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Freitag, 27. Februar 2009

Man gönnt sich ja sonst nichts! - Invokavit, 1.3.09, Reihe 1

Text: Matthäus 4,1-11

Liebe Gemeinde!

„Der Arzt hat es mir zwar Sahnetorte und Kuchen verboten, aber die Versuchung ist doch zu groß. Die Schwarzwälder sieht so gut aus, ein Stückchen schadet doch nicht.“ - „Ja, ich bin verheiratet. Ja, ich habe einen festen Freund. Aber die Gelegenheit ist doch gerade so günstig. Und einmal knutschen, das ist doch praktisch gar nichts! Das kommt doch auch sowieso nicht raus!“ - „Eigentlich habe ich ja nicht genug Geld, aber der große Flachbildfernseher ist halt gerade im Angebot! Da muss ich doch zuschlagen, die Versuchung ist halt zu groß!“ „Führe uns nicht in Versuchung“ - so beten wir im Vaterunser immer wieder. Aber manchmal scheint das Schöne an Versuchungen doch zu sein, ihnen zu erliegen. Das eine Stück Kuchen, der eine Kuss, die eine zu große Anschaffung - Man gönnt sich ja sonst nichts!
Es geht jetzt gar nicht darum, das alles moralisch zu verurteilen und Menschen, die ein Stück Torte zu viel essen, die den falschen Mann oder die falsche Frau küssen oder die zu viel kaufen, zu durch und durch schlechten Menschen abzustempeln. Es geht um die ganz grundsätzliche Fragen: „Von wem und von was lasse ich mein Leben lenken? Wer und was bestimmt mein Leben?“
Nein sagen zu können, verzichten zu können, in traditioneller kirchlicher Sprache: fasten zu können, das macht einen nicht unbedingt zu einem moralisch besseren Menschen. Aber es kann helfen, den Blick für das Wesentliche wieder frei und scharf zu bekommen. Wo ist die Orientierung? Wo orientiere ich mich an dem, was gut ist, was richtig ist? Wo ist der bequeme Weg der Falsche? Schaffe ich es, mich richtig zu entscheiden?
Auch die Nähe zu Gott bewahrt einen nicht davor, sich entscheiden zu müssen. Auch die Nähe zu Gott macht einen nicht zum unangreifbaren Helden. Darum geht es in der Geschichte aus dem Matthäusevangelium, in der Geschichte, die erzählt, wie Jesus sich in der Wüste mit Versuchungen herumschlägt. Wenn Jesus, so wie wir es bekennen, auch wahrer Mensch war, dann gehört dazu eben auch die Auseinandersetzung mit der Frage: „Welchen Weg kann und soll und muss ich gehen?“ Vierzig Tage, so erzählt es Matthäus, war Jesus in der Wüste. Vierzig - in der Bibel steht diese Zahl dafür, dass ein Zeitraum vollendet ist, dass die Zeit für eine Entscheidung da ist. Und die Wüste ist der Ort, an dem man ganz auf sich zurückgeworfen ist, an dem sich auch das Verhältnis zu Gott klärt - das war auch schon so, als Mose das Volk Israel aus Ägypten führte. Die Wüste ist ein Ort voller auswegloser Situationen - und gerade da offenbart sich Gott im Alten Testament oft genug als der, der Leben schenkt und das Leben weitergehen lässt. Vierzig Tage hat Jesus gehungert - die Zeit ist reif. Kein Wunder, dass die Versuchung groß ist, aus Steinen Brot zu machen. Was wäre nahe liegender und wer wollte es ihm verdenken? Die Frage, vor der Jesus steht, ist die, ob sein Auftrag darin besteht, Wunder zu vollbringen, ob er als