Hier das Krippenspiel:
Erzähler: Der Kaiser Augustus wollte wissen, wie viele Menschen in seinem Reich leben. Deshalb schickte er seine Soldaten und Beamten in alle Städte seines Landes. Sie verkündeten:
„Jeder von euch soll in die Stadt gehen, in der er geboren wurde, jeder Mann und jede Frau. Dort müsst ihr euch in Listen eintragen lassen, damit alle Leute gezählt werden können.“
Die Leute hörten zu, was die Soldaten verkündeten, und machten sich auf die Reise, denn dem Kaiser musste man gehorchen. Sie packten ein paar Sachen zusammen und zogen los: die Reichen mit einem Pferd oder einem Wagen, manche hatten vielleicht einen Esel oder einen Ochsenkarren, aber die meisten gingen sicher einfach zu Fuß. Du kannst dir sicher vorstellen, was das für ein Gedrängel auf den Straßen war.
Wenn die Leute an ihrem Zielort angekommen waren, waren sie natürlich müde und hungrig. Sie mussten an den Volkszählungs¬büros furchtbar lang anstehen und sogar am nächsten Tag noch einmal wiederkommen. Die Reise war ja so lang gewesen, dass sie nicht am gleichen Tag wieder zurücklaufen konnten. Ganz viele wollten in einem Gasthaus zu Abend essen und übernach¬ten. Für die Wirte war das ein gutes Geschäft. So einen Andrang hatten sie schon lange nicht mehr. Aber es war halt auch furcht¬bar viel Arbeit. Und so hatten die Wirte schon Grund zum Stöh¬nen, wie auch der Wirt, von dem ich heute erzählen will.
Wirt: schaut vor die Tür
So ich glaub, das war’s. Heute kommt keiner mehr. Es ist ja auch schon dunkel. Da ist bestimmt niemand mehr unterwegs.
Außerdem ist mein Gasthaus voll bis aufs letzte Bett. Sogar mein eigenes Bett hab ich vermietet. Ich schlafe heute hier auf dem Gästebett neben der Tür.
War das ein Stress heute. Und jetzt bin ich furchtbar müde. Bin ich froh, dass ich jetzt endlich auch ins Bett gehen kann.
Erzähler: Nichts schätzte der Wirt so sehr, wie einen ruhigen, ungestörten Schlaf.
Schlafmusik instrumental: Seht die gute Zeit ist da
Josef u. Maria kommen von hinten durch die Mitte
Josef: Maria, schau, da vorn ist ein Gasthaus. Jetzt ist es nicht mehr weit.
Maria: Hoffentlich haben sie noch ein Zimmer für uns frei. Ich bin so müde. Klopfen an die Tür
Wirt: Wacht auf, stöhnt, kommt an die Tür und macht auf
Was wollt ihr denn noch so spät?
Josef: Wir suchen ein Zimmer für die Nacht.
Wirt: Gähnt Kein Zimmer frei!
Maria: Aber wir sind müde! Wir sind schon Tag und Nacht unterwegs!
Wirt: Es gibt nur noch den Stall hinterm Haus. Hier habt ihr zwei Decken. Füllt die Anmeldung aus.
Josef: Schreibt Vielen Dank und gute Nacht. Gehen hinter die Bühne
Wirt: Liest Maria und Josef aus Nazareth.
Erzähler: Der Wirt schloss die Tür, legte sich ins Bett und schlief weiter.
Schlafmusik instrumental: Seht die gute Zeit ist da
Josef: Kommt von hinten und klopft
Entschuldigung, dass ich noch einmal störe, aber könnten Sie uns noch eine dritte Decke leihen? Eine kleinere?
Wirt: Da. Eine kleinere Decke.
Josef: Dankeschön! geht zurück hinter die Bühne.
Erzähler: Der Wirt schloss die Tür, legte sich ins Bett und schlief weiter.
Schlafmusik instrumental: Seht die gute Zeit ist da
Sternengel mit Stern kommt von hinten und klopft an die Tür
Wirt: Macht auf und ist geblendet
Sternengel: Entschuldigung, ich suche einen Stall, der muss hier ganz in der Nähe sein, Josef und Maria ...
