ANSPIEL TAUFGEDÄCHTNISGOTTESDIENST 2010
Mitspieler: Jury (J) 1(Kata), 2(Olga), 3(Valeria) / Kandidat (K) 1(Maria), 2(Janine), 3(Feli) / Moderator (M) (Clara)
Musik: Paramore, Crushcrushcrush
M: So, da sitzt sie wieder. Die unerbittliche Jury. Drei Experten, die sich anschauen, wer wirklich Talent hat. Und das braucht man, um weiter zu kommen. Um einen Platz im Himmel zu kriegen. Da ist ja schon Kandidat 1.
(Jury unterhält sich, achtet nicht auf den Kandidaten, der räuspert sich ein paar Mal, bevor es endlich losgeht.)
J1: Hallo, wer bist du denn?
K1: Ich bin der Sven und ich bin der absolute Himmelsstürmer!
J2: Na, dann zeig uns mal, was du so kannst!
K1: Okay, dann leg ich mal los!
J3 (zu J2): Na, da bin ich ja mal gespannt…
J1: Und, nun mach mal. Was hast du denn vor?
K1: Ich fang dann mal an: Ich glaube an Gott, den Vater, den Almmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an…
J3(unterbricht ihn): Was soll denn das?
K1: Ich kann das Glaubensbekenntnis auswendig!
J2: Und was willst du uns damit zeigen?
K1: Na, das ich in den Himmel gehöre! Ich bin das Superhimmelstalent!
J1: Hast du denn nichts anderes drauf?
K1: Ich war in Konfer fast jeden Sonntag im Gottesdienst!
J1: Hast du denn nichts anderes drauf als so auswendig gelerntes oder so?
K1: Ich hab den Pfarrer in Konfer praktisch nie geärgert. die Anderen waren immer viel schlimmer als ich!
J2: Ich glaub’s nicht! Du hast ja gar nichts Eigenes! Sind wir uns einig?
J1,2,3 nicken, schauen sich an, halten das rote „X“ hoch
J1: Du bist raus!
M: Na, das war wohl nix. Brave Mädchen und Jungs kommen in den Himmel? Na, wer hätte gedacht, das Bravsein die Jury nicht beeindruckt!
J2: Mal sehen, wen sie jetzt reinschicken…
K2: Hallo, ich bin der Martin und ich bin getauft.
J3: Schön. Und weiter?
K2: Wie? Und weiter?
J3: Ja, hast du denn sonst nichts drauf, kein Talent, das uns zeigt, dass du hierher gehörst?
K2: Ach, das meinst du! Klar! Ich seh’ gut aus! Guck mich doch an! Ich zieh mich immer so an, dass es meinen Eltern und meinen Großeltern und den Erwachsenen gefällt. Ich bin der liebste und bravste. Ich will doch nicht auffallen. Ich…
J1: Mach mal Pause. Dein Talent ist es also, so zu sein, wie andere dich haben wollen!
K2: Ja, das kann nicht jeder! Guckt doch mal, wie die anderen rumlaufen! So assig!
J2: jetzt hab ich es kapiert: Dein Talent ist, dass du dich für was Besseres hältst?!
K2: Na ja, so direkt also, ich weiß, aber…
J1: Für mich ist der fall klar.
J2: Für mich auch
J3: Logo!
Alle drei halten ein rotes „X“ hoch
K2: Das könnt ihr doch nicht machen, ich…
J1: Mach die Fliege…
K2 geht raus.
J3: Also, Leute gibt’s… hoffentlich schicken die jetzt mal was Gescheites rein. Ich krieg schon Kopfschmerzen!
M: Und wieder ist eine Karriere im Himmel vorbei bevor sie richtig angefangen hat…
K3 kommt rein, lässt vom Handy / MP3-Player Musik laufen, bewegt sich ein bisschen dazu, grinst die Jury an
J1: Wer bist du denn?
K3: Moment, das Beste kommt gleich…
J3: jetzt mach endlich das Teil aus, das nervt!
