Konfis 2011, Gruppe 2 (Foto: UKB) |
Text: 1. Petrus 5,7
All eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch!
Liege rausholen, aufbauen, Talar ausziehen, entspannt hinlegen, nach Drink rufen, Moderation…
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Konfis 2011, Gruppe 1 (Foto: UKB) |
So entspannt wäre ich heute gern! Einfach rumliegen, keine Sorgen mehr! Keine Sorge, dass die Predigt heute zu lang wird, wie Doreen oder Vanessa es befürchten, oder zu langweilig, wie vielleicht manche anderen befürchten. Keine Sorgen, ob wir in Konfer alles richtig gemacht haben. Keine Sorgen mehr, das vielleicht niemand mehr nach Konfer mit Kirche was zu tun haben will. Keine Sorgen, dass vielleicht mancher Lebensweg von euch Konfis nicht so toll läuft. Keine von den anderen Sorgen, die heute Morgen vielleicht da sind. Einfach entspannt chillen! Aber wie werde ich die Gedanken, die Sorgen, die sich immer in meinen Kopf schleichen, los?
Ganz früher, ich glaube sogar, noch bevor ich selbst geboren wurde, gab es mal ein Lied, das hieß: „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“. Aber das funktioniert nicht. Weder mit Wein noch mit Bier oder Wodka. Weder mit einem Gläschen noch mit ein oder zwei Fläschchen. Man denkt zwar vielleicht einen Moment, dass es hilft, aber je mehr man das versucht, desto mehr melden sich die Sorgen wieder und sie werden größer.
Entspannt chillen und entspannt leben, Sorgen loswer-den, das muss irgendwie anders gehen. Aber wie? Im Alltag funktioniert das oft ganz passabel mit anderen Menschen. Als kleines Kind sind es meistens die Eltern, die dann herhalten und denen man zumindest fast alles erzählt. Als Jugendliche oder Jugendlicher sind das öfter dann wahrscheinlich Gleichaltrige, manchmal vielleicht auch Geschwister oder hin und wieder vielleicht auch mal jemand anderes aus der Erwachsenenwelt, bei dem an sorgen loswird. Aber ganz so einfach wie früher ist das nicht. Ich glaube mal, dass man sich als Jugendlicher ganz genau überlegt, wem man was erzählt. Klar, die El-tern sollen und müssen vielleicht auch nicht immer alles wissen, selbst der Lehrer, zu dem man ganz viel Vertrau-en hat, bleibt am Ende doch jemand, der einem Noten gibt und bei Freunden ist das auch so eine Sache. Man vertraut nicht jedem alles an. Wer weiß, vielleicht wird doch was weitererzählt oder das Image stimmt nicht mehr, wenn Schwächen zugegeben werden. Ich war sehr positiv überrascht, wie offen und ehrlich manche von den Konfis mit den Mitarbeitern und manchmal auch mit mir über ihre Sorgen gesprochen haben. Ein unglaublich großer Vertrauensbeweis ist das. Aber trotzdem:
Für mich drückt sich in diesem Vers eigentlich das aus, was Konfer sein soll. Auch wenn es nicht ganz ohne Auswendiglernen und ohne Regeln geht, das Wesentliche ist was anderes: eine Einladung. Die Einladung, Gott zuzutrauen, dass seine Liebe Leben heilen und verändern kann. Die Einladung, dass Jesus jedem helfen will, die Sorgen, die man durchs Leben schleppt, mitzutragen und möglichst auch loszuwerden. Die Einladung, es mit dem Glauben und der Liebe wirklich zu probieren und nicht nur von Glauben und Liebe zu reden. Konfer ist keine Leistung, die man nachprüfen kann, die mit Geld belohnt wird, auch wenn ich jedem von euch gönne, dass ihr hoffentlich viele Geschenke bekommt. Konfer ist für mich die Einladung, entspannter, gechillter zu leben. Weil ich in dem Jahr und vor allem hoffentlich durch die Menschen, denen ich da begegne, für mein eigenes Leben annehmen kann, dass da einer ist, Jesus, der mir helfen will und dem ich auch das anvertrauen kann, was ich sonst bei niemandem, vielleicht noch nicht mal bei den abffls, loswerde. Das ist wirklich eine echte Einladung. Als Pfarrer und auch als Mitarbeiter kann man niemanden zwingen, Gott zu vertrauen. Und Gott selbst zwingt auch niemanden, ihn zu lieben und an ihn zu glau-ben. Er lädt ein. Ich geh mal davon aus, dass ihr es ernst meint, wenn ihr gleich sagt, dass ihr die Einladung an-nehmen wollt. Kontrollieren kann ich es aber nicht. Will ich auch nicht. Manchmal ist es ja so wie sonst im Leben: da kommt einem im letzten Moment was dazwischen, da drängeln sich andere Sachen nach vorne und man ver-schwitzt die Einladung total. Aber anders als bei Men-schen, die dann sauer werden, hält Gott seine Einladung offen: Du darfst auch später wieder zu mir kommen. Ich werde dich nicht rauswerfen, du bist mir willkommen. Bei mir kannst du entspannen, bei mir kannst du loswer-den, was dir sonst das Leben schwer macht.