Showman in die Geschichte eingehen will, bewundert und geliebt ganz sicher für alles Übernatürliche, ob er das Vertrauen allein in die eigenen Kräfte setzt oder ob er auch in schwieriger, nahezu auswegloser Situation fähig bleibt, Gott zu vertrauen. Gottes Verheißung, dass er ein Gott des Lebens ist. „Immer wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ - diesen Spruch hatte meine Oma in ihrem Wohnzimmer hängen. Als Kind und vor allem als Jugendlicher fand ich ihn sehr merkwürdig und banal. Aber mittlerweile weiß ich selbst, dass Vertrauen nicht dann nötig ist, wenn sowieso alles leicht ist, sondern dass Vertrauen gerade dann wichtig ist und seine Stärke zeigt, wenn es erstmal unbegründet erscheint. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund ausgeht“ ist Jesu Antwort auf die Versuchung, ein Brotwunder zur eigenen Befriedigung zu vollbringen. Gottes Wort, seine Liebe und Hinwendung zu den Menschen eröffnet Auswege und Lebensmöglichkeiten. Vertrauen allein macht nicht satt - aber ein Leben ohne Vertrauen ist alles andere als lebenswert. Es gibt sicher in dieser Welt vieles, was das Leben wie eine Wüste erscheinen lässt und was es schwer macht, Gott und seinem Leben schaffenden Wort zu vertrauen. Aber die Kraft dieses Wortes werde ich, wie in dieser Geschichte aus der Bibel Jesus, nur dann wirklich entdecken und spüren können, wenn ich mich diesem Wort öffne und ihm Vertrauen schenke. Vertrauen ist immer ein Vorschuss. Ohne Garantie. Misstrauen ist einfacher. Jesus widersteht der Versuchung, den leichten Weg zu gehen, dem Wort Gottes zu misstrauen. Vielleicht ist das ja auch für uns ein erster Vorsatz für die Fastenzeit, die Zeit bis Ostern, in der sich viele Menschen bewusst mit ihrem Leben auseinandersetzen: Misstrauen fasten, auf Misstrauen zu verzichten und Vertrauen zu wagen statt ängstlich Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch oder Zigaretten zu verstecken.
Jesus schafft es, trotz schwieriger äußerer Umstände, Vertrauen zu schenken. Und da kommt auch schon die zweite Versuchung: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ Wenn du schon vertraust, dann probier doch mal aus, ob das Vertrauen gerechtfertigt ist! Hol dir deine Vertrauensgarantie ab!“ So zeigt sich die Versuchung. Aber die Sucht nach Kontrolle und Garantie macht Vertrauen - und letztlich auch die Liebe - kaputt. Selbst wenn die Kontrolle dieses eine Mal funktioniert: Wie wird es beim nächsten Mal sein? Ich werde immer unsicherer, will immer mehr in der Hand halten - und verliere dabei alles. Die Bibel, Jesus, zeigt hier einen anderen Weg: Spiel nicht mit dem Vertrauen, setz es nicht auf’s Spiel! Bewahre es für die Zeit, in der es nötig ist, aber versuche nicht ständig, Beweise zu finden und dich abzusichern! Für mich ist das auch so ein guter Vorsatz für die Fastenzeit, der in dieser Bibelgeschichte steckt. Vertrauen und Liebe haben da eine Menge gemeinsam. Wenn ich ständig austesten will, wie weit ich gehen kann, ob der andere mich wirklich liebt, wenn ich zum Beispiel auch mal versage, dann mache ich die Liebe mürbe. Liebe und Vertrauen kann ich nicht beweisen, nur schenken und annehmen. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ antwortet Jesus auf diese Herausforderung. Dann, wenn’s nötig ist, wird Gott da sein. Aber nicht dann, wenn ich mal spielen will. Dietrich Bonhoeffer hat mal gesagt: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“ Kontrolle ist nicht schlecht - aber im Glauben und in der Liebe ist Vertrauen der bessere Weg.
