Anspiel:
A: sehr habgieriger Mensch / B: macht bei A mit, wird dann von ihm im Stich gelassen, C, D: erstmal Opfer der Habgier von A (und B)
A: Ich bin froh, dass ich genug Kohle hab. Hartz IV und immer rechnen, das wär nichts für mich!
B: Ja, da müsste man immer in so Billigkram rumlaufen. Und iPod oder iPhone wären auch nicht drin, höchstens so’n blödes altes Zeug.
A: Klar, aber guck mal. Siehst du den da drüben? Der hat auch n krasses Handy. Das hat der doch echt nicht verdient. Wollen wir ihm das abziehen?
B: Verdient hat der’s nicht, das Opfer. Aber lass den ruhig mal in Ruhe. Wir haben doch unsere iPhones.
A: Na und? Der Trend geht klar zum Zweithandy. Und ich brauch jetzt noch eins. Ich will doch nicht jeden Tag mit dem Gleichen telefonieren!
C: Hallo!
A: Was quatscht du uns denn an? Wer hat dir das denn erlaubt?
C: Ich geh ja schon, schon gut!
B: Moment, so einfach kommst du hier nicht weg.
C: Lasst mich doch in Ruhe!
A: Das könnte dir so passen. Du hast was, was eigentlich uns zusteht!
C: Quatsch!
A: Du hast so ein Handy gar nicht verdient. Nen Blackberry könnte ich gut gebrauchen.
C: Aber du hast doch schon ein iPhone! Mein Patenonkel hat mir das geschenkt, sonst hätte ich es mir ja nie leisten können.
B: Siehst du, du hast es nicht verdient.
A: Und jetzt her damit. Du kennst doch Sascha und Kolja. Und wenn wir denen erzählen, was du neulich in der Schule über die gesagt hast und dass du damit dafür gesorgt hast, dass die jetzt fliegen…
C: Macht das nicht!
B: Dann her mit dem Blackberry!
A: Und zwar sofort. Und wehe, du sagst was! Du bist doch versichert. Erzähl doch, dass ein Laster drüber gefahren ist! Los, her damit und hau ab!
Kurz danach
B: Ich hab jetzt Hunger.
A: Ich auch. Guck mal, da kommt einer, der bestimmt Geld dabei hat.
B: Den kenn ich, der hat bestimmt nichts. Der geht nie auf Geburtstage, weil die es sich nicht leisten können, Geschenke zu kaufen.
A: Aber heute wird das Geld für die Klassenfahrt eingesammelt. Und ich weiß, dass der immer ein bisschen bezahlt, den Rest kriegt er vom Förderverein. Und das bisschen Geld hat er jetzt dabei. Reicht bestimmt für zweimal Subway!
B: Hey, komm mal her!
D: Ich?
A: Siehst du sonst noch jemanden? Wir haben Hunger!
D: Und?
A: Kohle her oder ich mach dir das Leben hier an der Schule so zur Hölle, dass du dir wünscht, nie geboren worden zu sein.
D: Aber ich brauch doch das Geld für die Klassenfahrt!
B: Quatsch, du erzählst halt, dass es diesmal gar nicht reicht und der Förderverein alles bezahlen muss. Und jetzt her damit und wehe du sagst was!
Einige Tage später
B: Hey, Glück muss man haben! Weißt du noch, das Preisausschreiben von neulich? Wir haben gewonnen! 5.000,-- Euro!
A: Ich weiß!
B: Woher denn? Die Mail hab ich doch gekriegt!
A: Bist du so blöd oder tust du nur so? Ich kenn doch dein Passwort. Meinst du, du kannst das an mir vorbei machen?
B: Wollte ich doch gar nicht! Du bist total fies!
A: Quatsch, ich geh nur gern auf Nummer sicher. Und deshalb habe ich denen auch schon meine Kontonummer gegeben. Und das Geld ist auch schon da.
B: Dann kannst du mir ja meinen Anteil überweisen. Aber fies ist das schon!
A: Wovon träumst du nachts? Du kriegst gar nichts! Wer so blöd ist wie du, hat es nicht besser verdient!
B: Und ich dachte, wir wären Freunde…
Liebe Gemeinde!
Freundschaft kann man nicht kaufen, nicht klauen, nicht erpressen. Für manche Menschen ist es das Wichtigste auf der ganzen Welt, möglichst viel für sich zu haben. Nicht viel Freundschaft, sondern viel Geld, viel Besitz, egal, wie es dazu kommt. Echte Freunde dabei zu finden, das geht gar nicht. Andere Menschen sind gut, solange sie einem dabei helfen, was für sich zu kriegen. Und sie sind lästig und im Weg, wenn man mit ihnen teilen muss. Das, was ich für mich habe, ist das einzige was zählt. Egal, mit welchen Mitteln und woher ich das kriege. So leben diese Menschen. Das ist schon ein bisschen anders, als es in der Geschichte aus der Bibel war, die wir vor dem Lied gehört haben. Der Bauer in der Geschichte hat seinen Reichtum ehrlich bekommen. Aber er hat auch gedacht, dass sein Besitz ihn von allen seinen Sorgen befreit und dass materieller Besitz das Wichtigste im Leben ist. Was gehört mir eigentlich im Leben? Was brauche ich? Was ist mir geschenkt? Wofür kann ich eigentlich wirklich „Danke“ sagen? Und kann ich das überhaupt noch? Oder habe ich das Gefühl, alles selbst nehmen oder machen zu müssen? Das Erntedankfest, das wir heute feiern, ist für mich ein Fest, in dem es nicht nur darum geht, was eigentlich im letzten Jahr auf dem Feld oder im Garten gewachsen ist, und wofür ich da dankbar sein soll oder kann. Erntedankfest ist für mich ein Fest, das die Chance bietet, mal drüber nachzudenken, welche Einstellung ich zum Leben, zum Besitz, zum Verdienen habe. Und vielleicht auch einen Ort zu finden, an dem die Seele wirklich Ruhe finden kann, einen Ort, der sicherer ist als volle Scheunen, volle Bankkonten, teure Handys oder scheinbare Freunde, die doch nur dazu gut sind, beim Ausnutzen von anderen zu helfen.