Und vielleicht ist Konfer ja auch eine Einladung an die Eltern, Paten, Großeltern, es mit dieser Einladung mal zu versuchen. Als Erwachsener tut es doch auch gut zu wis-sen, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein gelassen werde. Dass einer da ist, dem auch an meinem Kind liegt – gerade auch dann, wenn ich mich vielleicht schwer da-mit tue, es zu verstehen oder wenn die eigenen Sorgen so groß sind, dass da gar nicht so viel Platz für die Sorgen des Kindes ist, wie man es gern hätte. Und der ist nicht nur für mein Kind da, sondern auch für mich. Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch: eine Einla-dung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Wie das funktioniert? Ich denke, erst einmal ganz normal: indem ich anfange, ihm, Jesus, das zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Zum Beten brauche ich keine Kirche und ich muss die Hände nicht falten. Das kann alles sein, das kann helfen, sich zu konzentrieren, muss aber nicht. Und das tolle: er hört auch zu, wenn ich jahrelang nicht mit ihm gesprochen habe. Gott ist nicht beleidigt und macht keine Vorwürfe, sondern er freut sich über jeden, der mit ihm spricht. Jesus erzählt das immer wieder. Zugegeben, einen Haken hat die Sache: Er sorgt für euch ist nicht so gemeint, dass wir nichts mehr tun müssten. Dietrich Bonhoeffer, ein Pfarrer, der von den Nazis umgebracht wurde, hat mal gesagt: Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen. Wir glauben manchmal, dass Jesus uns nicht hilft, dass Gott nicht da ist, weil wir unsere Wünsche mit dem verwechseln, was Gott für unser Leben will. Ich glaube, dass Gottes Pläne viel langfristiger sind als dass, was wir Menschen denken. Und weil wir nicht alles JETZT! SOFORT! GLEICH! kriegen, denken, wir, er wäre gar nicht da. Vertrauen und Geduld gehören dazu, wenn ich Gott meine Sorgen mittragen lasse. Und was noch dazugehört, das ist der Mut, die eigenen Kräfte zu entdecken und zu gebrauchen. Gottes Liebe lässt uns le-ben, aber sie nimmt uns unser Leben nicht ab. Manchmal, glaube ich wenigstens, sorgt Gott so für uns, dass er uns die Kraft gibt, für uns und für andere selbst zu sorgen und das zu sehen, was wir selbst tun können.
Ich wünsche euch, den Konfis, dass ihr euren Weg mit dem gehen könnt, der euch und euer Leben wirklich weiterbringen will: mit Jesus, Gottes Liebe, der uns die Kraft gibt, vor dem Leben nicht wegzulaufen, sondern miteinander zu leben. Nicht immer ganz ohne Sorgen, aber so, dass wir die Sorgen tragen können. Mit unserer Kraft, durch seine Hilfe, mit den Menschen, die Teil unseres Lebens sind. Und ich wünsche uns Erwachsenen, Eltern, Paten, Großeltern, Pfarrer, Mitarbeiter, Gemeinde, dass wir die Kraft haben, euch weiter auf eurem Weg so zu begleiten, dass euch das nicht fesselt, sondern weiterbringt, dass wir aber auch unsere eigenen Wege gut im Vertrauen auf Gottes Liebe gehen können und nicht bloß davon reden, sondern es praktisch vorleben.
Und ich wünsche mir und uns, dass das ganze Reden von den sorgen nicht zu viel war und manche runtergezogen hat, sondern dass ich – und hoffentlich ihr alle – in Zu-kunft entspannter, gechillter leben kann. Mich zurückleh-nen kann, Leben genießen kann, weil einer da ist, der mir das Leben gönnt und mir helfen will, wirklich gut zu le-ben. Amen. Wieder hinlegen, auf das nächste Lied warten
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