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Dienstag, 30. Juni 2009

Klartext! - 3. n. Tr. Reihe I, 28.06.09

Text: Lukas 15,11-32

Liebe Gemeinde!
Und wie geht es dann weiter, wenn die Kinder groß sind? Noch sind Amely und vor allem Noel in einem Alter, in dem sie zwar langsam einen eigenen Kopf und Willen entwickeln, aber trotzdem doch noch eine ganze Weile meistens das machen werden, was ihre Eltern ihnen sagen und als gut und richtig vorleben. Aber wie wird das sein, wenn sie im Alter von Feli oder Kata, von den Konfis sind, oder noch älter, 18, 22, 30? Werden sie dann immer noch machen, was gut und richtig ist? Werden sie immer noch auf einem Weg sein, den die Eltern gut finden oder werden sie ganz woanders landen?
Ich glaube, das schwierigste am Elternsein - und vielleicht auch am Pfarrersein, am Lehrersein, am Kirchengemeindesein - ist das Loslassen. Kinder, Jugendliche, manchmal ja auch Erwachsene loszulassen und sie einen Weg gehen zu lassen, mit dem man ganz und gar nicht einverstanden ist. Das tut weh, wenn man merkt, dass der Weg richtig schlecht ist. Deshalb habe ich jede Hochachtung vor dem Vater in der Geschichte, die wir gerade gehört haben. Er zickt nicht lange rum, er macht dem Sohn keine Vorwürfe und gibt keine gut gemeinten Ratschläge. Er lässt ihn seinen Weg gehen. Ich könnte das nicht. Die Geschichte ist ja auch ein Gleichnis, das Jesus erzählt, um den Menschen klar zu machen, wie Gott ist. Wenn der Vater also sozusagen für Gott steht, dann heißt das auch ganz klar: im Glauben darf kein Zwang sein. Ich kann niemanden dazu zwingen, an Gott zu glauben und ein Leben zu führen, in dem deutlich wird, dass er ein Christ ist. Ich muss damit leben, dass es Menschen gibt, denen meine Werte nicht wichtig sind.
Was jetzt in der Geschichte kommt, das könnte man missbrauchen. Ich könnte als Pfarrer, man könnte als Eltern oder Lehrer ganz einfach sagen: „Hör gut zu, das wird dir passieren, wenn du von Gott weggehst, aus der Gemeinde rausgehst, die guten Ratschläge der Eltern nicht befolgst!“ Aber Jesus erzählt das Gleichnis nicht als Moralkeule, mit der alle, die irgendwie abweichen, erschlagen werden sollen. Ihm geht es darum, eine Einladung für die auszusprechen, die sich verrannt haben und ganz unten sind. Das, was dem Sohn passiert, erzählt vom Leben. Von Freunden, die abhauen, wenn die Party vorbei ist. Von dem vergeblichen Versuch, sich mit Geld Liebe kaufen zu wollen. Mit Nutten bringt er das Geld durch. Sex kann man kaufen. Triebe kann man mit Geld befriedigen. Aber die tiefe Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Anerkennung die ist nicht käuflich. Das merkt er, als es zu spät ist. „Als Pfarrer dürfen sie doch so ein Wort wie Nutten nicht sagen“ hat jemand aus der Konfergruppe gesagt. Aber das Leben ist eben nicht immer ein schöner Ponyhof. Jesus redet Klartext. Und als Pfarrer oder Kirchengemeinde muss man auch klar von den harten und weniger schönen Seiten im Leben reden. Bei seinem Versuch, sich ein gutes Leben kaufen zu wollen, rutscht der jüngere Sohn noch unter die Schweine ab - man muss wissen, dass Schweine für Juden unreine Tiere sind und dass das wirklich die Extremform von Armut und Verletzung der Menschenwürde damals war. Tiefer kann man nicht sinken. Und da, ganz unten, passiert etwas. Er erinnert sich an seinen Vater und daran, wie gut der selbst zu seinen Arbeitern ist. Als Sohn traut er sich nicht zurück, aber vielleicht hat er als Arbeiter eine Chance. Er kommt zurück, wir kennen die Geschichte ja, der Vater ist total gerührt, macht eine Riesenparty für ihn, er darf wieder Sohn sein, Friede, Freude, Eierkuchen! Pustekuchen! So einfach geht’s nicht. Mindestens aus zwei Gründen. Erstens könnte man, wenn man es sich so einfach macht, ganz leicht auf die Idee kommen: „Egal was ich verbockt habe, egal wie viel wirklich schlechtes Zeug ich gemacht habe: Mein Vater, meine Mutter, Gott, egal wer, muss mir vergeben. Steht ja so in der Bibel.“ Wer so denkt hat nicht kapiert, was der Sohn kapiert hat. Es gibt keinen Anspruch auf Vergebung. Vergebung ist ein unverdientes Geschenk. Der Sohn stellt überhaupt keinen Anspruch und er zeigt echte Reue. „Ich habe gegen dich und gegen Gott gesündigt, ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ Er steht nicht nur zu seinen Fehlern, sondern er weiß, dass er damit wirklich Grenzen überschritten hat. Die Sünde gegen Gott, die besteht nicht darin, dass er nicht auf den Vater gehört hat. Sie besteht darin, dass er nur sich selbst und seine Welt, seinen Willen sehen wollte. Jesus sagt an anderer Stelle mal: „Eigentlich gibt es nur zwei Gebote, die wirklich wichtig sind: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Diese drei Pole der Liebe: Die Liebe zu Gott, die Nächstenliebe und die Liebe zu mir, die gehören zusammen. Ich kann nicht eins wegnehmen ohne dabei schuldig zu werden. Der Sohn steht zu seiner Schuld und verlangt nichts. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir oft ganz schnell sagen: „Ich hab ja meine Fehler gebeichtet, jetzt muss aber wieder gut sein!“ Es muss halt gar nichts. Und hier kann es auch entlastend sein, sich noch mal klarzumachen, dass der Vater in der Geschichte auch für Gott steht. Gott kann vergeben. Er ist die Liebe. Aber wir Menschen sind nicht Gott. Es gibt Dinge, da können Menschen vielleicht nicht vergeben. Wenn ein Kind von seinem Vater vergewaltigt wird. Wenn jemand ein Kind umbringt. Ich kann nicht dem Vergewaltigungsopfer oder den Eltern befehlen: „Du musst vergeben“ nur weil sich der Vergewaltiger oder der Mörder eines besseren besonnnen hat und dazu steht, dass er mit seiner Tat wirklich Schuld auf sich geladen hat. Gott ist nicht überfordert mit Liebe und Vergebung. Menschen manchmal schon. Da ist dann auch der zweite Grund, warum es zu einfach ist, alles nur schön zu sehen. Der ältere Bruder. Er will Gerechtigkeit. Vergebung ist ungerecht. Immer. Weil sie drauf verzichtet, aufzurechnen und Schuld wirklich zu bezahlen. Wir suchen und wollen Gerechtigkeit. Aber wir brauchen Vergebung. Immer wieder. Wie kann man enttäuschtes und missbrauchtes Vertrauen wieder gut machen? Vieles kann man nicht wieder gut machen. Höchstens beim nächsten Mal besser oder anders. Ich finde es gut, dass Gott vergibt. Ich finde es gut, dass Liebe in Geschenk ist, das nicht gekauft werden kann. Und ich wünsche uns allen, dass wir das in unserem Leben erfahren. Amen.