Und dann kommt die letzte und entscheidende Frage, die geklärt wird: Von wem lässt du dich lenken? Von dem Trieb, über andere zu herrschen, andere als Eigentum anzusehen, Stärke mit Gewalt zu verwechseln? Um den Preis, den grenzenlosen Egoismus, die Gewalt, die Gottferne anzubeten, wird Jesus die ganze Welt als Machtbereich, in dem er seine Macht nur zum eigenen Vorteil gebrauchen kann, angeboten. Hier, das ist dein Eigentum, damit kannst du machen was du willst, mit den Menschen, mit den Vorräten, mit allem! Wer von uns würde wirklich „Nein“ sagen, wenn ihm so etwas angeboten würde? Die Versuchung ist groß, die eigenen Vorstellungen und Wünsche durchzusetzen. Manchmal auch gut gemeint. Immer wieder glaubten und glauben Menschen, Gottes Willen und seine Liebe dadurch umsetzen und durchsetzen zu können, dass sie die, die sie als Feinde Gottes ansehen, unterdrücken, misshandeln, vernichten. Macht ist erstmal aber gar nichts Schlechtes. Jeder hat Macht über andere. Kinder haben durchaus Macht über ihre Eltern. Schüler gegenüber ihren Lehrern. Eine Gemeinde gegenüber dem Pfarrer. So wie auch umgekehrt. In unserem Leben halten wir immer ein Stück des Lebens von anderen in der Hand. Die entscheidende Frage ist nicht, ob ich auf Macht verzichte, sondern ob ich Macht verantwortlich gebrauche. Nichts ist mein Eigentum. Schon gar nicht andere Menschen. Alles ist mir anvertraut. Ich kann es missbrauchen, ganz klar. Ich kann es aber auch gut gebrauchen. Jesus widersteht hier der Möglichkeit, das eigene Ich anzubeten, das andere zu bloßen Objekten macht, die mir und meinem Willen zu dienen haben. „Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen“ - Dieser Satz Jesu vertreibt den Teufel endgültig. Weil er in gute, Leben schaffende und Leben ermöglichende Beziehung setzt. Weil er Leben nicht sich selbst überlässt, sondern weil durch den Bezug auf Gott deutlich wird, dass jeder zum Leben kommen soll, dass jeder gut leben soll - und nicht nur der, der seine Macht mit Gewalt durchsetzt.
Die Zeit vor Ostern ist Fastenzeit - wie wäre es denn, tatsächlich mal nicht in erster Linie von Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten die Finger zu lassen, sondern Misstrauen zu fasten und dadurch Vertrauen neu zu finden. Die Versuchung, Macht zum eigenen Vorteil zu missbrauchen, zu fasten und dabei die Freiheit des Miteinanders und der Liebe Gottes zu allen Menschen neu zu entdecken. Ich wünsche uns eine frohe, Lust aufs Leben machende Fastenzeit, in der wir den Mut haben, behalten oder finden, zu dem zu stehen, der unser Leben auf einen guten Weg lenken will. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Amen.

