Der folgende Text ist ein Beitrag für die Homepage des St.-Elisabeth-Vereins, Marburg
Undenkbar, dass solche Schlagzeilen hingenommen werden. Es
kann nicht sein, dass einfach an der eindeutigen, und sei es nur selbst
gefühlten, Mehrheit vorbei was gemacht wird! Das Auslösen eines Shitstorms ist
das Mindeste, das nun folgt. Und bei Jauch und Maischberger, in der heute-show
und den Talks in den Dritten Programmen, in Leitartikeln und Morgen-, Mittags-
und Abendmagazinen würde ein Heer von mehr oder weniger anerkannten,
selbsternannten und sonstigen Experten durchs mediale Dorf getrieben. Aber das
alles bleibt aus, wenn’s um Ostern geht. Wir haben uns an die Ferien und
Feiertage gewöhnt, eine willkommene Unterbrechung des Alltags. Schade nur, dass
es am Karfreitag ein Tanzverbot gibt, das immer mehr ausgehöhlt und in Frage
gestellt wird. Ostern –Zeit der Entspannung, des Urlaubs, Zeit zum Feiern, für
Familie, Freunde, erste ausgedehnte Radtouren. Und sonst? War da was? Ach ja,
in Konfer musste es ja auswendig gelernt werden. „Am dritten Tage auferstanden
von den Toten“.
Und das ist doch der Skandal überhaupt, in jeder Hinsicht.
Die Mehrheit der Menschen wollte den Tod, wollte das Opfer. Der unbequeme
Versöhner, der konsequent auf Gerechtigkeit besteht und die auch vorlebt, der,
der an die Ränder der Gesellschaft geht und menschengemachte Vorrechte in Frage
stellt, der, der Gottes Liebe auch zu denen bringt, die in den Augen der
Mehrheit nicht liebenswert sind, der muss und soll weg. Aber selbst der Tod
kann hier nichts stoppen. Völlig unlogisch, völlig an den normalen Erfahrungen
vorbei. Gott widerspricht dem, was Menschen für normal halten. Gott
widerspricht der Perspektivlosigkeit. Gott widerspricht dem Diktat des
„Das-war-doch-schon-immer-so“! Gott schafft Perspektiven für die ohne
Perspektive. Ein Skandal! Gott richtet sich nicht nach dem Mainstream, nicht
nach der Mehrheit, nicht nach dem „gesunden Volksempfinden“ und nicht nach dem,
was die „Wutbürger“ fordern. Gottes Perspektive ist das Leben. Das Leben, das
sich auch von allem, was es verneint, nicht unterkriegen lässt. Dem Leben, das
am Ende verwandelt wird und Recht, Gerechtigkeit, Liebe ans Licht bringt.
Und was heißt das heute? Wo ist heute dieser Skandal noch
spürbar? Wo ist Ostern heute tatsächlich noch mehr als ein nettes
Frühlingsfest? Für mich da, wo der Widerspruch gegen die Trostlosigkeit und den
Tod, wo der Widerspruch, den Jesus hier lebt, laut wird. Dort, wo Partei
ergriffen wird, wenn Menschen, jungen wie alten, ihre Perspektive gestohlen
wird, sie stigmatisiert und an den Rand gedrängt werden. Dort, wo nicht die Lauten,
die ihre Interessen am auffälligsten vertreten können, zuerst gehört und
bedient werden, sondern wo aktiv auf die Leisen, Zurückhaltenden, Schüchternen,
Verängstigten zugegangen wird. Dort, wo ich selber bereit bin, mich und meine
Wege in Frage zu stellen, wo ich erkenne, dass ich Vergebung und einen
Neuanfang brauche und mich nicht für besser halte. Dort, wo nicht die
Perspektive des Todes, des Krieges, der Gewalt die Überhand gewinnt, sondern wo
aus dem Sieg des Lebens Kraft wächst, der Logik des Todes zu widersprechen.
Auch dort, wo ich nicht vorletzte Fragen nach der Befriedigung eigener
Interessen, und seien sie auch noch so gut und gut gemeint, zu letzten Fragen
über Leben und Tod hochstilisiere, sondern wo ich auch die Perspektive des
anderen einnehmen kann und Wege zu einem guten Miteinander nicht durch
Rechthaberei verbaue.
Ostern ist ein Skandal. Ostern widerspricht unserer
Alltagslogik. Gott sei Dank!
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