Dienstag, 16. Juni 2009

Ey, du kommst hier nicht rein - Himmel und Hölle, 1. n. Trinitatis, Reihe I

Text: Lk 16,19-31

Liebe Gemeinde!

Kata, wärst du bereit, auf dein Handy zu verzichten, es zu verschenken? Wärst du bereit, deine Lieblingsklamotten alle wegzugeben und nur noch altes, abgetragenes Zeug zu tragen? Würdest du freiwillig auf Taschengeld und Geschenke verzichten? Wie sieht’s mit ihnen aus, Herr… / Frau…? Wären sie bereit, auf ihre Rente zu verzichten, die Möbel zu verschenken? Und wie sieht’s bei dir aus, Ulrich Kling-Böhm? Wärst du bereit, auf das, was du dir als Altersvorsorge gespart hast, einfach zu verzichten, Würdest du das, was du jetzt machst, auch machen, wenn du kein Geld dafür bekommen würdest? Egal, wen ich frage, ob andere oder mich selbst: freiwillig auf alles verzichten, auf alles, was man sich erarbeitet oder geschenkt bekommen hat, auf alles, was das Leben irgendwie schön und angenehm und leicht macht, nein, das kommt wohl kaum in Frage. Kommen wir jetzt alle in die Hölle, weil wir was besitzen? Kommen nur die in den Himmel, die richtig arm sind, die richtig krank sind, denen es so dreckig geht, dass man ihnen das ansieht, die niemand anschauen will, die nach den Maßstäben der Mehrheit so richtig hässlich sind? Wenn man die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus so liest, dann könnte man auf genau diese Idee kommen. Der, der was hat, der kommt in die Hölle - und kriegt als Begründung zu hören: dir ging’s doch in deinem Leben gut, da hast du deine Belohnung schon gehabt. Und dem, dem es so richtig schlecht ging, dem winkt das ewige Verwöhnprogramm im Himmel. Schlechte Aussichten für uns, oder? Selbst die Ausrede: „Aber andere haben doch viel mehr. Schau dir doch nur mal die Manager an, die Banken oder Konzerne in die Pleite führen, die Arbeitsplätze vernichten und dann noch Millionen haben wollen! Schau dir doch mal die völlig überbezahlten Sportprofis an oder dir Reichen, die uns in Pro 7, RTL oder anderswo vorgeführt werden, die mit ihrem Besitz angeben! Ich bin doch gar nicht so!“ Selbst diese Ausrede zeiht nicht wirklich! Im Vergleich zu Millionen Afrikanern ist selbst ein Hartz IV Empfänger in Deutschland sehr wohlhabend und es geht ihm im Vergleich zu den Menschen, die im Gaza-Streifen oder in Flüchtlingslagern fast ohne medizinische Versorgung und in ständiger Sorge um ihr nacktes Leben existieren müssen, gut.