Sonntag, 22. Februar 2009

Nur die Harten kommen in'n Garten? Estomihi Reihe I, 22.02.09

Text: Markus 8,31-38

Liebe Gemeinde!

„Ihr werdet schon sehen, Weihnachten werde ich nicht mehr erleben! Da bin ich längst tot!“ „Ach Mutter, was du schon wieder hast! Wir feiern noch oft Weihnachten zusammen und jetzt lass mich mal meine Arbeit machen!“ So oder ähnlich kenne ich ihn, den Dialog zwischen altgewordenen Müttern und ihren oft längst erwachsenen Töchtern, manchmal auch Söhnen. Denk doch nicht immer so negativ, sterben müssen wir alle mal, aber doch nicht jetzt! Das passt gerade nicht, läuft doch gerade alles so gut, außerdem ist der Urlaub schon gebucht. Davon will ich jetzt nichts hören! Davon, dass der Mensch, der mir wichtig ist, bald nicht mehr sein könnte. Davon, dass alles auch ganz anders sein kann als jetzt, wo es gerade doch so gut läuft.

Ein bisschen erinnert mich die Szene zwischen Jesus und Petrus an solche und ähnliche Gespräch aus dem Alltag. Gerade noch lief alles so gut. Jesus ist der Superstar, der viertausend Leute praktisch aus dem Nichts satt gemacht hat, der einen Blinden geheilt hat. Und Petrus hat’s kapiert und laut gesagt: „Du bist der Christus!“ Du bist der, auf den wir sehnsüchtig warten, du bist der, der uns zeigt, wie Gott wirklich ist. Alles läuft bestens - und Jesus ist der Spielverderber, der die tolle Stimmung kaputtmacht. Er fängt an davon zu reden, dass er verfolgt wird und dass er sterben wird. Petrus will das alles nicht hören. „Geh weg von mir, Satan!“ So spricht Jesus mit Petrus. Harte Worte. Gerade eben war Petrus noch der, der wirklich alles kapiert hat - und jetzt ist er der Satan! Wenn ich mir vorstellen würde, mit mir würde ein Freund, mit dem ich es doch nur gut gemeint habe, so reden - ich würde vor Wut abziehen und überlegen, wie ich ihm eins auswischen kann. Mir fällt es schwer, zu verstehen, warum Petrus so ruhig bleibt und warum Jesus so hart mit Petrus redet.

Vielleicht hängt das ja damit zusammen, dass wir bis heute eigentlich wie Petrus sind. Wir wollen die schöne und strahlende Seite im Leben sehen. Und gerade bei den Menschen, die uns wichtig, bei Freunden und noch mehr bei Vorbildern, zu denen wir aufsehen, da blenden wir alles, was nicht ins Bild des Schönen und Starken passt, leicht aus. Vielleicht sogar gerade im Glauben an Gott. Wenn es Gott gibt, dann muss er doch für das Schöne, Starke, Gesunde verantwortlich sein. Jesus, der Held, der Menschen satt und gesund macht.

Aber wenn es Gott gibt, dann werde ich doch mit der Zeit verrückt, wenn ich ihn nur mit dem Schönen und Starken in Verbindung bringe. Gott, wo bist du? - Diese Frage stellt sich im Leben mindestens so oft wie der Gedanke, dass es den guten und starken Gott gibt. In Jesus hat Gott deutlich gemacht, dass er vor dem Leid und dem traurigen nicht wegläuft. Er ist eindeutig auf der Seite der Opfer. Gott, wo bist du, wenn Kinder vergewaltigt werden, wenn Menschen verhungern, wenn andere gemobbt werden, wenn in Familien geprügelt wird? Mir bleibt als Antwort nur: an der Seite der Opfer. Da, wo ein Mensch geschlagen, vergewaltigt, vernichtet wird, da wird auch Gott misshandelt. Gott nimmt sich die Freiheit, auch ohnmächtig zu sein. Er lässt nicht leiden, sondern er leidet mit. Er stellt den Menschen vor die Folgen seiner Freiheit. Er entlässt uns Menschen nicht aus unserer Verantwortung für Hass, Gewalt, Zerstörung. Gott degradiert den Menschen nicht zu einer willenlosen Marionette. Freiheit - sie gibt es nur um den Preis des Missbrauchs. Gott stiehlt sich nicht davon, er steht auf der Seite der Opfer. In einer Zeit, in der das Wort „Opfer“ immer öfter nicht Mitleid hervorruft, sondern zum Schimpfwort wird, mehr als je zuvor eine Provokation.

