Es war einmal ein Mann, der wollte gern ein großes Fest feiern. Er ging und lud viele Leute ein.
Hey, habt ihr Lust, nächstes Wochenende zu meiner Party zu kommen? Ich hab einfach mal wieder Lust, mit netten Leuten zu feiern. Ich bin einfach froh, dass es euch gibt. Ich kümmere mich ums Essen und die Musik. Wäre nur toll, wenn ihr was Gutes zu trinken mitbringt. Ne schöne Flasche Wein von jedem, das wäre am Besten, geht das? Die schütten wir dann zusammen in einen großen Topf, und dann kann sich keiner beschweren, sondern wenn jeder was Gutes mitbringt, kriegt auch jeder was Gutes!
Spr. 1: Super Idee! Klar, ich komme.
Spr. 2: Ich bring natürlich auch nen guten Tropfen mit!
Spr. 3: Auf mich kannst du dich natürlich verlassen!
Spr. 4: Ist doch logisch, da bin ich dabei!
Und dann kam der Tag des Festes.
Spr. 1: Hallo, hier bin ich. Ich hab was mitgebracht, ich schütte es mal schnell rein!
Spr 2: Grüß dich, wo kann ich den denn reinschütten? Ach da!
Spr 3: Ach hier, ich hab was Gutes dabei!
Spr 4: Und von mir gibt’s natürlich auch was richtig Gutes!
(Jeder der 4 schüttet eine Flasche in den Topf. Als alle da waren, wollte der Mann mit allen anstoßen. Er gab jedem einen Becher mit dem Wein aus dem Topf. Aber was war passiert? Verschiedene probieren lassen, es ist nur Wasser und kein Wein
So was passiert, wenn jeder denkt: Ach, die anderen werden schon was Gutes mitbringen, auf mich kommt es nicht an! Ich kann sparen und mich auf Kosten der anderen amüsieren! Am Ende hat keiner etwas davon, wenn jeder nur an sich selber denkt. Am Dienstag habe ich mit den Konfis ein kleines Experiment gemacht. Jeder hat ein bisschen Geld bekommen und die Aufforderung, sich mal zu überlegen, wem er gern eine Freude machen würde, bei wem er sich vielleicht gern bedanken würde und eine Kleinigkeit dafür zu besorgen und dann noch eine „Dankeschönkarte“ zu schreiben. Das Ergebnis ist auch hier auf dem Altar zu sehen. Natürlich hat niemand Äpfel oder anderes Obst gekauft. Schokolade, Deo, Kaugummi und anderes mehr gab es. Was mir aufgefallen ist, war die Reaktion der Jugendlichen. Nur zwei oder drei haben tatsächlich „Danke“ gesagt, als sie das Geld bekommen haben und nur zwei haben auch tatsächlich etwas für andere gekauft. Die anderen wollten lieber sich selbst eine Freude machen oder sind das Ganze so angegangen, dass sie sich abgesprochen haben und sich gegenseitig das, was sie gerade wollten, gekauft haben. Ich habe das Experiment nicht deshalb gemacht, weil ich die Jugendlichen vorführen wollte und auch nicht deshalb, weil ich schon wusste, was rauskommt. Ich hatte eigentlich mit einem etwas anderen Ergebnis gerechnet und nicht damit, dass das Gleiche herauskommt wie in der kurzen Geschichte eben.
Ich glaube auch nicht, dass die Jugendlichen schlechter sind als Erwachsene. Vielleicht ehrlicher. Vielleicht hätten sich, wenn ich das Experiment mit Erwachsenen gemacht hätte, viele nur nicht getraut, was für sich zu kaufen, obwohl sie es gern getan hätten. Woran liegt es, dass es heute vielen so schwer fällt, einfach mal „Danke“ zu sagen? Vielleicht liegt es daran, dass viele Menschen heute denken: „Die anderen haben viel mehr als ich, ich brauche noch mehr und bis ich nicht das Gleiche wie die, die mehr haben, habe ich es verdient, was umsonst zu kriegen!“ Erwachsene, Jugendliche und Kinder kennen glaube ich das Gefühl gut, zu kurz zu kommen. Und es wird einem ja auch immer und überall gesagt: Du musst sehen, dass du mehr bekommst. du bist dann was wert, wenn du viel hast.
Ich finde, es tut gut, mal wirklich zurückzuschrauben und auf das Wesentliche zu schauen und sagen zu können: Danke, dass ich da bin. Danke, dass es mich gibt und dass ich leben kann. Dafür stehen Wasser und Brot auf dem Altar. Für das, ohne dass es wirklich nicht geht. Und das sind eben, neben Wasser und Brot, auch Sachen wie Liebe, Kleidung, ein Ort, an dem ich sicher wohnen kann, ein Mensch, auf den ich mich verlassen kann. Eine Arbeit, von der ich leben kann. Wo etwas davon fehlt, da fällt es einfach schwer „Danke“ zu sagen. Und deshalb finde ich es auch nicht schlimm, dass bei den Konfirmanden doch viele erst einmal an sich gedacht haben. Klar, vielleicht ist das ein Zeichen von Egoismus. Vielleicht heißt es aber auch: Im Moment fehlt mir etwas ganz Wichtiges in meinem Leben. Vielleicht materiell, vielleicht aber auch menschlich.
Paulus schreibt ganz wichtige Dinge in der Bibel. Natascha hat es eben vorgelesen. Niemand soll aus Zwang etwas spenden oder abgeben und es soll ihm nicht Leid tun. „Gott liebt fröhliche Geber!“ So steht es da. Ja, das finde ich gerade zum Erntedankfest wichtig. Danken und Schenken und Spenden darf nicht zum Zwang werden und ich darf anderen kein schlechtes Gewissen machen. Wer sich selbst mag, wer sich über sich und sein Leben freuen kann, der kann andere anstecken und anderen Gutes tun. Macht die Menschen froh! So ähnlich hat es Elisabeth von Thüringen gesagt. Ja, das ist meine Aufgabe als Pfarrer, unsere Aufgabe als Gemeinde, Menschen dabei zu helfen, froh zu werden. Deshalb kann ich jetzt auch meinen Konfis sagen: Genießt das, was ihr euch selbst geschenkt habt. Und wenn’s euch mal richtig gut geht: vielleicht fallen euch ja dann andere ein, denen ihr was Gutes tun könnt. Da habe ich eigentlich schon gute Hoffnung.
Und noch was anderes steht da bei Paulus: „Wer mit vollen Händen sät, der wird reichlich ernten!“ Wenn ich Angst habe, nichts zurückzukriegen bei dem, was ich gebe, wenn ich deshalb geizig werde - es lohnt sich nicht. Es ist wie im Garten oder auf dem Feld: Wenn ich reichlich säe, wird auch viel aufgehen. Je mehr Freude am Leben ich teile, desto größer wird die Freude.
Ich wünsche uns allen, dass wir das so sehen können. Dass wir am Erntedankfest zuallererst sagen können: „Danke, Gott, dass es mich gibt und ich leben darf“. Und dass wir nicht nur zum Erntedankfest jede Menge Grund finden, uns über das Leben zu freuen und mit unserer Freude andere anzustecken. Durch Lachen, Zeit, Zuwendung und manchmal sicher auch Geschenke oder Spenden. Dann, wenn uns danach ist. Weil wir wissen: wir verlieren nichts. Wir sind was. Gott sei Dank. Amen
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