Ich finde, das führt zu nichts. Für 99,999% der Weltbevölkerung ist es leicht, jemanden zu finden, der noch reicher ist, dem es noch besser geht - und mindestens 98 % der Bevölkerung in Europa kann man ohne Mühe jemanden zeigen, dem es auf der Welt noch viel, viel schlechter geht. Das, was Jesus hier erzählt, ist extrem radikal. Aber die Grundfrage ist nicht: Wie viel Besitz hast du und ab welcher Besitzmenge kommt man in die Hölle beziehungsweise wie arm muss man sein, damit man in den Himmel kommt? Die Grundfrage ist die: „Wie gehe ich mit Besitz um? Welche Rolle spielt Besitz in meinem Leben und für mein Leben?“ Für mich wird das zum Beispiel am Ende dieser Geschichte deutlich, wenn Abraham ablehnt, einen Boten zu schicken, der die Brüder warnt. Seine Antwort ist ganz einfach: sie brauchen das Jenseits nicht. Gott hat schon so viele Hinweise gegeben, was zu ihm führt und was von ihm wegführt, dass man aus dem genug sehen kann. Und in diesen Hinweisen, in den Worten der Propheten, in dem was im Neuen Testament von Jesus überliefert ist, steht zwar sehr wohl, dass Besitz immer wieder dazu verleitet, von Gott weg zu kommen. Aber es steht nicht drin, dass totale Armut was Tolles sei. Es steht nicht drin, dass es prima sei, wenn man krank ist und wenn alle einen verachten. Den Propheten geht es doch darum, dass die Armut beseitigt wird, Jesus geht es doch darum, dass Krankheit weggeht und Menschen wirklich genug zum Leben haben. Es geht in der Bibel, es geht für Gott, für Jesus, nicht um irgendwelche absoluten Zahlen, die einen berechnen lassen, was Gott mit einem vorhat. Vor dem Tod und nach dem Tod. Es geht vielmehr um zweierlei:

Erstens geht es darum, ohne wenn und aber deutlich zu machen, dass Gott auf der Seite der Menschen steht, die von anderen vergessen werden. Auf der Seite der Menschen, die leiden. Auf der Seite der Menschen, von denen andere sagen: „Mein Gott, sind die eklig“. Auf der Seite der Menschen, denen andere verweigern, ihnen das zum Leben Nötige zu geben. Auf der Seite der Menschen, die arm, dreckig und krank gemacht werden. Da ist Gott. Da ist Jesus. Ob wir das gern hören oder nicht. Das ist das Erste.