Eine Provokation wie der Aufruf Jesu, sich selbst zu verleugnen und sein Leben nicht erhalten zu wollen. Vor 10 Tagen wurde an den 200. Geburtstag von Charles Darwin, dem Begründer der modernen Evolutionstheorie, erinnert. Es gibt Christen, die die Lehre, dass Leben sich langsam entwickelt und nicht von Gott unverrückbar und unveränderlich geschaffen wurde, ablehnen. Ich gehöre nicht dazu. Als Christ muss man die Evolutionslehre nicht ablehnen. Aber es gab und gibt immer wieder Menschen, die aus dieser Theorie den Schluss ziehen, dass Werte wie Mitmenschlichkeit, Toleranz, Solidarität und Hilfe nur dann nützlich sind, wenn sie den Stärksten dienen. Der Starke allein habe das Recht, sich durchzusetzen. „Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren“ - Wer sich selbst für stark genug hält, allein durchzukommen, wem die Opfer, die er auf seinem Weg hinterlässt, egal sind, der wird nicht durchkommen. Jesus hat ein ganz anderes Programm. Gegen Gewalt und Überheblichkeit. Ich war in der vergangenen Woche in Tschechien. In einem Land, in dem die Unmenschlichkeit solcher Selbstüberheblichkeit vielfach zu Greifen ist. Unendlich traurig stand ich in Lidice, einem Ort, an dem ein Dorf von den Nazis aus Rache für einen Anschlag auf denn SS-Mann Heydrich im wahrsten Sinn des Wortes platt gemacht wurde. Alle Männer, über 180 Personen, wurden vor Ort erschossen, die Frauen zur Zwangsarbeit verschleppt, ein Drittel davon starb. Von den 90 Kindern im Ort überlebten 7, die anderen wurden vergast. Die Nazis, die sich als Über- und Herrenmenschen begriffen, sind trotz aller Brutalität und Gewalt gescheitert. Gott sei Dank. Und auch die Kommunisten, die Menschen, gerade auch Christen, unterdrückten, weil sie glaubten, sie hätten den Schlüssel zum wahren Menschsein, haben nicht den Sieg davon getragen. Und heute sieht man weltweit, dass die Jagd nach Geld und wirtschaftlicher Stärke, die den materiellen Gewinn als vorrangiges Ziel sieht, zum Scheitern verurteilt ist. Wo Menschen sich selbst als übermäßig stark sehen, wo sie sich selbst und ihr Leben um jeden Preis erhalten wollen, wo Opfer billigend in Kauf genommen werden, da ist das Scheitern vorprogrammiert.

Selbstverleugnung, von der Jesus hier redet, heißt nicht, unendliche Leidensfähigkeit zu haben und sich selbst künstlich klein und schwach zu machen. Es heißt aber, sich frei zu machen von dem gnadenlosen Zwang zur Selbstverwirklichung. Du musst originell sein, du musst einen tollen Beruf, eine tolle Wohnung, eine tolle Familie, viel Geld und dauernd viel Spaß haben, du musst glücklich sein. Sonst bist du nichts wert. Du musst das schaffen. Du musst dich zu etwas Besonderem machen! So wird es uns allen heute immer wieder eingehämmert. Du musst dich Besonders und unverwechselbar machen! Sonst bist du nichts wert. Was für ein Stress. Übrigens auch in der Kirche, da muss man sich nur mal Forderungen und Konzepte von Kirche ansehen, auch von Freikirchen. Die Botschaft Jesu ist eine andere: Du bist schon was Besonderes. Du bist schon unverwechselbar. Du musst dich nicht dazu machen. „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich“ - der darf auch mal schwach sein, der muss nicht immer den Helden markieren und sich als Supermann und Superfrau präsentieren. Nicht als unfehlbare Kirche und nicht als freie Gemeinschaft, die allein weiß, was richtig ist. Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich. Ich denke da nicht nur an spektakuläre Märtyrer, ich denke auch an die Frauen und Männer zum Beispiel in der Sowjetunion, die trotz aller Widrigkeiten ihren Glauben nicht verloren haben, sich zu Gebeten getroffen haben, getauft haben. Ich denke an Jugendliche, die auch mal Kompromisse schließen, die hilfsbereit sind, auch wenn sie von anderen dafür ausgelacht werden, die nicht sofort fragen: „Was bringt’s mir!“ Klar, mit Jesus und seinem Tod am Kreuz und seinem Leiden hat das erstmal wenig zu tun. Aber es geht ja gerade nicht darum, ihn nachzuahmen, so zu tun als könnte ich als Mensch das tun, was Gott in ihm und durch ihn getan hat. Nachfolge statt Nachahmung, das ist sein Programm. Es kommt in der Nachfolge darauf an und es ist ihr Ziel, der Seele keinen Schaden zuzufügen. Es fügt der Seele Schaden zu, wenn einem eingeredet wird, wirklich frei bin ich nur, wenn ich möglichst reich bin, möglichst ungehemmt Sex haben kann und andere möglichst geschickt übers Ohr haue um oben zu stehen. Es fügt der Seele aber auch Schaden zu, wenn ich glaube, mich ständig klein machen zu müssen, wenn ich mich immer nur nach hinten stelle und mir einreden lasse, nicht gut genug zu sein. Und es fügt der Seele Schaden zu, wenn eine Gesellschaft gewalttätig ist. Weil sie die Menschen aufteilt in wertvolle und weniger wertvolle, weil sie ungerechte Verhältnisse zementiert. Die Freiheit, die Gott uns schenkt, ist die Freiheit, auch zur eigenen Ohnmacht zu stehen und dadurch die eigenen Stärken entdecken zu können. Die Freiheit, die Gott uns schenkt, ist die Freiheit zur Nachfolge, die auch den in den Blick nimmt, dem Rechte und Freiheit genommen wird und die Freiheit, sich dort für andere einzusetzen, wo sei es selbst nicht können und ich es kann. Die Freiheit, die aus der Gnade und Vergebung wächst, die Gott uns schenkt.