Wirt: Das hat mir grade noch gefehlt! Der Stall ist hinterm Haus.
Sternengel: Vielen Dank! Geht hinter die Bühne
Erzähler: Er schloss die Tür, legte sich ins Bett, zog sich die Decke über den Kopf, weil er bei der Helligkeit sonst nicht einschlafen konnte und schlief weiter.
Schlafmusik instrumental: Seht die gute Zeit ist da
Lied Gemeinde: Kommet, ihr Hirten (EG 48,1-3)
Hirte 1: Hast du auch den Engel gesehen?
Hirte 2: Nein, welchen Engel?
Hirte 3: Ein Engel war bei uns auf dem Feld. Alles war ganz hell. Auf einmal ist der da gestanden und hat gesagt: “Fürchtet euch nicht.“
Hirte 1: Ich hab mich aber trotzdem gefürchtet.
Hirte 3: Er hat gesagt: Heut ist Gottes Sohn geboren. Ihr findet ihn in Windeln gewickelt in einer Krippe in einem Stall.
Hirte 2: In welchem Stall? Hier sind so viele.
Hirte 3: Er hat gesagt, ein Stern steht drüber.
Hirten schauen sich um.
Hirte 1: Ich seh keinen.
Hirte 3: Ich auch nicht.
Hirte 2: Da vorn ist ein Gasthaus. Wir fragen einfach.
Hirten klopfen
Wirt: Was ist denn jetzt schon wieder?
Hirte 1: Wir sind drei Hirten.
Wirt: Na und? Was ist los? Die Schafe verloren?
Hirte 2: Wir suchen einen Stall.
Hirte 3: Da drüber müsste ein Stern stehen.
Wirt: Brüllt Hinterm Haus!
Hirten: Danke! gehen hinter die Bühne
Erzähler: Er schloss die Tür, legte sich ins Bett und schlief weiter.
Schlafmusik instrumental: Seht die gute Zeit ist da
Lied Gemeinde: Wisst ihr noch wie es geschehen EG 52, 1+4
bei der 2. Stophe (= Strophe 4) kommen die 3 Könige von hinten durch die Mitte
Kaspar: Ich kann den Stern nicht mehr sehen.
Melchior: Er sollte uns doch den Weg zu dem neugeborenen König weisen.
Balthasar: Es muss aber hier irgendwo sein. Ich habs genau ausgerechnet.
Kaspar: Und wo ist er dann bitteschön?
Melchior: Hier ist ein Gasthaus. Wir fragen nach dem Weg. klopft
Wirt macht auf und ist sauer
Melchior: Edler Mann, entschuldigt die Störung, aber wir suchen einen Stern. Haben Sie vielleicht...
Wirt: schreit Im Stall hinterm Haus!!!
Melchior : Entschuldigung. Gehen hinter die Bühne
Erzähler: Der Wirt knallte die Türe zu, legte sich ins Bett und schlief weiter.
Schlafmusik instrumental und Gesang Kinder: Seht die gute Zeit ist da
Lied Gemeinde: Vom Himmel hoch, da komm ich her EG 24, 1 3+5
Engel kommen während des Liedes von hinten durch die Mitte und verschwinden hinter dem Vorhang
Engel: Flöten vor der Türe
Wirt: Hält sich die Ohren zu
Engel: Gehen hinter die Bühne
Wirt geht vor die Tür und schimpft
Aus! Schluss! Jetzt reicht’s! Was ist heut Nacht bloß los? Da kann ja kein Mensch schlafen! Jetzt schau ich nach, was da los ist und beschwer mich!
Geht los
Erzähler: Er stampfte ums Haus stürmte zum Stall und wollte gerade losbrüllen, als ...
Vorhang auf
alle: „Psst!“,
einer: Du weckst das Baby!
Wirt: „Baby?“ ungläubig
einer: Ja, heute Nacht ist ein Baby geboren.