Und das Zweite: Das ist für mich die Frage, was der Besitz, was das Besitzenwollen mit unserer Seele macht. Von klein auf wird uns oft beigebracht, dass das Besitzenwollen und das Haben das Leben besser und sicherer macht. Mit der richtigen Kleidung, mit dem richtigen Handy, mit dem richtigen Auto, mit der richtigen Altersvorsorge wird das Leben lebenswert und schön. Der reiche Mann in der Geschichte, der ruht sich auf seinem Besitz aus, der gibt an, der sieht nicht, dass Besitz auch Verpflichtung ist. Ich glaube nicht, dass er uns furchtbar fern und fremd ist. Besitzenwollen und damit angeben, sich darauf was einbilden - das ist sehr menschlich. Und wenn’s darum geht, die schönste Frau oder den tollsten Mann, die besten Kinder zu haben. Oder die schönste Kirche, den besten Pfarrer oder, oder, oder… Und selbst wenn jemand bereit ist, seinen ganzen materiellen besitz abzugeben und zu verzichten - dann heißt das noch nicht, ein Leben ohne Besitzansprüche zu führen. Jetzt habe ich mir das Himmelreich verdient, jetzt habe ich mir das Ansehen der Leute verdient, jetzt kann ich mich verdientermaßen einen guten Menschen nennen. Paulus sagt einen klugen Satz: „Auch wenn ich meinen ganzen Besitz den Armen geben würde, aber keine Liebe dabei hätte, wär’s völlig umsonst“. Die Seele wird leichter und Leben gelingt besser, wenn ich frei werde von dem Wunsch, immer mehr für mich zu besitzen, wenn ich frei werde von der falschen Überzeugung, mir Sicherheit selbst herstellen oder sogar kaufen zu können. Aber schaffe ich das? Ist das realistisch, ist das menschlich? Schaffe ich es, mich unabhängig von dem zu machen? Schaffe ich es, mich dem, was mir dauernd überall gesagt wird, dass ich mir was aufbauen muss, dass ich was haben muss, damit ich gut und sicher leben kann, etwas entgegenzusetzen? Keine Ahnung! Ich merke bei mir selbst, wie schwer das ist. Aber ich merke auch, dass es wichtig ist, so einen Stachel wie den Predigttext heute zu haben. Wie gesagt, es geht nicht darum, dass Armut toll ist. Es geht auch darum, den Armen, den Bedürftigen, den, der nichts gilt - mal ganz platt: den Assi, die Pickelfresse, wahrzunehmen und die eigenen Möglichkeiten auch für ihn einzusetzen. Und ihm zu zeigen, dass Gott auf seiner Seite ist. Und das auch für sich zu akzeptieren. Für mich ist es, und da muss ich ganz politisch werden, ein Skandal, dass das so genannte christliche Abendland alle Grenzen dicht macht und es viel zu vielen egal ist, was mit den Bootsflüchtlingen zum Beispiel aus Afrika passiert. Für mich ist es aber auch keine Lösung, einfach zu sagen: Kommt alle her, wir sind ja reich. Für mich ist die christliche Antwort auf die Herausforderung der Armut, den Menschen dort, wo sie sind, Möglichkeiten zu eröffnen, ein menschenwürdiges Leben, ein Leben, in dem nicht die Sorge um das Überleben das Bestimmende ist, möglich zu machen. Das zehrt auch an unserem Reichtum, weil wir dann zum Beispiel faire Preise für das, was wir anziehen oder verbrauchen zahlen müssten.

Mich macht der Predigttext heute wirklich unruhig. Weil er mir sehr deutlich zeigt, wie weit ich davon weg bin, Patentrezepte für ein gutes Leben zu haben. Wie weit ich doch gefangen bin in dem Wunsch, mich absichern zu wollen, wie froh ich über das bin, was ich habe.

Aber ich glaube, dass Unruhe gut ist. Weil sie mit dazu hilft, dass ich mich bewege, dass ich nicht bequem werde und sage: da kann ich ja nichts machen. Weil sie mir zeigt, dass ich eigentlich nichts von mir, aber alles von Gott erwarten und erhoffen muss - aber auch darf.

Amen.

