Liebe Gemeinde!
Da sitzt er in der Ecke, der Mann. Ganz hinten, da, wo es richtig dunkel ist. Ganz allein. Hofft er wenigstens. Es soll ja nicht jeder sehen, wie er weint. Männer weinen nicht! Vor allem er nicht. Er ist es doch, der der Größte war. Er war näher dran als die anderen. Er fühlte sich stark. Ja, er war sogar bereit, zu sterben. Für die Wahrheit. Er war ein Mann, der es drauf hatte. Zu dem die anderen aufsahen. Mit viel Respekt. Die allermeisten jedenfalls. Und ein paar vielleicht auch mit ein wenig Neid. Aber: muss man sich nicht Neid erarbeiten? Auf jeden Fall fühlte es sich gut an, so nah dran zu sein. Am Zentrum. Und jetzt sitzt er in der Ecke. Und weint. Und denkt nach. „Ich bin’s eigentlich nicht mehr wert, weiterzuleben!“ Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht geht ihm dieser Gedanke durch den Kopf. „Vielleicht wäre es besser, ich würde mir einen Strick nehmen. Wie der andere, der Verräter. Ich bin auch nicht besser.“ So denkt er. „Ich hatte so eine große Klappe. Und als es drauf ankam, da habe ich genkniffen. Aus Angst. Ich Feigling.“ So denkt er, wieder und wieder. Die anderen werden jeden Respekt vor ihm verloren haben. Und die, die sowieso schon ein bisschen neidisch waren, die werden ihn das spüren lassen. Das Versagen. Du Möchtegern. Du Besserwisser. Er hört schon ihre hämischen Kommentare in seinen Gedanken. Kann er überhaupt zurückgehen, bei ihnen bleiben? Sie waren doch seine Heimat. Er weint. Immer noch. Immer wieder. „Wäre es nicht doch besser, alles hinzuwerfen?“ So denkt er, wieder und wieder. Er ekelt sich vor sich selber. Schwächling. Feigling. Verräter. Immer schneller dreht sich alles in seinem Kopf um diese Worte. Und dann kommen ihm andere Worte in den Sinn. Seine Worte. wie war das nochmal? Hat er es nicht vorhergesehen? Was hat er nochmal gesagt? Immer deutlich sind sie in seinem Kopf. die Worte. Seine Worte:
Lesen: Lk 22,31-34
Ja, Petrus war nicht der starke Glaubensheld, für den er sich selbst gehalten hatte. Ja, Petrus hat in einem ganz wichtigen Moment versagt. „Jesus? Den kenne ich nicht, mit dem hatte ich noch nie was zu tun“ – aus Angst um sein eigenes Leben verrät er die Freundschaft mit Jesus, verrät er seinen eigenen Glauben. Ob Petrus sich so geschämt hat, dass er an Selbstmord dachte, das weiß ich natürlich nicht. Aber es ist nicht leicht, die Wahrheit über sich auszuhalten, wenn sie so hart zeigt: „Du bist ganz anders, als du es dachtest. Nicht so toll, wie du dachtest, nicht so stark. Sondern eigentlich en Schwächling und Feigling, der mit dem Mund schneller ist als mit dem Herzen.“ Faszinierend finde, wie Lukas davon erzählt, dass Jesus mit diesem Versagen nicht nur irgendwie rechnet, sondern wie er mit diesem Freundschaftsverrat umgeht. Jesus hätte ja auch sagen können: „Du wirst versagen, unsere Freundschaft verraten. Deshalb stell du dich schön hinten an und wenn es dann weitergeht mit dem glauben, dann darfst du zwar dabei sein, aber ganz hinten bitte schön. Da musst du dann erstmal beweisen, dass du dazugehörst, obwohl ich mich nicht auf dich verlassen kann.“ Wäre normal gewesen, so zu reagieren. Macht Jesus aber nicht. Er sagt, ich gebe das jetzt mal mit meinen Worten wieder: „Wenn du da durch bist,