Etwas ganz anderes haben wir am Anfang vom Gottesdienst heute gesungen: Danke für alle guten Freunde, danke oh Herr für jedermann - für mich ist das der Beginn eines ErnteDANKfestes, wenn ich mich als Mensch unter Menschen begreifen kann. Der Beginn einer gesunden Seele, die sich nicht als Insel begreift, in der man sich gegen andere absichert, sondern einer Seele, die sich für das Leben, die Menschen und auch die Unsicherheiten öffnet. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele schaden nimmt? so heißt es an anderer Stelle in der Bibel. Dadurch, dass ich mich als Mensch unter Menschen sehen kann, dass ich die Welt nicht als Eigentum, sondern als gute Leihgabe sehen kann, öffne ich mich, meine Seele, für Gottes Geschenk, für das Leben. Wenn ich mich abschließe von anderen, vom Leben, das manchmal auch Risiken hat, schließe ich mich damit auch von Gott ab. Das wollte der Bauer in der Geschichte. Und das wollte die eine, die zum Schluss übrig blieb, in der Geschichte der Konfis.
Mensch unter Menschen sein, das Leben mit seinen Möglichkeiten als Leihgabe und nicht als Eigentum sehen - geht das denn? Sind wir nicht doch eher Egoisten, Menschen die alles haben wollen? Sicher, perfekt sind wir nicht. Und ich glaube auch, dass es eine Überforderung wäre, wenn wir auf alles, was wir über das absolut Notwendige hinaus haben, verzichten müssten. Aber ich glaube auch, dass es gut ist, sich immer mal wieder darauf zu besinne, woher mein Leben eigentlich kommt, was ich eigentlich alles habe. Und wofür ich auch dankbar sein kann, was oft genug auch wirklich unverdient gut ist.
Hier vorn auf dem Altar gibt es zwei Teile: der eine Teil, den man vom Erntedankfest auch erwartet. Brot, Obst Gemüse, Blumen. Lauter eigentlich selbstverständliche Sachen. Ich will jetzt nicht mit dem Zeigefinger drohen und sagen: dafür müssten wir alle immer dankbar sein. Zu viele Menschen auf der Welt haben das nicht. Wer im Krieg oder in anderen Notzeiten froh war, wenn es überhaupt Brot gab und wenn das Wasser genießbar war, der weiß das zu schätzen. Meine Generation und erst recht die, die noch jünger sind, haben doch nur den zumindest relativen Überfluss erlebt. Ich will jetzt kein schlechtes Gewissen machen, nur weil Gott sei Dank vieles für uns selbstverständlich ist.
Auf dem anderen Teil des Altars sind andere Dinge zu sehen. Sekt. O-Saft. Exotische Lebensmittel. Computer. Schulheft. Ein Autoschlüssel, weil das Auto doch zu groß war. Zeichen für zumindest ein bisschen Luxus. Ich will jetzt kein schlechtes Gewissen machen und sagen: wir müssen lernen, auf so was zu verzichten, wir müssen uns auf die Natur und was Gott uns durch sie schenkt konzentrieren.
Nein. Ich bin dankbar, dass unser Leben meistens eben kein Kampf um das tägliche Überleben ist, sondern dass wir mehr haben. Ich bin dankbar, dass Kinder bei uns in die Schule gehen dürfen und nicht unter unwürdigen Bedingungen als Sklaven arbeiten müssen. Ich bin dankbar, dass ich nicht nur Wasser zu trinken habe und dass wir mobil sein können und dadurch andere Städte und Länder, andere Menschen und Ideen kennen lernen können. Dankbar, dass ich damit leichter als Mensch unter Menschen leben kann und nicht gegen andere um mein Dasein kämpfen muss. Dankbar, dass ich leben darf - und dass mit manches im Leben leichter fällt oder gemacht wird. Dankbar leben - das ist das Stichwort. Gott hat uns die Erde mit ihren Möglichkeiten gegeben, damit wir LEBEN - wer wie der Bauer oder die eine im Anspiel nur den Besitz sieht und glaubt, der würde Ruhe und Sinn verschaffen, der verpasst das Leben. Weil er sich an letztlich tote Dinge hängt. Weil er Hilfsmittel, Nebensächlichkeiten, zur Hauptsache werden lässt. Dankbar LEBEN - für mich heißt das, die Möglichkeiten erkennen und annehmen und, trotz allem, was dabei schief geht, etwas damit machen. Für andere und für sich. Andere zum Leben einzuladen, so wie Gott uns zum Leben einlädt. Immer wieder neu. Auch dann, wenn wir uns schwer mit dem Leben tun. Gott gibt uns nicht auf. Gebe Gott, dass wir daraus Kraft zum dankbaren Leben als Mensch unter Menschen ziehen. Amen
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