Montag, 8. Juni 2009

In den Spiegel schauen - 07.06.09, Begrüßung neue Konfirmanden

Text: 1. Kor 12,12-26

Liebe Gemeinde!
Was fällt euch, was fällt ihnen zuerst ein, wenn man fragt: „Was kannst du eigentlich gut?“ Fällt einem da zuerst das ein, was man wirklich gut kann? Oder fällt einem da erstmal das ein, was man alles nicht kann? Ich kann erstmal nur von mir reden. Meistens fällt mir erstmal alles ein, was ich nicht kann. Und ich glaube mal, dass es nicht nur mir so geht. Selbst wenn einem was einfällt, was man gern macht und gut kann: meistens traut man sich gar nicht, das laut und öffentlich zu sagen. Die meisten wollen ja nicht als Angeber dastehen. Und außerdem: selbst wenn man gern und gut Fußball spielt, gibt es viele, die es besser können. Selbst wenn man gut tanzt oder gut singt oder ein Instrument gut spielt: immer fallen einem viele ein, die es besser machen und können. Ob’s ums Backen oder Predigen, ums Zuhören und Ratschlag Geben oder ums Turnen, ums Rechnen oder ums Malen geht: den meisten fallen immer Leute ein, die das, was man selber kann, besser können. Die wenigsten trauen sich, so richtig zu dem zu stehen, was sie gut können. Aus Angst, als Angeber dazustehen. Aus Angst, von anderen ständig gesagt zu bekommen: aber der Marc oder die Jessica oder Herr Schulze oder Frau Müller können das doch viel besser. Manchmal auch ein bisschen aus Neid auf das, was andere können und man selbst gern können würde, aber nicht kann. Schade eigentlich. Schade, dass oft so viel Angst davor da ist, was zu sagen, zu machen und sich etwas zuzutrauen und zuzumuten. Schade, dass oft alle das Gleiche sein wollen oder machen wollen oder für wichtig halten.
Die Bibel ist ein ziemlich altes Buch. Und die Sprache hört sich auch nicht immer so ganz modern an. Manchmal traut man sich vielleicht gar nicht, in der Bibel zu lesen, weil man denkt, dass man das sowieso nicht versteht. Manchmal vergeht einem die Lust, weil die Sprache so kompliziert zu sein scheint. Schade, man verpasst was. Denn in diesem dicken, alten Buch stehen viele Gedanken, Geschichten und Ideen, die alles andere als unmodern sind. Zum Beispiel das, was ich eben vorgelesen habe und was in Konfer auch schon mal Thema war. Klar, heute spricht niemand mehr so wie Paulus geschrieben hat. Aber das, worum es geht, ist alles andere als unmodern. Paulus sagt eigentlich nichts anderes als „Lass dich nicht irre machen! Steh zu dem, was du bist und was du kannst. Versuche nicht, andere nachzumachen. Lass dir nicht einreden, dass das, was du kannst, weniger wert ist. Du bist wichtig. Mit dem, was du kannst.“
Ich finde das Bild, das Paulus hier benutzt, um klar zu machen, wie die Gemeinschaft, die durch Jesus geschenkt wird, funktioniert und ist, wirklich gut: ein Körper. Gemeinschaft durch Jesus ist etwas Lebendiges. Wie ein Körper halt. Das Entscheidende an dieser Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus, ist nicht, dass sonntags der Pfarrer predigt und alle still sitzen und zuhören. Das ist vielleicht ein kleiner Teil davon, mehr nicht. Das Entscheidende ist auch nicht, dass andere so begeistert davon sind, dass Jesus sich um Kranke und Arme gekümmert hat und zum Beispiel nach Afrika oder Asien gehen und sich dort um Arme und Kranke kümmern. Das Entscheidende ist auch nicht, dass Menschen ihre kranken oder alten Nachbarn besuchen, weil sie so auch ihren Glauben ausdrücken oder dass sie handwerklich geschickt sind und sagen: „Mensch ich kann für die Gemeinschaft was Gutes tun und in der Kirche, in Kindergärten oder woanders Dinge reparieren!“. Das Entscheidende ist, dass eben nicht einer allein sein kann und einer allein alles machen muss, sondern dass sich erst durch die lebendige Vielfalt der verschiedenen Begabungen und Möglichkeiten so ein bisschen zeigt, was Gemeinschaft mit Jesus, was Glauben an Gott und Leben als Christ heißen kann. Weder die Thomaskirche noch die Elisabethkirche noch ein Kirche in Südafrika oder den USA, weder Ulrich Kling-Böhm noch Rainer Dorn oder Friedrich Leipi oder Feli oder Andreas aus der Konfergruppe sind für sich genommen das richtige Bild dafür und zeigen, was Christsein heißt. Erst da, wo alles zusammenkommen kann, wo Unterschiede bei den Einzelnen, bei den Gemeinden und Kirchen, sein dürfen und sein müssen, wo jeder seinen Platz findet, erst da fängt so etwas wie Gemeinschaft in und durch Christus an. Die Thomaskirche ist nicht die ideale Kirche. Aber ohne die Thomaskirche würde dieser Gemeinschaft was fehlen. Ich bin nicht der ideale Pfarrer. Aber ohne mich würde der Gemeinschaft was fehlen. Anna ist nicht die perfekte Konfirmandin. Aber ohne Anna würde nicht nur der Konfergruppe, sondern der Gemeinschaft was Wichtiges fehlen. Gemeinschaft mit Gott und durch Gott zu haben heißt nicht, dass alle gleich sein müssen oder gleich sein sollen, sondern dass alle gleich viel wert sind. Ich hoffe, dass sich das auch in unserer Gemeinde und in der Konfergruppe widerspiegelt.
Für mich ist das Bild vom Körper aber auch sonst ein gutes Bild: Wenn es nur wenige Körperteile geben würde, dann kämen ziemliche Monster heraus. Viele Augen, die zwar sehen und erkennen, was jetzt gerade wichtig ist, aber keine Hände, die das auch tun können. Viele Münder, die was Gutes und Richtiges sagen oder gut küssen können und so für die nötige Liebe sorgen, aber keine Füße, die einen vorwärts bringen. Und außerdem: erst dadurch, dass ich nicht von mir glaube, alles machen oder können oder für alles verantwortlich sein zu müssen, ist der Platz für andere da. Für andere, die anders sind, denken, reden handeln - und die gerade deshalb notwendig sind.