K3: Wieso? Ich will mit Jay-Z (halt das, was da läuft) in den Himmel, den Engeln mal was Schönes bieten!
J2: Und was ist dein Talent? MP3s abspielen kann jeder!
K3: Aber nicht jeder hat so einen guten Geschmack wie ich! Und ich dachte, ich bin halt wie Jay-Z. Damit will ich den Engel Flügel machen! Gut, der hat mehr drauf als ich. Hab ich mir gedacht. Dann klau ich alt bei ihm. Ist doch auch ein Talent!
J1: Das wird ja immer schlimmer!
Alle der halten das rote „X“ hoch.
J2: Tschaui, und grüß Jay-Z von uns!
J1,2,3 stecken die Köpfe zusammen, tuscheln
M: Das war ja überhaupt nichts! Aber was ist denn mit der Jury los? Fallen die gleich in Ohnmacht?
J1 verlässt den Tisch, geht nach vorn zu den drei Verlierern
J1: Leute, ich glaub, ihr habt nicht so richtig kapiert, worauf es ankommt, wenn ihr das Himmelstalent werden wollt. Wir geben euch noch eine Chance!
K1,2,3 freuen sich, jubeln…
(Musik: Rihanna, Photographs)
M: Willkommen zum Recall, zur zweiten Chance für unsere drei Kandidaten bei „Der Himmel sucht das Supertalent“ Mal sehen, ob jetzt ein Platz im Himmel für einen von ihnen frei ist! Aber was sehe ich denn da? Das ist ja völlig ungewöhnlich…
K1,2,3 kommen zusammen zum Jurytisch, K2 hat sich in der Zwischenzeit was anderes angezogen
J3: Hey, da seid ihr ja wieder. Und wie ich sehe, hat einer von euch sich ja auch äußerlich verändert!
K2: Ja, ich hab gemerkt, dass das nicht meins ist. Ich bin halt so. Ich will ja nicht die anderen nerven und ich freu mich ja, wenn meine Eltern auch mal was an mir gut finden. Aber mein Talent soll doch nicht sein, dass ich mich anpasse, sondern dass ich meinen Eltern Arbeit abnehme. Die haben genug Sorgen. Mein Vater ist arbeitslos geworden, da fehlt’s überall. Ich kann super Skateboard fahren. Und da verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen und fahre durch die Gegend und teil Prospekte aus. Krieg ich ein paar Euro für und das hilft mehr als die Klamotten anzuziehen, die meinen Eltern gefallen!
J2: Das gefällt mir!
J1: Ich glaub, wir sind uns einig!
Alle drei halten die grüne „0“ hoch, K1 und K3 klatsche K2 ab
J1 (zu K3): Und du?
K3: Vergiss Jay-Z. eigentlich ist mein Talent ja nicht jemanden nachzumachen. Oder so ein bisschen doch. Meine Klasse bring ich immer total zum Lachen, wenn ich unseren Direktor nachmache. Und wenn meine kleine Schwester mal wieder weint, weil unsere Mutter nicht mehr da ist, dann denk ich mir Geschichten aus und mach dabei Stimmen nach und dann quietscht sie immer so süß!
J1,2,3 schauen sich an, halten die grüne „0“ hoch.
J2: Rein mit dir, wir brauchen dich!
K1 will jetzt gerade gehen, verabschiedet sich von K1 und K2
J1: Hey, was ist mit dir? du warst noch gar nicht dran!
K1: Hat eh keinen Zweck.
J2: Wieso?
K1: Ich kann halt nicht so tolle Sachen wie die andern. Das war am Anfang schon ehrlich gemeint. Ich kann nichts Tolles. Ich glaub einfach an Gott. Aber scheinbar reicht das nicht!
J3: Wer sagt denn das?
K1: Na, ihr! Ich fing mit dem Glaubensbekenntnis an – und ihr wolltet mich nicht. Ich hab’s ernst gemeint. Ich kann glauben. Mehr nicht.
J2: Echt?
J1 (zu J2 und J3): Ich glaub, wir haben da vielleicht was übersehen, lassen wir ihn rein?