Wirt: Ach ja? brummig und beugt sich ärgerlich über die Krippe.
Erzähler: Und in diesem Moment schien sein ganzer Ärger unbegreiflicherweise einfach so davonzufliegen!
Wirt: Oh!, erstaunt Ist es nicht wunderschön?
Erzähler: Und er weckte alle Gäste in seinem Gasthaus auf, denn auch sie sollten in den Stall kommen und dieses ganz besondere Baby anschauen.
Wirt geht herum und holt die Kinder nach vorne
Lied Gemeinde: Seht die gute Zeit ist da, EG 18,1+2; im Kanon mit Instrumenten
Und hier die Ansprache:
Liebe Gemeinde!
Schlag die Tür nicht so laut zu! Der poltrige Wirt wird auf einmal ganz ruhig, als er das Baby in seinem Stall sieht. Eben war er noch genervt vom ganzen Trubel um ihn herum, da wollte er nur seine Ruhe haben. Und jetzt, da wird er ganz ruhig. Schlag die Tür nicht so laut zu! Klingt erst einmal ja ganz selbstverständlich, wenn es um neugeborene Kinder geht. Kennt jeder, der mit kleineren Geschwistern groß geworden ist oder in dessen Haus ein Baby war oder ist. Schlag die Tür nicht so laut zu – dieses eigentlich so selbstverständliche ist der erste Schritt zum Frieden. Das hat Franz von Sales, der vor ungefähr 400 Jahren in Frankreich gelebt hat, einmal jemandem gesagt, der wissen wollte, was er für den Frieden tun könne. Für mich ist das, wie wir gerade auch gesehen haben, ein Teil der Botschaft von Weihnachten. Schlag die Tür nicht so laut zu – Frieden fängt nicht erst da an, wo keine Waffen mehr benutzt werden, sondern da, wo ein Mensch auf den anderen Rücksicht nimmt. Frieden fängt da an, wo ich mich darauf einlassen kann, dass jemand meine Hilfe, meine Rücksicht, meine Umsicht braucht. Frieden fängt da an, wo ich den anderen nicht durch Lärm und Poltern und Geschrei beeindrucken will, sondern wo ich auf ihn zugehen kann, wo ruhig und klar geredet, geliebt und viel-leicht auch mal gestritten werden kann. „Frieden auf Erden“, das ist die Botschaft, die die Engel den Hirten mitgeben, bevor diese in den Stall gehen und im Kind in der Krippe, in einem ganz normalen Baby Gott entdecken. Frieden, das ist das, was dieses Kind, was Gott, der sich in diesem Kind zeigt, den Menschen geben möchte. Aber er tut das nicht dadurch, dass er sich groß aufspielt, mit viel Macht und Panzern und Waffen und Strafen droht, sondern indem er sich ganz klein und ganz hilfsbedürftig macht. Frieden fängt eben nicht ganz oben an, sondern ganz unten. Bei jedem von uns. Groß und Klein. Türen kann jeder leise zu machen. Das Kind nicht stören, das Poltern lassen, sich anstecken lassen davon, dass Gott als hilfsbedürftiger Helfer in diese Welt kommt. Es ist gar kein so neuer Blick auf die Welt, den Gott uns an Weihnachten schenken und öffnen will. Es ist die Erinnerung an die eigene Menschlichkeit. Gott wird Mit-Mensch, damit wir mitmenschlich sein und bleiben können, damit wir unsere Menschlichkeit neu entdecken. Gott bringt uns Frieden und stiftet uns zum Frieden an. Im Großen wie im Kleinen. Beginnen wir doch im Kleinen. Die Großen und die Kleinen. Indem wir Türen nicht zuschlagen, sondern öffnen, indem wir wahrnehmen, was der andere braucht und was wir brauchen, damit wir friedlich miteinander leben können. Indem wir nicht darauf warten, dass der andere anfängt, sondern indem wir anfangen, den Frieden, den Gott uns in dem Kind in der Krippe schenkt, einfach zu leben.
Predigten und Gedanken aus der Thomaskirche auf dem Richtsberg in Marburg
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