Das Bild vom Körper ist für mich so etwas wie ein gutes Mobbingvorbeugungsprogramm. Mobbing, das Schlechtmachen von anderen, das entsteht meistens dadurch, dass ich für mich zu wenig Selbstbewusstsein habe und neidisch auf das bin, was andere haben oder Angst davor habe, dass andere anders sind, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Dass ich glaube, die anderen nehmen wir was weg. Oder dass ich bei denen etwas entdecke, was ich an mir nicht leiden kann und um das zu überspielen auf die anderen draufhaue, damit das niemand bei mir entdeckt. Gott hat MIR meinen Platz gegeben, um den muss ich nicht kämpfen. ICH bin wichtig. Mit dem, was ich kann - und das, was ich nicht kann, dafür sind dann andere da. Es ist gut, dass es Unterschiede gibt. Wenn ich das wirklich akzeptieren kann, ich glaube, dann wird es immer schwerer für Menschen, sich gegenseitig durch Mobbing das Leben schwer zu machen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Auch in der Kirche, auch unter Christen, vermutlich auch unter Konfis.
Der Weg ist vielleicht aus deshalb weit, weil keiner von uns den Überblick hat. Das gehört zum Bild des Körpers mit dazu. Ich kann als Teil des Körpers mich nicht sozusagen verabschieden und mal schnell von außen schauen. Ich sehe immer nur einen Teil - und in diesem Teil sehe ich eben auch das besonders deutlich, was nicht schön ist, was mir an mir, an meinem teil nicht gefällt. Es ist wie mit einem Spiegel. Normalerweise sehe ich da nur einen Ausschnitt von mir. Und selbst wenn ich es durch raffinierte Konstruktionen schaffen würde, mich völlig von allen Seiten zu sehen: Alles würde ich nie erfassen. Meine Gefühle, die Art, wie ich auf andere wirke, das, was andere n an mir wichtig ist - das fehlt. Ich sehe immer nur Ausschnitte. Und da konzentriere ich mich manchmal zu sehr auf das, was mich stört. Ich nehme jetzt mal einen Spiegel. Wenn ich reinschaue: Die Nase ist nicht optimal. Ich hätte mich besser rasieren können. Pickel ist jetzt gerade keiner da. Wenn ich nach unten schaue: Abnehmen könnte ich eigentlich auch mal. Aber ich sehe eigentlich ganz freundlich aus. Immerhin. Wenn ihr jetzt Spiegel hättet - Was würdet ihr da sehen? Mit was seid ihr zufrieden? Mit was nicht?
Je nachdem, wie ihr den Spiegel haltet, und wie ihr gerade drauf seid, werdet ihr Sachen sehen, die euch gefallen und manches, was euch gar nicht passt. Nie den ganzen Menschen, immer nur einen Ausschnitt. Bei jedem Menschen gibt es mehr als man sieht. Und erst alles zusammen macht diesen Menschen aus. Jennifer oder Daniel, Calvin und Feli, Eduard oder Kata. Ich wünsche euch, den neuen Konfis, aber auch uns allen, dass ihr, dass wir in den Spiegel schauen können und zu dem, was uns da anschaut, Ja sagen können. Dass wir sehen, wo es in unserer Macht liegt, was zu verändern, und dass wir die Kraft haben, das auch zu tun. Und dass wir das, was wir nicht ändern können, aber auch anschauen und aushalten können. Nicht als perfekter Alleskönner, sondern als ein Teil, das seine Aufgabe hat, sind wir Teil der lebendigen Gemeinschaft, die Gott schenkt. Und ich wünsche euch und uns allen, dass der Blick in den Spiegel nicht selbstverliebt macht und man nur noch auf sich schaut, sondern dass der Spiegel immer klein genug ist, um über den Rand zu sehen und die anderen wahrzunehmen. Ich wünsche uns allen, dass wir unseren Platz finden und anderen ihren Platz gönnen und geben. In der einen Gemeinschaft, die Gott durch seine Liebe uns Menschen schenkt. In der es nicht nur Augen oder Ohren oder Münder gibt. In der es niemanden gibt, der unwichtig ist. Schaut in den Spiegel und schaut über den Rand. Zum Üben bekommt ihr gleich jede und jeder einen solchen Spiegel. Ich wünsche euch, den Konfis, viel Spaß bei dem, was ihr im Laufe des Konfijahres entdeckt. Bei euch und anderen. Und uns als Gemeinde und mir auch viel Spaß was ich, was wir mit euch entdecken. Ohne euch würde mir, würde uns allen etwas fehlen.
Amen