Amen.

Kleider machen Leute - Anspiel der Konfirmanden Tauferinnerungsgottesdienst 8.2.09

Was zieht man zur Taufe an? Früher war die Frage leicht zu beantworten: Ein weißes Kleid musste her! Kleine Kinder, die getauft werden, haben es einfach. Da suchen die Eltern etwas aus. Aber die stehen dann schon vor der schweren Frage: Was soll’s denn sein? Klassisch weiß oder sportlich? Festlich oder etwas, das man jeden Tag anziehen kann? Und wenn man als Jugendlicher oder Erwachsener getauft wird und selbst entscheiden kann, was man zur Taufe anzieht, macht es das auch nicht einfacher.

Vielleicht gibt es ja in der Bibel Kleidertipps. Beim Propheten Jesaja steht: „Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott, denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen!“ Reicht ein Griff in den Kleiderschrank voller Gottvertrauen und schon hat man das Passende erwischt? Wie sehen sie überhaupt aus, die Kleider des Heils? Sieht man Menschen an, dass sie getauft sind?

Wir haben weder Kosten noch Mühen gescheut und Modeschöpfer beauftragt, Kleider des Heils zusammenzustellen. Kleider, in denen man zur Taufe kommen kann. Kleider, in denen man sich auch nach der Taufe noch bewegen kann. Eine exklusive Kollektion, nicht nur für Frühjahr und Sommer 2009, sondern für das ganze Leben, präsentiert von Topmodels des Richtsbergs.

Hier ist nun für sie unser Modell FESTLICH. Präsentiert wird es ihnen von Karina. Ein klassischer Schnitt und edle Materialien betonen die Wichtigkeit des Ereignisses Taufe. Zeitlose Eleganz zeichnet das Modell aus. Angeregt wurde es durch einen Vers aus der Bibel: „Betet an den Herrn in heiligem Schmuck“. So heißt es da.

Die zeitlose Eleganz und der klassische Schnitt betonen, dass die Taufe keine Erfindung von uns ist. Schon vor uns wurde getauft und auch nach uns wird getauft werden. Ein festliches Gewand für eine festliche Sache. Der Mensch ist für Gott etwas Besonderes und Gott für den Menschen. Das möchte uns dieses Modell nahe bringen. Noch einmal Karina mit dem Modell FESTLICH.

Ganz anders kommt unser Modell MÜHSAL daher, das ihnen von Maxim präsentiert wird. Etwas abgewetzt und von den Härten des Lebens gezeichnet. Beeinflusst wurde das Modell von einem Ausspruch Jesu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“.