J2 und J3 nicken, alle drei halten, die grünen „0“ hoch., dann legen sie die Karten hin, wollen gehen.
K1: Wo wollt ihr denn hin?
J3: Keine Ahnung, nur weg.
J2: Ich glaub, wir sollten aufhören, Leute zu beurteilen. Macht zwar Spaß. Aber du hast Recht: eigentlich muss man gar keine Mätzchen machen, um rein zu dürfen.
J1: Ich glaube, in Zukunft lassen wir den da oben allein Jury spielen, wer rein darf. Ist wohl besser so. Wir gehen. Tschüss.
K1: Kommt doch mit rein. Hat doch Spaß gemacht mit euch. Und ein Plätzchen ist da bestimmt auch noch für euch frei. Mit euch wird’s da echt schöner!
Musik: Rihanna, dann Lied 632
Ansprache
Ja, wer kommt eigentlich in den Himmel? Wer ist da der Superstar, wer hat das Supertalent, um da wohl hinzukommen? Ich glaube ja, dass die Frage schon falsch ist. Das Talent, um Gott ganz nah zu sein, das hat jeder Mensch. Es gibt niemandem, dem Gott sagen würde: Du bist es nicht wert, geliebt zu werden. Aber wie das bei Talenten so ist: eine Sache ist es, ein Talent zu haben, eine andere, es zu entdecken und damit etwas anzufangen. Für mich kommt da die Taufe ins Spiel.
Wenn ich es von uns Menschen her sehe, dann heißt die Taufe erst mal: ja, ich stehe dazu, dass ich das Talent habe, die Begabung, ein Mensch zu sein, den Gott liebt. Wenn ich mich selbst dafür entscheide, getauft zu werden, dann wird das besonders deutlich. Aber auch dann, wenn Eltern das für mehr oder weniger kleine Kinder entscheiden, dann ist das eigentlich klar. Ich als Mutter, ich als Vater, wir als Paten, wir vertrauen darauf, dass das Kind nicht nur von der Liebe lebt, die wir ihm geben können, sondern dass Gott schon längst Liebe in sein Leben gelegt hat. Wir wollen ihm helfen, die zu entdecken. Taufe ist immer auch mit dem Vertrauen verbunden, dass Gott es gut mein mit uns Menschen. Dass er auch dann für uns da ist, wenn Menschen nicht da sein können oder wollen. Dass er das, was wir nicht verstehen, was uns schwer ist, zu einem guten Ende führt und dass er uns auch auf Wegen, die wir nicht gern gehen, begleitet.
Von Gott her heißt die Taufe aber auch noch mehr: Ich habe mich mit dir verbunden, ich will bei dir sein. Wenn Du was falsch gemacht hast, darfst du umkehren. Du kriegst eine Chance. Wenn du dein Talent wegwirfst, darfst du es wieder suchen. Ich gebe dich nicht auf, auch dann, wenn Menschen dich aufgeben.
Taufe ist ein tolles Angebot. Das Angebot, wirklich als eigener Mensch in jeder Situation zu leben, zu lieben und sich mit Gott verbunden zu wissen. Das Angebot, sich nicht vom Lob oder von der Ablehnung von Menschen abhängig zu machen, sondern zu wissen: Egal, in welche Kästchen Menschen dich stecken, Gott kennt dich und will dich. Bei ihm hast du auch dann einen Platz, wenn Menschen dir in ihrem Leben keinen Platz geben wollen.
Taufe ist keine Zauberei, die uns aus diesem Leben weg in den Himmel bringt. Sie ist ein Geschenk, dass unser Talent, geliebt zu sein und leiben zu können, sichtbar machen will. Das uns Mut machen will, nicht irgendwo im Himmel, sondern jetzt, hier, in dieser Welt und in diesem Leben etwas aus dem Geschenk zu machen, das Gott uns mitgibt. Ein eigener, einzigartiger Mensch zu sein, der Teil der großen Talentfamilie Gottes ist.
Predigten und Gedanken aus der Thomaskirche auf dem Richtsberg in Marburg
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