Montag, 1. Juni 2009

Ansteckend leben - Pfinsgstsonntag 2009, Reihe I

Text: Johannes 14,23-27

Liebe Gemeinde!
Was für ein Typ sind sie? Sind sie eher jemand, der vor Energie sprüht, tausend gute Gedanken hat und gar nicht weiß, wie er sie alle umsetzen soll? Sind sie deshalb auch manchmal traurig und brauchen jemanden, der tröstet, weil nicht alles so geklappt hat, wie sie es wollten? Oder sind sie eher jemand, der oft nicht so genau weiß, was nun das Richtige ist, sich schwer entscheiden kann, jemand, der sich manchmal sich bequem vor Entscheidungen drückt oder sich oft genug nicht traut? Brauchen sie dann Aufmunterung, jemanden, der sie stark macht? Egal, welcher Typ sie sind: Sie sind ein klarer Fall für den Heiligen Geist. Heute feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes - ihr Fest, unser Fest. Im Johannesevangelium, ich habe es eben vorgelesen, beschreibt Jesus den Heiligen Geist genau so: „der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Jesus hat ja nicht deutsch gesprochen und das Neue Testament ist auch nicht in Deutsch aufgeschrieben worden. Das Wort, das im Griechischen für „Tröster“ da steht, das heißt noch viel mehr. Es heißt nicht nur „Tröster“ sondern auch „der, der einen aufmuntert, der einen antreibt, der einen stärkt“. Wenn ich es möglichst kurz sagen soll, dann würde ich sagen: „der, der zum Leben anstiftet“. Ich glaube, dass diese ganzen verschiedenen Bedeutungen eigentlich zusammengehören. Jeder von uns kennt, denke ich, Zeiten im Leben, in denen Trost wirklich nötig ist. Am auffälligsten ist das dann, wenn man sich allein und verlassen fühlt. Weil ein Mensch, den man liebt, gestorben ist. Weil ein Mensch, den man liebt, einen verlassen hat. Weil ein Mensch, dem man vertraut hat, einen enttäuscht hat. Natürlich fallen einem da in allererster Linie Menschen ein, die einen trösten. Vielleicht dadurch, dass sie gut zuhören oder einen guten Rat geben können, vielleicht aber auch, weil sie im richtigen Moment einfach mal den Mund halten können und einfach nur da sind. Klar, diese Menschen sind erstmal nicht Gottes Heiliger Geist. Aber vielleicht ist sich ja doch die Frage erlaubt, wer oder was diesen Menschen die Kraft gibt, im richtigen Moment das Richtige zu tun um zu trösten. Getröstete Menschen können sich wieder neu dem Leben widmen, nach vorne sehen und einen Weg finden. Für mich ist das auch eine Gabe, eine Wirkung des Geistes Gottes. Und das gilt nicht nur für Situationen, in denen man Trost braucht - oder vielleicht auch andere trösten kann - sondern auch dann, wenn man mal wieder einen Antrieb braucht, weil man denkt, dass sich sowieso alles nicht lohnt, eine Aufmunterung oder eine Stärkung, weil man glaubt, dass einem alles über den Kopf wächst und man gar nicht alles schafft, was jetzt nötig ist. Gottes Geist stiftet zum Leben an. Vielleicht gar nicht immer direkt, so dass ich sagen kann: „Ha, das war er jetzt, der gute Geist!“, sondern oft sicher auch so wie bei einem Billardspiel: da wird ein anderer angestoßen, der mich dann anstößt, so dass es mit mir und meinem Leben weitergeht. Aber nicht irgendwie und egal wohin, sondern Jesus sagt ja: über den Tröster, den Stärker, den Mutmacher: der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Je nachdem, wo man gerade im Leben steht, stellt man sich da vielleicht ganz verschiedene Möglichkeiten vor. Als Jugendlicher hört man da vielleicht zuerst die Spaßbremse, die einem alles verbieten will und dafür sorgen will, dass man ein langweiliges und angepasstes Leben führt. Da ist schon wieder einer, der einen in eine bestimmte Richtung drängen will. Kann man vielleicht gerade gar nicht gebrauchen. Oder vielleicht gerade doch. Weil man nicht so richtig weiß, wo’s langgeht, weil man sich zerrissen fühlt, weil man es niemandem Recht machen kann - da wäre es ja gut, wenn einer mal sagt, wo’s gut und richtig ist.
Auch als Erwachsener gibt es diese Spannung. Manchmal hat man das Gefühl, nichts hören zu wollen - man weiß doch selbst, was für einen am Besten ist, man hat alles schon hundert mal gehört und es ändert sich nichts. Aber manchmal braucht man auch Hilfe und Anregungen, um aus den eigenen Denkblockaden wieder hinaus zu kommen. Um wieder mal mehr sehen zu können, als nur sich und seine kleine Welt. Oder aber man braucht die Bestätigung, dass der eigene Weg gut und richtig ist.
