geliebt zu werden. Aber wie das bei Talenten so ist: eine Sache ist es, ein Talent zu haben, eine andere, es zu entdecken und damit etwas anzufangen. Für mich kommt da die Taufe ins Spiel.

Wenn ich es von uns Menschen her sehe, dann heißt die Taufe erst mal: ja, ich stehe dazu, dass ich das Talent habe, die Begabung, ein Mensch zu sein, den Gott liebt. Wenn ich mich selbst dafür entscheide, getauft zu werden, dann wird das besonders deutlich. Aber auch dann, wenn Eltern das für mehr oder weniger kleine Kinder entscheiden, dann ist das eigentlich klar. Ich als Mutter, ich als Vater, wir als Paten, wir vertrauen darauf, dass das Kind nicht nur von der Liebe lebt, die wir ihm geben können, sondern dass Gott schon längst Liebe in sein Leben gelegt hat. Wir wollen ihm helfen, die zu entdecken. Taufe ist immer auch mit dem Vertrauen verbunden, dass Gott es gut mein mit uns Menschen. Dass er auch dann für uns da ist, wenn Menschen nicht da sein können oder wollen. Dass er das, was wir nicht verstehen, was uns schwer ist, zu einem guten Ende führt und dass er uns auch auf Wegen, die wir nicht gern gehen, begleitet.
Von Gott her heißt die Taufe aber auch noch mehr: Ich habe mich mit dir verbunden, ich will bei dir sein. Wenn Du was falsch gemacht hast, darfst du umkehren. Du kriegst eine Chance. Wenn du dein Talent wegwirfst, darfst du es wieder suchen. Ich gebe dich nicht auf, auch dann, wenn Menschen dich aufgeben.
Taufe ist ein tolles Angebot. Das Angebot, wirklich als eigener Mensch in jeder Situation zu leben, zu lieben und sich mit Gott verbunden zu wissen. Das Angebot, sich nicht vom Lob oder von der Ablehnung von Menschen abhängig zu machen, sondern zu wissen: Egal, in welche Kästchen Menschen dich stecken, Gott kennt dich und will dich. Bei ihm hast du auch dann einen Platz, wenn Menschen dir in ihrem Leben keinen Platz geben wollen.
Taufe ist keine Zauberei, die uns aus diesem Leben weg in den Himmel bringt. Sie ist ein Geschenk, dass unser Talent, geliebt zu sein und leiben zu können, sichtbar machen will. Das uns Mut machen will, nicht irgendwo im Himmel, sondern jetzt, hier, in dieser Welt und in diesem Leben etwas aus dem Geschenk zu machen, das Gott uns mitgibt. Ein eigener, einzigartiger Mensch zu sein, der Teil der großen Talentfamilie Gottes ist.