Wer zur Taufe geht, kann seine Sorgen nicht immer so einfach an der Kirchentür abgeben. Auch wer getauft ist, hat es oft genug schwer im Leben. Das Modell versteckt nichts. Taufe - das heißt auch, Hilfe zu haben. Bei Kummer und wenn man Trost braucht. Manche Fans des Modells „Festlich“ mögen vielleicht unser Modell MÜHSAL nicht. Aber in ihm zeigt sich die Einladung von Jesus an alle Menschen, nicht nur an die Erfolgreichen. Noch einmal Maxim mit dem Modell MÜHSAL.

Vor allem von jungen Menschen wird unser Modell PROVOKANT gern getragen. Aline präsentiert es ihnen. Es ist anders - das Modell passt nicht zu jedem. Passt das denn zur Taufe? Taufe ist doch die Aufnahme in eine Gemeinschaft! Der Schöpfer des Modells hat sich von Paulus inspirieren lassen. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, schreibt er.

Gott macht Freiheit möglich. Gott lässt uns eigene Menschen sein - auch mit einem eigenen Äußeren, das nicht immer jedem gefallen wird oder gefallen muss. Gott nimmt uns als einzelne, besondere Menschen in die Gemeinschaft auf. Bei Gott haben wir das Recht, frei zu sein - ausgedrückt auch im Modell PROVOKANT, das ihnen noch einmal von Aline präsentiert wird.

Dynamisch - so kommt unser Modell POWER daher, das ihnen heute von Alex gezeigt wird. Es überzeugt durch seinen sportlichen Schnitt. Seine Lässigkeit hilft, auch schwierige Hürden zunehmen. Bequem und pflegeleicht - ein Modell zum Wohlfühlen. Angeregt durch einen Spruch des Propheten Jesaja: „Gott ist mein Heil. Ich bin sicher und fürchte mich nicht. Denn Gott ist meine Stärke.“

Wer durch die Taufe weiß, dass Gott zu einem steht, kann mit viel Power durchs Leben gehen. Vielleicht gefällt manchen, die es festlich mögen, die Sportlichkeit nicht. Es gibt auch welche, die stehen auf POWER und halten sich für was Besseres. Aber echte POWER-Träger wissen, dass nicht Red Bull, Adidas oder Nike, sondern Gott Flügel verleiht.

Hier noch einmal Alex mit dem Modell POWER.

Für Menschen, die gern genauer hingucken, ist unser Modell ALLTAG; präsentiert heute von Michelle. Auf den ersten Blick wenig spektakulür, aber immer wieder gut zu tragen. Alltag wurde angeregt von Paulus, der schreibt: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“.

Wir müssen nicht besonders originell und auffällig sein. Wir müssen uns nicht verkleiden - Gott liebt uns trotzdem. An jedem Tag. Nicht nur an Feiertagen. Taufe - etwas für jeden Moment im Leben. Das will auch unser Modell ALLTAG zeigen, das ihnen noch einmal von Michelle präsentiert wird.

Und hier noch einmal alle fünf Modelle. Michelle mit Alltag, Alex mit Power, Aline mit Provokant, Maxim mit Mühsal und Karina mit Festlich. Vielleicht haben sie auch schon gedacht: „Da fehlt noch was Wichtiges!“ Ja. Zu leicht besteht die Gefahr, dass man denkt, eines der Modelle sei das einzig Richtige für die Taufe. Es fehlt ein Accessoire für alle. „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ schreibt Paulus. Das fehlt noch. (Herzen verteilen)

Die Liebe Gottes verbindet uns alle in der Taufe. Sie macht es möglich, keinen Einheitslook zu zeigen, sondern eine bunte Show mit vielen Möglichkeiten. Alle Modelle spiegeln Teile unseres Lebens, das von Gott angenommen wird.

Und jetzt noch einmal, mit dem entscheidenden Accessoire, der Liebe, Karina mit Festlich, Maxim mit Mühsal, Aline mit Provokant, Alex mit Power und Michelle mit Alltag.