Heiliger Geist, der Tröster, der Anstifter zum Leben - der ist weder Nervensäge noch Spaßbremse. Es geht wirklich drum, wieder klar sehen und denken zu könne und eine gute Richtung zu bekommen. Jesus steht dafür, dass der Tod nicht die letzte Macht über das Leben hat. Jesus steht dafür, dass Leben Spaß machen darf, aber nicht auf Kosten von anderen. Jesus steht dafür, dass auch die dunklen Seiten im Leben, Schuld und Versagen, angeschaut werden können und dass Vergebung möglich ist, Umkehr von falschen Wegen. Jesus steht dafür, dass wir nicht festgelegt und festgenagelt werden, sondern befreit leben können. Nicht gegeneinander, nicht auf Kosten der Schwachen, sondern füreinander.
Wo das geschieht, da wohnt Gott. Mitten in dieser Welt, mitten in diesem Leben. „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ So drückt es Jesus aus. Gott wohnt nicht weit weg im Jenseits. Er ist obdachlos in dieser Welt - solange Menschen niedergemacht werden, so lange Menschen ausgebeutet werden, so lange Menschen die Augen vor ihrem eigenen Versagen zu machen und das nicht sehen wollen. So lange Menschen sich gegenseitig nicht Liebe, Respekt und Vergebung, sondern Neid, Missgunst und Rache schenken. Aber wie die Obdachlosen bleibt er da, Stein des Anstoßes, auch als Mahnmal dafür, dass es so nicht sein darf. Und dort, wo anders gelebt wird, wo Trost wächst, wo Menschen nicht niedergemacht, sondern stark gemacht werden, wo mit offenen Augen und Herzen gelebt wird, wo Vergebung keine leere Versprechung bleibt, findet Gott Heimat, Wohnung mitten im Leben. Für mich sind das die ersten und wichtigen Gaben und Auswirkungen von dem, was wir Heiliger Geist nennen.
Ich gebe es zu, dass ist nicht die große Show, von der die Bibel auch redet. Wir haben es eben gehört: Pfingsten, da soll konnten die Jünger plötzlich Fremdsprachen sprechen ohne sie lernen zu müssen - ein unerfüllter Traum von tausenden von Schülern, aber eine tolle Show. Und an anderen Stellen wird von wunderbaren Heilungen unheilbarer Krankheiten und anderen spektakulären Dingen erzählt. „Warum erzählt denn der Pfarrer nicht davon, von der großen Show? Wäre doch viel werbewirksamer.“ Wenn versprochen würde, Pfingsten heilt der Geist in unserer Kirche Krebskranke oder Rheumapatienten - die Bude wäre voll. Aber wenn der Geist wirklich Gottes Geist ist - wer bin ich denn, dass ich über ihn bestimmen könnte und ihm befehlen könnte, das zu tun, was mir gerade in den Kram passt. Und außerdem: ich denke, dass die größte Show überhaupt wäre, wenn das Wirklichkeit und spürbar wird, was Jesus sagt und was ich vorhin vorgelesen habe: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Ohne Frieden - mit Gott, mit sich, in der Welt - bleibt alles andere zweitrangig. Man kann körperlich krank sein, aber trotzdem Frieden gefunden haben und dadurch andere begeistern und zum Guten anstecken. Man kann kerngesund sein und so unzufrieden, dass man nicht nur sich, sondern auch andern das Leben schwer macht. Von Neid, Ehrgeiz, Egoismus zerfressen. Die Welt gaukelt uns vor, dass wir Frieden finden, wenn wir reich sind oder Modelmaße haben oder stark und schön sind. Wenn Erfolg messbar oder sichtbar ist. Aber was heißt das schon? Ein Frieden, der darauf gründet, sich gegen andere abzugrenzen, ist bestenfalls ein Waffenstillstand. Der Geist gibt uns dagegen die Gewissheit, nicht um Liebe oder unseren Wert kämpfen zu müssen, sondern leben zu dürfen. Und in diesem Geist andere zum Leben zu ermutigen. Ein Frieden, der Unrecht und Ungerechtigkeit nicht um des lieben Friedens in Kauf nimmt, sondern der sich, im wahrsten sinn des Wortes begeistert, dran macht, die Wurzeln von Unrecht und Ungerechtigkeit anzugehen, damit wirklich Frieden wird. Dazu gebe uns Gottes Geist Mut, Kraft und Trost, wenn wir scheitern und auch schuldig an diesem Frieden werden. Damit wir nicht aufgeben, sondern Leben. Begeistert und begeisternd. Amen